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Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden

Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden

Titel: Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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langsam ein großer Messingventilator.
    Tiarella saß hinter einem großen Teakschreibtisch. Die einzigen Gegenstände auf der polierten Holzoberfläche vor ihr waren ein wenigstens hundert Jahre alter Computer und Stapel Karten mit einem phantasievollen Muster auf der Rückseite – nach allem, was er sehen konnte, handelte es sich um eine Sternenkarte.
    Er setzte sich in einen nüchternen hochlehnigen Stuhl vor dem Schreibtisch und blickte sie erwartungsvoll an.
    »Sprechen wir über Ihre Aufgaben«, begann sie. »Sie können damit anfangen, die Hütten der Obstbauern zu reparieren. Wir haben eine vollständig ausgerüstete Zimmermannswerkstatt. Ross benutzt sie nicht mehr besonders oft. Können Sie mit Werkzeugen umgehen?«
    Er überprüfte die Dateien in seinem synaptischen Netz. »Ich könnte keinen kunstvollen Schrank bauen, aber Dachbalken auf die richtige Länge zu schneiden ist kein Problem.«
    »Gut. Wenn Sie damit fertig sind, möchte ich, dass Sie sich den Garten vornehmen.«
    »In Ordnung.«
    Tiarella nahm den Kartenstapel in die Hand und begann geistesabwesend, die Karten zu mischen. Sie besaß das Geschick eines professionellen Croupiers. »Das alles ist allmählich ein wenig zu sehr zugewuchert, wissen Sie? Charmaine mag vielleicht ganz romantisch aussehen, wenn man daran vorbeisegelt, aber die Ranken werden zu einem ausgesprochenen Ärgernis.«
    Er nickte in Richtung einer der großen Photographien an der Wand. Sie zeigte drei Personen in einer formellen Familienpose. Tiarella, als sie noch jünger war (und Althaea noch ähnlicher sah), einen bärtigen Mann Ende zwanzig und einen Knaben von vielleicht zehn Jahren. »Ist das Ihr Ehemann?«
    Die Karten mischten sich mit einem lauten schnurrenden Geräusch.
    »Ja. Das ist Vanstone, und Krelange, unser Sohn. Beide sind seit achtzehn Jahren tot. Es war ein Bootsunfall. Sie waren außerhalb des Archipelagos und wurden von einem Hurrikan überrascht. Man fand sie erst zwei Tage später. Es war nicht mehr viel von ihnen übrig. Die Razorsquids …«
    »Es muss sehr schlimm für Sie gewesen sein.«
    »Ja. Ja, das war es. Ich habe ihn geliebt wie sonst nichts auf der Welt. Unsere Beziehung hat wirklich gedauert, bis der Tod uns geschieden hat. Wäre nicht Althaea gewesen, hätte ich mich wahrscheinlich umgebracht.«
    Er blickte sie überrascht an und begegnete einem harten Grinsen.
    »O ja, es ist möglich, jemanden so sehr zu lieben. So sehr, dass seine Abwesenheit die reinste Folter ist. Haben Sie jemals eine so tiefe Liebe erlebt, Eason?«
    »Nein.«
    »Ich weiß nicht, ob ich Sie deswegen beneiden oder bedauern soll. Meine Gefühle für Vanstone waren wie eine Urgewalt. Sie beherrschten mein Leben, unberührbar und unzerbrechlich. Selbst jetzt ist es noch nicht vorbei. Es wird niemals vorbei sein. Aber ich habe ein paar Hoffnungen für Charmaine und Althaea.«
    »Sie ist ein nettes Mädchen. Sie wird sicherlich mit dieser Insel zurechtkommen. Charmaine besitzt eine Menge Potential. Ein wunderbares Erbe.«
    »Ja. Sie hat eine schöne Zukunft vor sich. Ich lese es in den Karten.«
    »Richtig.«
    »Glauben Sie an das Tarot, Eason?«
    »Ich bilde mir lieber ein, mir mein eigenes Schicksal aussuchen zu können.«
    »Das tun wir alle, zumindest anfangs. Es ist ein Trugschluss. Unsere Leben finden alle gleichzeitig statt. Das Bewusstsein ist nichts weiter als ein Fenster in die Zeit. So funktionieren die Karten, die Teeblätter, die Handlesekunst, selbst die Kristallkugeln. Welchen Zweig der Kunst man auch benutzt, es geht im Grunde genommen lediglich darum, den Verstand zu schärfen.«
    »Ja. Ich glaube, das habe ich auf dieser Welt schon einmal gehört.«
    »Die Kunst gestattet mir, in die Zukunft zu blicken. Und Gott sei dank wird Althaea nicht so sehr leiden, wie ich es getan habe.«
    Er rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her und verspürte zum ersten Mal so etwas wie aufkeimende Unsicherheit. Trauer und Einsamkeit konnten schon an einem Verstand zerren, ganz besonders, wenn es achtzehn Jahre waren.
    »Möchten Sie erfahren, was die Zukunft für Sie bereithält, Eason?«, fragte Tiarella. Sie schob ihm den Kartenstapel über den Tisch. »Heben Sie ab.«
    »Vielleicht ein andermal.«
     
    Rousseau brachte ihn zu der Hütte. Sie folgten einem Pfad unter dunklen Bäumen hindurch, der sich hinter der Rückseite des Hauses erstreckte. Der alte Mann schien erfreut über die Aussicht männlicher Gesellschaft auf der Insel. Nicht zuletzt deswegen, weil

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