Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden
sein Anteil an der Arbeit beträchtlich verringert werden würde. Wenn es nach Rousseau ging, wahrscheinlich gegen null, schätzte Eason.
»Ich habe fast mein ganzes Leben hier verbracht«, erzählte Rousseau. »Ich lebe noch länger hier als selbst Tiarella. Ihr Vater, Nyewood, hat mich als Pflücker in den Obsthainen eingestellt, als ich noch jünger war als Sie heute. So um die Fünfzehn war ich, glaube ich.« Sein Blick schweifte ziellos hinauf zu dem Gewirr ineinander verschlungener Äste, und die Mundwinkel seiner schlaffen Lippen sanken noch weiter herab. »Es würde dem alten Nyewood bestimmt nicht gefallen, wenn er sehen könnte, was aus seiner Insel geworden ist. Er ganz allein hat aus Charmaine einen erfolgreichen Betrieb gemacht, aufgebaut auf den Visionen seines Vaters. Die Hälfte dieser Bäume hier sind genetische Varietäten, die er zusammengespleißt hat, Verbesserungen von kommerziellen Züchtungen. Die meisten davon habe ich selbst gepflanzt.«
Eason brummte nur als Antwort auf die zusammenhanglosen Reminiszenzen des Alten, doch er musste ihm insgeheim Recht geben. In diesem Teil des Dschungels gab es einen Überfluss an Früchten, Orangen, Zitronen, Limonen und etwas, das an eine blaue Grapefruit erinnerte, doch die meisten davon waren nicht erreichbar. Die Äste waren seit einem Jahrzehnt nicht mehr zurückgeschnitten worden, sie waren viel zu lang, selbst an den Bäumen, die genetisch in eine bestimmte Form programmiert waren.
»Warum bleiben Sie dann eigentlich noch hier?«, fragte Eason.
»Wegen der kleinen Althaea natürlich. Was würde aus ihr, wenn ich mich nicht um alles kümmern würde? Ich mochte Vanstone auch sehr gerne, als er noch gelebt hat. Er war so ein netter Bursche. Er hat mich behandelt wie einen älteren Bruder, wissen Sie? Also tue ich für seine Tochter, was in meinen Kräften steht, um seine Erinnerung zu ehren. Ich war wie ein Vater für sie.«
»Richtig.« Niemand sonst hätte den alten Trunkenbold bei sich aufgenommen.
Sie waren auf einer weiteren Lichtung herausgekommen, auf der zwölf kleine Hütten standen. Rousseau jedenfalls nannte es Lichtung; das Gras reichte Eason bis über die Knie.
»Meine alte Hütte«, sagte Rousseau. »Die Beste von allen.« Er klopfte auf die Vordertür von Nummer drei.
»Bruchbude, bestenfalls, aber nicht Hütte«, murmelte Eason leise vor sich hin. Zwei Zimmer und ein Duschabteil aus verblichenen Holzplanken, die sich beängstigend verzogen hatten, ein Dach aus dicken Palmwedeln und eine Veranda auf der Vorderseite. In den Fenstern war kein Glas; stattdessen dienten grob gezimmerte Fensterläden dem Schutz vor den Elementen.
»Ich habe die Angeln repariert und erst letzte Woche ein neues Bett hinein gestellt«, sagte der Alte, und sein breites Grinsen zeigte drei fehlende Zähne. »Tiarella hat mir gesagt, dass ich auch das Dach reparieren soll. Und das mit meinem Rücken! Diese Frau erwartet Wunder! Aber jetzt, wo Sie hier sind, kann ich Ihnen ja helfen.«
Eason blieb auf der Türschwelle stehen, und ein eisiger Schauer lief über seinen Rücken herab. »Was meinen Sie damit, erst letzte Woche?«
»Letzten Donnerstag war es, letzten Donnerstag hat sie es zu mir gesagt. Ross, hat sie gesagt, mach eine von den Hütten fertig, damit jemand drin wohnen kann. Es war das reinste Chaos, wissen Sie? Ich hab schon eine ganze Menge Arbeit für Sie erledigt.«
»Damit ich hier drin wohnen kann?«
»Ja.« Rousseau trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen, während Eason ihn ungläubig anstarrte.
»Was denn, hat sie mich etwa beim Namen genannt?«
»Nein. Wie denn? Hören Sie, ich habe die Toilette wieder repariert. Sie müssen also nicht jedes Mal zum Haus zurückrennen.«
Easons Hand schoss vor und packte den Stoff von Rousseaus Weste. »Was genau hat Tiarella gesagt?«
Rousseau grinste ihn kläglich an, während er versuchte, sich aus Easons Griff zu befreien. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn, als er bemerkte, wie unmöglich dieses Unterfangen war.
»Sie hat nur gesagt, dass ein Mann kommen würde. Sie hat gesagt, es wäre die richtige Zeit, und wir sollten vorbereitet sein. Das war alles, ich schwöre es.«
Eason ließ ihn los. »Die richtige Zeit? Was hat sie damit gemeint?«
»Ich weiß es nicht. Woher soll ich das wissen?« Rousseau strich die Vorderseite seiner Weste glatt. »Tiarella … sie ist nicht … Sie wissen schon. Seit Vanstones Tod muss ich damit leben. Die Hälfte von dem, was sie sagt, ist
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