Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden
bauen?«, widersprach Victoria. »Es ist sehr unpraktisch. Die Menschen benutzen schon seit Jahrhunderten diskrete Teleskope, die miteinander verbunden sind, um auf diese Weise die erreichbare Auflösung zu erhöhen. Fünf kleine Schüsseln, die eine Million Kilometer voneinander entfernt aufgestellt sind, würden eine Auflösung erzeugen, die um Größenordnungen höher wäre. Außerdem – warum ausgerechnet hier? Die Felsbrocken sind gefährlich, erst recht bei einer so großen und empfindlichen Konstruktion. Man kann sehen, dass der gesamte Rumpf von kleinen Kratern übersät ist, und auch dieses Einhorn sieht für mich aus, als wäre es beschädigt. Aber was noch schwerer wiegt ist die Tatsache, dass der Staubring selbst das halbe Universum blockiert. Nein, wenn man radioastronomische Untersuchungen anstellen will, dann sucht man sich dafür bestimmt kein Sternensystem wie dieses hier aus.«
»Vielleicht waren sie ja nur hier, um die Schüssel zu bauen«, sagte Wai. »Sie wollten eine Fernbeobachtung in diesem Teil der Galaxis errichten. Die fertige Station war dazu gedacht, in einem Sonnenfernen Orbit zu kreisen. Der Unfall erfolgte, bevor die Arbeiten abgeschlossen waren.«
»Was immer noch nicht erklärt, warum sie ausgerechnet dieses System ausgesucht haben«, entgegnete Marcus. »Wenn es eine Xeno-Rasse wie diese in der Nähe der Konföderation gäbe, hätten wir sie inzwischen längst gefunden. Oder sie uns.«
»Die Kiint«, sagte Karl.
»Möglich«, räumte Marcus ein. Die Kiint waren eine rätselhafte Rasse von Xenos mit einer Technologie, die allem, was die Konföderation bisher erreicht hatte, haushoch überlegen war. Allerdings lebten die Kiint zurückgezogen und verschlossen sich vor allen äußeren Einflüssen. Außerdem behaupteten sie, die Raumfahrt bereits vor langer Zeit aufgegeben zu haben. »Wenn es eines von ihren Schiffen ist, dann muss es jedenfalls sehr alt sein.«
»Und es ist immer noch funktionsfähig«, sagte Roman aufgeregt. »Meine Güte, denkt nur an die Technologie, die wir im Innern finden! Wir werden noch viel reicher, als wir mit Gold jemals hätten werden können.« Er grinste zu Antonio hinüber, dessen Stimmung beträchtlich gesunken war.
»Und was wollten die Kiint damit bezwecken, hier ein Radioteleskop zu errichten?«, fragte Victoria.
»Was zur Hölle spielt das für eine Rolle?«, entgegnete Karl. »Ich gehe freiwillig rüber, Captain.«
Marcus hörte schon nicht mehr zu. Er hatte sich erneut auf die Sensoren der Lady MacBeth aufgeschaltet und den Fokus über die Spitze des Antennenturms hinweg auf das Plateau gerichtet, auf dem das Wrack ruhte. Seine berühmte Calvert-Intuition meldete sich machtvoll und verknüpfte eine ganze Reihe offener Fragen und Spekulationen. »Ich glaube nicht, dass es sich hier um ein Radioteleskop handelt«, sagte er. »Ich glaube eher, dass wir es hier mit einem Notsender zu tun haben.«
»Einem Notsender mit einem Durchmesser von vier Kilometern?«, entgegnete Katherine.
»Wenn sie von der anderen Seite der Galaxis gekommen sind, dann müsste er schon so groß sein. Wir können von hier aus nicht einmal das Zentrum der Milchstraße sehen, so viel Gas und Staub sind im Weg. Man braucht etwas Kräftiges, um all das zu durchdringen.«
»Korrekt«, sagte Victoria. »Sie glauben also, die Xenos wollten ihre Heimatwelt um Hilfe anrufen?«
»Ja. Nehmen wir einmal an, ihre Heimatwelt liegt ziemlich weit entfernt, drei- oder viertausend Lichtjahre, wenn nicht noch weiter. Sie sind auf einer Erkundungsmission in dieser Region der Galaxis unterwegs und haben einen Unfall. Drei Viertel ihres Schiffes werden zerstört, einschließlich der Antriebssektion. Die Überlebenden verfügen nicht über die Technologie, um aus den Überresten einen funktionierenden Antrieb zu bauen, doch es gelingt ihnen, einen bereits existierenden Krater auf dem Felsen zu vergrößern, um auf diese Weise die Antennenschüssel mitsamt einem Sender zu bauen, der stark genug ist, um selbst Gott aufzuschrecken. Sie richten ihn auf ihre Heimatwelt und schreien um Hilfe. Sie können an Bord ihres Schiffes überleben, bis das Rettungsteam vor Ort eintrifft. Dazu wäre selbst unsere Null-Tau-Technologie imstande.«
»Klingt plausibel«, sagte Wai und zwinkerte Marcus zu.
»Niemals!«, widersprach Katherine. »Wenn die Xenos in Schwierigkeiten geraten wären, hätten sie mit Sicherheit einen überlichtschnellen Kommunikator benutzt, um nach Hilfe zu rufen. Sehen Sie sich
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