Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden
Stöckelschuhe klackerten missbilligend über den Metallboden.
Es war eine der peinlicheren Ironien des Lebens, dass der Besitzer eines Multi Millionen Dollar teuren Raumschiffes keinen Pfennig Geld zu viel hatte. Marcus Calvert hob seine Flasche und prostete damit seinen beiden Besatzungsmitgliedern zu, die zusammen mit ihm am Tisch saßen. »Cheers.«
Flaschenhälse klirrten aneinander.
Marcus Calvert nahm einen tiefen Schluck und bemühte sich, keine Miene zu verziehen angesichts des Geschmacks. Billiges Bier schmeckte überall in der Konföderation gleich. Was das anging, so war Marcus Calvert inzwischen ein wahrer Experte.
Roman Zucker, der Fusionsingenieur der Lady MacBeth, warf einen sehnsüchtigen Blick auf die langen Reihen eleganter Flaschen, die hinter der Bar angeordnet waren. Die Lomaz- Bar verfügte über eine beeindruckende Auswahl an teuren importierten Bieren und Spirituosen. »Ich hab schon Schlimmeres getrunken.«
»Du wirst eine Menge Besseres trinken, wenn wir erst unseren Frachtcharter haben«, sagte Katherine Maddox, die Energieknoten-Spezialistin des Schiffes. »Hast du schon eine Idee, was es ist, Captain?«
»Der Agent wollte nichts verraten; nur so viel, dass es sich um einen privaten Auftrag handelt, kein Firmengeschäft.«
»Sie werden uns doch nicht in einen Kampfeinsatz schicken?«, sagte Katherine. Ein rebellischer Unterton hatte sich in ihre Stimme geschlichen. Sie war Ende vierzig, und wie die Calverts hatte auch ihre Familie alle Nachkommen genetisch verändert, um sowohl Schwerelosigkeit als auch hohe Beschleunigungskräfte besser zu überstehen. Die wichtigsten Modifikationen hatten ihr eine dickere Haut, härtere Knochen und härtere innere Membranen verliehen; ihr wurde in der Schwerelosigkeit niemals schwindlig oder übel, noch quoll ihr Gesicht auf. Derartige Veränderungen waren ein perfektes Rezept für stumpfe Gesichtszüge, und Katherine bildete keine Ausnahme.
»Wenn sie es versuchen, nehmen wir nicht an«, versicherte ihr Marcus Calvert.
Katherine wechselte einen unsicheren Blick mit Roman und ließ sich in ihren Sessel zurücksinken.
Die Option eines Kampfauftrags war etwas, das Marcus als bedauerlicherweise durchaus möglich betrachtete. Die Lady MacBeth war Kampf tauglich, und der Sonora-Asteroid gehörte zu einem Lagrange-Cluster mit einer starken Autonomiebewegung. Eine unglückliche Kombination. Doch seit seinem siebenundsechzigsten Geburtstag vor zwei Monaten hoffte Marcus ernsthaft, dass diese Art von Aufträgen endgültig hinter ihm lag. Außerdem verdiente seine gegenwärtige Besatzung etwas Besseres. Er schuldete ihnen den Lohn von zehn Wochen, und nicht einer von ihnen war bis jetzt zu ihm gekommen und hatte sein Geld verlangt. Sie vertrauten ihm, dass er irgendwann zahlen würde. Marcus war fest entschlossen, sie nicht zu enttäuschen.
Ein Teil seiner Schwierigkeiten rührte aus den ruinösen Preisen her, die kryogenischer Treibstoff dieser Tage kostete. Die Raumfahrt war kein preiswertes Vergnügen und verschlang gewaltige Mengen an Energie. Auch die Ausgaben für Wartung und Reparaturen schnitten tief in die engen Gewinnspannen.
Der Flug zum Sonora-Asteroiden ohne jede Fracht war ein schwerer finanzieller Rückschlag gewesen. Es war eine Situation, mit der Marcus während seiner gesamten Laufbahn als Schiffskommandant konfrontiert gewesen war; die Galaxis überschüttete unabhängige Raumschiffe nicht gerade mit Gefälligkeiten.
»Das könnten sie sein«, sagte Roman mit einem Blick über das Geländer. Eines der kleinen Taxischiffe des Sonora näherte sich ihrem großen Ausflugsfloß.
Marcus hatte noch nie eine Biosphärenkaverne wie diese gesehen. Das Zentrum des gigantischen Felsens war von Bergbaumaschinen ausgehöhlt worden, und eine zylindrische Höhle von zwölf Kilometern Länge und fünf Kilometern Durchmesser war entstanden. Normalerweise wurde anschließend der Boden mit Erde bedeckt, und Obstbäume und Gras wurden gepflanzt. In Sonoras Fall hatten die Umweltingenieure einfach Wasser hineingespült. Das Resultat war ein kleiner Süßwasserozean, der, ganz gleich wo man gerade war, den Eindruck erweckte, als befände man sich am Boden eines Tales aus Wasser. Auf der grauen Wasserfläche schwammen unzählige Flöße, auf denen Hotels, Bars und Restaurants standen.
Taxiboote jagten zwischen ihnen und den Kais an der Basis der beiden flachen Kavernenwände hin und her. Der schicke Kutter, der nun auf die Lomaz- Bar zu kam, hatte auf
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