Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden
Ihnen!«
»Warum?«
»Sie werden gesucht. Auf Sie ist ein Kopfgeld ausgesetzt.«
»Und ihr habt euch gedacht, ihr könnt es euch verdienen?«
»Ja.«
»Wem wolltet ihr mich denn übergeben, Fermoy?«
»Torreya.«
»Warum ausgerechnet Torreya?«
»Sie sind aus Kariwak weggelaufen. Wir dachten, Torreya wäre hinter Ihnen her. Sonst wären Sie doch nicht aus Kariwak geflüchtet.«
»Wer hat euch denn überhaupt gesagt, dass ich auf der Flucht bin?«
»Ross.«
Eason starrte auf den Verwundeten herab und fletschte die Zähne vor nackter Wut. Dieser alte versoffene Idiot! Er war in Sicherheit gewesen auf Charmaine. Niemand hätte ihn hier aufgespürt. Angestrengt bemühte er sich, seine Wut herunterzuschlucken.
»Wann hat Rousseau euch von mir erzählt?«
»Heute Morgen. Wir haben getrunken. Es ist ihm herausgerutscht. Sie wissen ja, wie er ist.«
»Wie viele seid ihr?«
»Nur wir drei. Niemand sonst.«
Also hatte Tiarella Recht gehabt. »Und wie viele Leute auf Boscobel wissen noch von mir?«
»Nur wir.«
»In Ordnung. Ich denke, damit weiß ich alles, was ich wissen muss.«
Der dritte Kopfgeldjäger, Whitley, war leicht zu finden. Der Mann lag seltsam bewegungslos inmitten eines breiten Kreises aus niedergewalztem Unterholz. Mit schussbereit erhobener Waffe machte Eason ein paar vorsichtige Schritte auf ihn zu.
Über ihm zuckte ein blendend heller Blitz.
Whitley war vom Hals an abwärts in eine Art Spiralrohr gewickelt, dreißig Zentimeter dick, pechschwarz und böse glitzernd. Er röchelte schwach, und Blut sickerte aus seinem Mund. Eason spähte angestrengt nach vorn, und mit bis zum Zerreißen angespannten Nerven schaltete er seine Retina-Implantate auf Infrarotsicht. Die Rohrspirale leuchtete dunkelrot, und ein gutes Stück davon ringelte sich durch das Gras.
»Herr im Himmel!«
Der Kopf der Schlange tauchte direkt vor ihm auf. Es war ein dämonischer, stromlinienförmiger Schädel von bestimmt siebzig Zentimetern Länge, mit weit aufgerissenem Maul und Fangzähnen, die so groß waren wie Finger. Eine blutrote Zunge, so dick wie Easons Unterarme, schoss hervor und tastete vibrierend die Umgebung ab.
Trainierte Reflexe oder nicht – was zu viel war, war zu viel. Eason wandte sich ab und rannte zu Tode erschrocken los.
»Solange tut dir nichts«, rief ihm Tiarella über das Rauschen des Sturms hinweg nach. »Er ist affinitätsgebunden. An mich.«
Sie stand hinter ihm, und das regendurchnässte Nachthemd klebte an ihrem Leib wie eine blaue Haut.
»Dieses Ding gehört dir?«
»Solange? Ja. Mein Vater hat ihn erschaffen. Er ist ein Python, aber ich weiß nicht, ob Vater gewusst hat, dass er so groß werden würde. Andererseits frisst er eine Unmenge Feuerdrachen.«
Das eigentlich Entsetzliche daran war die Leichtigkeit in ihrer Stimme. Fast, als würde sie plaudern! Dieses verrückte Miststück!
Eason wich zwei weitere Schritte zurück. Die Schlange war schon die ganze Zeit über auf der Insel gewesen. Tiarella hätte sie ihm auf den Hals hetzen können, wann immer ihr danach gewesen war, und er hätte es niemals erfahren. Nicht vor seinem allerletzten Augenblick, wenn der riesige Kopf sich aus der Tarnung des Unterholzes gehoben hätte.
»Möchtest du diesem hier noch Fragen stellen?«, erkundigte sich Tiarella und deutete auf Whitley.
»Nein.«
Ihre Augenlider senkten sich flatternd.
Whitley setzte zu einem erneuten Schrei an, als sich die Spirale, die ihn umhüllte, geschmeidig zusammenzog. Der Laut seiner Stimme wurde verschluckt vom Krachen berstender Knochen und einem widerlich nassen, quatschenden Geräusch. Mit zusammengebissenen Zähnen blickte Eason zur Seite.
»Ich nehme das Boot der drei und versenke es draußen«, sagte Tiarella. »Jeder wird denken, dass sie im Sturm gekentert sind. Du kannst in der Zwischenzeit die Leichen vergraben. Irgendwo, wo Althaea sie nicht findet, wenn möglich.«
»Sie hat mich gefragt, wie alt du meiner Meinung nach bist«, nuschelte Rousseau und rülpste. »Ich hab gesagt, so um die fünfunddreißig.«
»Danke vielmals«, antwortete Eason. Er saß zusammen mit dem alten Mann am Strand der Lagune, mit dem Rücken gegen einen umgefallenen Baumstamm gelehnt, und beobachteten, wie es langsam dunkler wurde. Seit mehr als einer Stunde ging eine Flasche von Rousseaus grässlichem Selbstgebranntem Zeug zwischen den beiden Männern hin und her. Eason trank inzwischen keinen Schluck mehr, obwohl er immer noch so tat als ob.
»Du bist ein guter
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