Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden
sicher?«
»Absolut.«
»Mein Gott.«
»Was denn? Weißt du vielleicht, was es ist?«
»Möglich. Schutz, halt mich fest, ja?«
Der Kosmonik kam herbei und nahm sie am linken Arm. Katherine schob sich vor, bis sie fast unter dem schwach leuchtenden Doughnut stand. Sie hob die rechte Hand mit einem Sensorblock darin und versuchte, ihn gegen das Material des Doughnuts zu halten. Es war, als wollte sie zwei gegensätzliche magnetische Pole zusammendrücken. Der Prozessorblock ließ sich nicht näher als bis auf zwanzig Zentimeter an die Oberfläche heranbringen, ganz gleich, wie sehr sie sich anstrengte. Er glitt immer wieder zu allen möglichen Seiten weg. Sie hielt ihn so ruhig es ging und aktivierte per Datavis eine Analyse der molekularen Struktur des Gebildes.
Die Resultate ließen sie zurückweichen.
»Und?«, brummte Marcus.
»Ich bin nicht ganz sicher, ob es überhaupt ein fester Körper ist, aber wahrscheinlich eher nicht. Das, was in unseren Augen aussieht wie eine Oberfläche, könnte ein Grenzflächeneffekt sein. Ich erhalte keinerlei spektroskopische Daten, und die Sensoren entdecken nicht einmal eine atomare Struktur, geschweige denn Valenzbindungen.«
»Du meinst, es ist ein Ring aus Energie?«
»Ich kann nichts garantieren, aber ich denke, dieses Gebilde könnte eine Art exotische Materie sein.«
»Exotisch in welcher Hinsicht?«, fragte Jorge.
»Es besitzt eine negative Energiedichte. Und nein, bevor Sie fragen – das ist nicht das gleiche wie Anti-Gravitation. Es gibt nur eine bekannte Anwendung für exotische Materie; man benutzt sie, um ein Wurmloch offen zu halten.«
»Herr im Himmel – ist dieses Ding etwa ein Wurmloch-Portal?«, fragte Marcus.
»Mir fällt nichts anderes ein.«
»Können wir feststellen, wohin es führt?«
»Ich kann dir keine exakten stellaren Koordinaten liefern, wenn du das meinst, aber ich weiß, wo man am anderen Ende herauskommt. Die Xenos haben nie ein Schiff zu Hilfe gerufen, Marcus. Sie haben ein Wurmloch geöffnet und es mit exotischer Materie stabilisiert, so dass es nicht wieder kollabieren konnte, und dann sind sie durch das Wurmloch entkommen. Dieses Gebilde hier ist der Eingang zu einem Dimensionstunnel, der direkt zurück zu ihrer Heimatwelt führt.«
Schutz fand Marcus in der Passagiermesse von Lebenserhaltungsmodul C. Er schwebte wenige Zentimeter über einem der Liegestühle und hatte die Beleuchtung gedämpft.
Der Kosmonik verankerte seine Hacken an einem der StikPads auf dem Deck neben der Schleusenluke. »Du magst es wirklich nicht, dich zu irren?«
»Nein. Aber ich bin auch nicht traurig darüber.« Marcus grinste abgespannt. »Ich denke immer noch, dass ich mit dem Sender Recht habe, aber ich weiß verdammt noch mal nicht, wie ich es beweisen soll.«
»Das Wurmloch-Portal ist ein ziemlich eindeutiger Gegenbeweis, meinst du nicht?«
»Sehr taktvoll. Aber dadurch wird keine unserer Fragen beantwortet. Wenn sie im Stande waren, ein Wurmloch direkt zu ihrem Heimatplaneten zu öffnen, warum haben sie dann die Sendeanlage gebaut? Wie Katherine schon gesagt hat: Wenn man Schiffbruch erleidet, dann konzentriert man all seine Anstrengungen auf das Überleben. Was bedeutet, dass sie entweder um Hilfe gerufen haben, oder aber sie sind durch das Wurmloch nach Hause entkommen. Sie hätten ganz bestimmt nicht beides versucht.«
»Vielleicht war es ja gar nicht ihre Schüssel. Vielleicht waren sie nur deswegen hier, um die Schüssel zu untersuchen.«
»Gleich zwei alte unbekannte Xeno-Rassen mit ZTT-Technologie auf einen Schlag? Das erscheint mir äußerst unwahrscheinlich. Außerdem würde es uns zu unserer ursprünglichen Frage zurückführen. Wenn die Sendeschüssel kein Notsender sein soll, wozu zur Hölle wurde sie dann gebaut?«
»Irgendwann wird sich bestimmt eine Antwort finden.«
»Ich weiß. Wir sind nur ein gewöhnliches Händlerschiff mit beschränkten wissenschaftlichen Möglichkeiten. Trotzdem können wir grundlegende Fragen stellen, beispielsweise, warum sie das Wurmloch dreizehntausend Jahre lang offen gehalten haben?«
»Weil ihre Technologie eben so funktioniert. Für die Xenos ist es wahrscheinlich vollkommen normal.«
»Ich sage ja nicht, dass es nicht so lange funktionieren soll. Ich frage mich vielmehr, warum ihre Heimatwelt sich die Mühe gemacht hat, die Verbindung zu einem alten Wrack aufrecht zu erhalten?«
»Das ist mit unserer Logik nicht so leicht zu erklären. Die Antwort findet sich bestimmt in ihre
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