Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden
begann er, am knorrigen Stamm eines alten Orangenbaums hochzuklettern.
Die Äste wuchsen dicht und waren unnachgiebig, doch er zwängte und wand sich einen Weg nach oben, wobei er sich am ganzen Leib Kratzer und Blessuren zuzog. Schließlich hatte er eine Position über dem Pfad erreicht.
Donner und Blitze überschwemmten seine Sinne. Er war jetzt vollkommen abhängig von seinen Retina-Implantaten, und er konnte nur hoffen, dass sie ausreichten, um das Chaos des Sturms zu durchdringen.
Die Infrarotsensoren zeigten ihm einen großen, heißen Fleck, der sich durch den dunklen Tunnel, den das Blätterdach der Bäume zu beiden Seiten des Weges bildete, in Richtung des Hauses bewegte. Rasch löste sich der Fleck zu den Umrissen einer menschlichen Gestalt auf. Ein Mann näherte sich. Eason hielt den Atem an. Wenn er den Fremden sehen konnte, dann war er für den anderen ebenfalls sichtbar. Es war ein dummer Zug gewesen; er hatte darauf spekuliert, dass die Angreifer inzwischen näher beim Haus waren.
Doch der Mann war nur noch ein paar Meter entfernt, und er gab durch nichts zu erkennen, dass er Eason gesehen hätte. Er trug dunkles Ölzeug und einen breitrandigen Hut, und in den Armen hielt er etwas, das aussah wie ein Gewehr. Ein Bauerntrottel auf der Jagd.
Es war offensichtlich alles andere als eine professionelle Operation, stellte Eason fest. Was nur noch weniger Sinn ergab. Ein zweiter Mann brach sich lautstark Bahn durch das Unterholz neben dem Pfad. Er veranstaltete so viel Lärm, dass er über das Donnern und die krachenden Blitze hinweg zu hören war.
Der Mann auf dem Pfad war jetzt direkt unter Eason, und er schlich weiter. Ein Stück weit entfernt in Richtung Ozean gab es ein Spektakel. Jemand schrie. Der Schrei brach erstickt ab, doch Eason fand genug Zeit, um Richtung und ungefähre Entfernung zu bestimmen.
»Whitley? Whitley, wo zur Hölle steckst du?«
Das war der Bursche, den Eason abseits vom Weg gehört hatte. Er schrie aus Leibeskräften.
»Los, komm, machen wir, dass wir unter diesen verdammten Bäumen herauskommen!«, rief der Mann auf dem Pfad zur Antwort. »Und sei gefälligst leise, sonst hört er uns am Ende noch!«
»Ich kann nicht einmal meine eigene beschissene Stimme hören! Was ist mit Whitley passiert?«
»Woher soll ich das wissen, verdammt noch mal? Wahrscheinlich ist er auf die Schnauze gefallen. Los, komm jetzt endlich weiter!«
Der Bursche auf dem Pfad setzte sich wieder in Bewegung.
Eason landete in dem Augenblick hinter ihm, in dem ein weiterer Donnerschlag die knarrenden Bäume erzittern ließ. Er nahm Maß und schlug zu. Mit der ganzen Kraft seiner aufgerüsteten Muskulatur traf Easons Faust den Mann im Nacken. Die Halswirbelsäule brach augenblicklich, und Knochensplitter durchbohrten die Luftröhre und erstickten selbst das reflexhafte Grunzen, das der Sterbende von sich gab.
Der Leichnam kippte vornüber und erzeugte ein quatschendes Geräusch, als er im aufgeweichten Schlamm landete. Eason packte das Gewehr und überprüfte es mit einem schnellen Blick. Sein synaptisches Netz startete eine Suche in seinen Speichern und identifizierte die Waffe als eine Walther Fluxpumpe. Eine Art magnetische Schrotflinte, die mit jedem Schuss einen Hagel von achtzig Stahlkugeln verschleuderte.
Das Magazin war mit fünfundzwanzig Schuss voll geladen. Zufrieden stürzte Eason zurück in das Unterholz und näherte sich tief gebückt dem zweiten Eindringling.
Der Mann lehnte am Rand des Rasens hinter einem Baumstamm und spähte zwischen den Zweigen hindurch auf das Haus. Eason stand drei Meter hinter ihm, richtete die Fluxpumpe auf seine Beine und schoss.
»Wer seid ihr?«
»Herr im Himmel, du hast auf mich geschossen! Du hast mich verdammt noch mal verwundet! Ich kann meine Beine nicht mehr spüren!«
Der Kerl war ebenfalls ein Hinterwäldler, genau wie der erste. Eason schüttelte verwundert den Kopf und hob den Lauf der Fluxpumpe ein wenig. »In drei Sekunden spürst du deinen Schwanz nicht mehr, wenn du mir nicht antwortest. Und jetzt will ich wissen, wer ihr seid!«
»Nicht schießen, um Gottes willen! Ich bin Fermoy. Fermoy ist mein Name, in Ordnung?«
»In Ordnung. Gut gemacht, Fermoy. Und wer bist du, und woher kommt ihr?«
»Ich bin Schiffsbauer, drüben auf Boscobel.«
»Wo liegt Boscobel?«
»Neun Kilometer von hier. Es ist eine Insel. Gott, meine Beine!«
»Was machst du hier, Fermoy?«
»Wir sind wegen dem Fremden gekommen. Wegen … wegen
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