Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden
dass die lokale Regierung etwas davon bemerkt. Eine derartige Operation würden die Beobachtungssatelliten auf der Stelle entdecken. Asteroiden besitzen keine Pechblende-Vorkommen. Im Gegensatz zu Planetoiden. Und hier draußen wird niemand jemals erfahren, dass sie Uran geschürft haben.«
»Ich hab’s gewusst! Ich hab verdammt noch mal von Anfang an gewusst, dass diese sagenhaften Berge aus Gold von vorn bis hinten erlogen waren.«
»Entweder sind sie Terroristen oder irgendwelche Irren von der Unabhängigkeitsbewegung des Sonora-Asteroiden, oder sie gehören zu einem der schwarzen Syndikate. Wir müssen die anderen warnen. Wir dürfen sie auf keinen Fall zurück an Bord der Lady MacBeth lassen.«
»Einen Augenblick, Karl. Zugegeben, sie sind Mistkerle – aber wenn wir sie drüben im Wrack lassen, werden sie sterben. Selbst wenn du dazu bereit ist, ist es immer noch die Entscheidung des Captains.«
»Nein, ist es nicht. Nicht mehr. Wenn sie zurückkommen, werden weder du noch ich noch der Captain in der Lage sein, irgendeine Entscheidung über irgendetwas zu treffen. Sie wissen, dass wir spätestens dann alles über die Pechblende herausfinden, wenn die Lady MacBeth an dem Erzklumpen andockt. Und sie werden sich denken, dass wir dieses Zeug nicht freiwillig an Bord nehmen. Das bedeutet, dass sie von vornherein darauf vorbereitet waren, uns mit Gewalt zu zwingen. Sie besitzen Waffen oder Waffenimplantate. Jorge ist genau das, was ich von Anfang an vermutet habe, nämlich ein Berufskiller. Wir dürfen sie nicht zurück an Bord lassen, Katherine. Wir dürfen das nicht riskieren.«
»Herr im Himmel!« Mit den Fäusten umklammerte sie die Lehnen ihre Beschleunigungsliege, bis die Knöchel weiß hervortraten. Eine Kommandoentscheidung. Und sie war diejenige, die sie treffen musste.
»Haben wir eine Datavis-Verbindung zum Captain?«, fragte Karl.
»Ich weiß es nicht. Wir haben Relaisstationen in den Treppenhäusern aufgestellt, nachdem die Cybermäuse endlich deaktiviert sind, doch die Blocks arbeiten nicht besonders zuverlässig. Die Konstruktion verstümmelt immer wieder unsere Signale.«
»Wer ist bei Marcus?«
»Wenn ich mich nicht irre, ist er mit Victoria unterwegs. Außerdem bilden Wai und Schutz ein Team, und Antonio sowie Jorge ein weiteres.«
»Ruf Wai und Schutz, schaff sie als erste aus dem Wrack. Anschließend rufst du den Captain.«
»In Ordnung. Schnapp dir Roman und geht hinunter zur Luftschleusenkammer; ich werde den Waffenschrank entriegeln, damit ihr euch ein paar Maserkarabiner holen könnt … Scheiße!«
»Was denn?«
»Ich kann nicht. Marcus hat die Kommandokodes des Bordrechners. Ohne ihn können wir nicht einmal die Korrekturtriebwerke feuern.«
Deck vierzehn unterschied sich nicht von den vorhergehenden, als Marcus und Victoria hindurch wanderten. Die Korridore waren breit und niedrig, und es gab nur vereinzelte Türen. Nicht eine davon war geschlossen.
»Ungefähr sechzig Prozent sind unzugänglich«, sagte Marcus per Datavis. »Scheint sich um einen größeren Technik-Bereich zu handeln.«
»Wahrscheinlich haben Sie Recht. Hier liegen so viele Kabel, dass ich Probleme habe, alle zu katalogisieren.« Sie schwenkte einen magnetischen Sensorblock langsam von einer Seite zur anderen, während sie weitergingen.
Der Kommunikatorblock meldete ein verschlüsseltes Signal von der Lady MacBeth. Marcus war so überrascht, dass er unwillkürlich stehen blieb. Aus einer Speicherzelle seiner neuralen Nanonik lud er den entsprechenden Verschlüsselungsalgorithmus.
»Captain?«
»Was gibt’s denn, Katherine?«
»Du musst unbedingt zurück an Bord. Jetzt, Captain, und stell sicher, dass Victoria nicht mitkommt.«
»Warum?«
»Captain, hier spricht Karl. Ich habe auf das Analysenetzwerk zugegriffen. Die Satelliten haben nicht nach Gold oder Platin gesucht, sondern nach Pechblende. Antonio und seine Leute sind Terroristen! Sie wollen sich in den Besitz von waffenfähigem Uran bringen, um damit Atombomben zu bauen.«
Marcus richtete die Kragensensoren seines Anzugs auf Victoria, die ein paar Meter weiter vorn auf ihn wartete. »Wo stecken Schutz und Wai?«
»Sind bereits auf dem Rückweg«, antwortete Katherine per Datavis. »Sie müssten in spätestens fünf Minuten hier bei mir sein.«
»In Ordnung. Aber ich brauche wenigstens eine halbe Stunde, um nach oben zu kommen.« Der Gedanke daran, in aller Eile vierzehn Treppenabsätze nach oben steigen zu müssen, gefiel ihm nicht im
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