Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden
dieses Schiff doch nur an; wir sind Jahrhunderte davon entfernt, etwas Derartiges zu bauen.«
»Die edenitischen Voidhawks sind ziemlich hoch entwickelt«, konterte Marcus. »Wir bauen lediglich in anderen Maßstäben. Diese Xenos mögen uns in technologischer Hinsicht überlegen sein, trotzdem sind die physikalischen Gesetze im gesamten Universum gleich. Unser Verständnis der Quantenrelativität reicht völlig aus, um überlichtschnelle Raumschiffe zu bauen, trotzdem ist es uns nach mehr als vierhundertfünfzig Jahren theoretischer Forschung noch nicht gelungen, eine auch nur annähernd ähnlich schnelle Methode zur Kommunikation zu entwickeln. Weil nämlich keine existiert.«
»Wenn sie nicht rechtzeitig zurückgekehrt sind, hätte ihre Heimatwelt doch wohl sicherlich ein Schiff hinterher geschickt, um sie zu suchen und zu bergen«, gab Schutz zu bedenken.
»Dazu hätten sie aber den genauen Kurs des ersten Schiffes kennen müssen«, widersprach Wai. »Und warum hätten die Schiffbrüchigen die Sendeanlage bauen sollen, wenn das Suchschiff sie gefunden hat?«
Marcus schwieg. Er wusste, dass er Recht hatte. Irgendwann würden sich die anderen seiner Meinung anschließen. So war es immer.
»Also schön, hören wir auf zu streiten, was mit ihnen passiert ist und warum sie den Sender gebaut haben«, sagte Karl. »Wann gehen wir endlich rüber, Captain?«
»Haben Sie alle das Gold ganz vergessen?«, mischte sich Antonio in die Diskussion. »Das Gold ist schließlich der Grund, aus dem wir in dieses System gekommen sind. Wir sollten unsere Suche wieder aufnehmen. Dieses alte Wrack kann warten.«
»Warum sind Sie so verrückt nach dem Gold? Das hier ist hundertmal mehr wert als jedes Gold.«
»Ich wüsste nicht warum. Ein uraltes, aufgegebenes Raumschiff, das nur noch ein paar funktionierende Schaltkreise besitzt. Hören Sie auf. Ich habe mir die ganz Unterhaltung geduldig angehört, aber jetzt müssen wir uns wieder unserer ursprünglichen Aufgabe zuwenden.«
Marcus starrte den Mann überrascht an, und ein wirklich ungutes Gefühl stieg in ihm auf. Wer sich auch nur im geringsten mit Finanzen und Märkten auskannte, musste doch wissen, welchen unvorstellbaren Wert ein geborgenes Xeno-Raumschiff besaß. Und Antonio war reich auf die Welt gekommen. »Victoria«, sagte er, ohne den Blick von Antonio abzuwenden, »kommen noch immer Datenströme von den magnetischen Detektorsatelliten herein?«
»Ja.« Sie berührte Antonios Arm. »Der Captain hat Recht. Wir können die Satelliten auch von hier aus überwachen und gleichzeitig das Xeno-Raumschiff untersuchen.«
»Doppelter Gegenwert für gleiches Geld«, sagte Katherine mit einem unschuldigen Lächeln.
Antonios Gesicht wurde hart. »Also gut«, sagte er widerwillig. »Wenn das deine fachmännische Meinung ist, Victoria, meine Liebe. Machen Sie weiter, wie Sie denken, Captain.«
In deaktiviertem Zustand war der SII-Raumanzug ein breiter, ringförmiger, mit Sensoren bestückter Kragen, aus dem ein Atemschlauch ins Innere ragte und an dessen Rückseite eine schwarze, fußballgroße Kugel aus programmierbarem Silikon hing. Marcus stülpte sich den Kragen über den Kopf, biss auf das Mundstück und übertrug per Datavis einen Aktivierungskode an den Kontrollprozessor des Anzugs. Die Silikonkugel zerfloss über seiner Brust und begann, sich wie ein klebriges Öl über seinen gesamten Körper zu verteilen. Das Material umhüllte seinen Kopf vollständig, und die Kragensensoren ersetzten seine Augen, indem sie sämtliche Daten direkt an seine neurale Nanonik übertrugen. Außer Marcus befanden sich noch drei weitere Leute im Vorbereitungsabteil für den EVA-Einsatz: Schutz, der keinen Raumanzug benötigte, um sich ins Vakuum zu begeben, Antonio sowie Jorge. Marcus hatte seine Überraschung für sich behalten, als die beiden sich freiwillig gemeldet hatten. Er war heilfroh und erleichtert zugleich gewesen, dass sie nicht im Schiff zurückbleiben würden, zumal Wai das MSV steuerte.
Nachdem sein Körper von Silikon umhüllt war, stieg er in ein gepanzertes Exoskelett mit integrierten kaltgasbetriebenen Manövrierjets. Der SII-Raumanzug konnte niemals undicht werden, doch falls Marcus von einem Partikel getroffen wurde, würde die Panzerung den Aufschlag absorbieren.
Als sich die äußere Luke der Luftschleuse öffnete, schwebte das MSV in einer Entfernung von fünfzehn Metern vor ihnen. Marcus übermittelte einen kurzen Befehl an den Kontrollprozessor seines
Weitere Kostenlose Bücher