Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden
seinen roten Ledersitzen zwei Fahrgäste.
Marcus beobachtete interessiert, wie sie aus dem Taxi ausstiegen. Er befahl seiner neuralen Nanonik, eine neue Speicherzelle zu öffnen, und legte die Bilder der beiden in einer visuellen Datei ab. Der erste, der von Bord ging, war ein Mann Mitte dreißig; sein langes Gesicht und die sehr breite Nase verliehen ihm einen Ausdruck von imposanter Würde. Er trug teure Freizeitkleidung, ein orangefarbenes Jackett und türkisfarbene Hosen mit einer hellroten Schärpe, wie es dieses Jahr auf Avon Mode war. Seine Partnerin war weniger augenfällig. Sie war Ende zwanzig und offensichtlich genetisch verändert; orientalische Gesichtszüge unter weißem Kraushaar, das aerodynamisch nach hinten geföhnt war. Ihr konservativer schiefergrauer Geschäftsanzug und die steifen Bewegungen ließen die Frau vom ersten Augenblick an höchst unsympathisch erscheinen.
Die beiden kamen geradewegs zu Marcus Calverts Tisch und stellten sich als Antonio Ribeiro und Victoria Keef vor. Antonio schnippte mit den Fingern nach der Kellnerin, die sich diesmal Zeit ließ, bevor sie an ihren Tisch kam. Ihre Stimmung änderte sich schlagartig, als Antonio eine einheimische Fünftausend-Peso-Note auf ihr Tablett warf und ihr sagte, sie möge doch bitte eine Flasche Norfolk Tears bringen.
»Ich hoffe doch, dass wir unsere erfolgreichen Geschäftsverhandlungen feiern können, meine Freunde«, sagte er. »Und falls nicht, ist es immer noch genau die richtige Tageszeit, um dieses magische Getränk zu sich zu nehmen, oder?«
Marcus wurde augenblicklich misstrauisch. Es war nicht nur das falsche Gehabe des Mannes; seine Intuition kratzte an seinem Hinterkopf. Manche seiner Freunde nannten es programmierte Paranoia, doch Marcus irrte sich nur selten. Es war eine Gabe, die in der Familie lag, ganz ähnlich der Wanderlust, die keine genetische Behandlung bisher hatte auslöschen können.
»Mir ist die Tageszeit völlig gleich«, sagte Roman.
Antonio strahlte ihn an.
»Der Frachtagent hat gesagt, Sie hätten einen Charter für uns«, sagte Marcus. »Von einer Geschäftsverhandlung hat er nichts erwähnt.«
»Wenn ich Sie für einen Augenblick um Nachsicht bitten dürfte, Captain Calvert. Sie sind ohne Fracht hier angekommen. Sie müssen ein sehr wohlhabender Mann sein, um sich so etwas leisten zu können.«
»Es waren besondere … Umstände, die uns gezwungen haben, vorzeitig vom Ayacucho abzureisen.«
»Ja«, murmelte Katherine dunkel. »Ihr Ehemann.«
Marcus hatte mit so etwas gerechnet und lächelte ernst. Er hatte während des ganzen Fluges nicht viel anderes von seiner Besatzung zu hören bekommen.
Antonio nahm das Tablett mit der kostbaren tränenförmigen Flasche von der Kellnerin in Empfang und winkte ab, als sie ihm Wechselgeld geben wollte. Sie schenkte ihm ein gespielt schüchternes Lächeln, und ihre Augen blitzten herausfordernd.
»Verzeihen Sie mir, wenn ich taktlos erscheine, Captain, aber Ihre finanziellen Ressourcen stehen im Augenblick nicht zum Besten«, sagte Antonio.
»Sie waren schon einmal besser, zugegeben. Trotzdem ist meine Lage noch längst nicht verzweifelt. Die Vertreter der Kreditinstitute würden sich wahrscheinlich überschlagen, wenn ich ein Darlehen auf meinen nächsten Charter aufnehmen wollte.«
Antonio reichte ihm ein Glas. »Und doch tun Sie es nicht. Warum, Captain?«
»Ich mag wohl knapp bei Kasse sein, aber ich bin alles andere als bankrott. Ich besitze die Lady MacBeth, und ich habe sehr lange gebraucht, um so weit zu kommen. Aber es bedeutet, dass ich mit ihr hinfliege, wohin ich will, genau wie ich es immer gewollt habe. Ich bin mit meinem Schiff auf Erkundungsmissionen bis weit jenseits der Grenzen der Konföderation vorgedrungen, um neue terrakompatible Welten zu finden, ich habe mein eigenes Geld mit Fracht riskiert und bin selbst in Kämpfe mit zweifelhaften Hintergründen gezogen. Wenn ich mich für ein gesichertes Einkommen abrackern will, dann unterschreibe ich bei einer der Liniengesellschaften. Nichts anderes wäre es, wenn ich ein Darlehen aufnähme.«
»Bravo, Captain!« Antonio hob sein Glas und prostete ihm zu. »Mögen die grauen Männer für alle Zeiten in der Hölle schmoren.« Er nippte an seinen Norfolk Tears und lächelte anerkennend. »Ich für meinen Teil bin mit der falschen Menge Geld geboren. Genug, um zu wissen, dass ich mehr wollte.«
»Mr. Ribeiro, ich kenne sämtliche Methoden in der Galaxis, die schnellen Reichtum versprechen. Sie
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