Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden
nicht Sie?«
»Ärzte sind an das ganze Spektrum menschlichen Verhaltens gewöhnt. Wir sehen alles. Ich war ihr gegenüber sehr entschieden, und sie hat es respektiert. Sie stritt mit mir über verschiedene Aspekte ihrer Behandlung, aber Strahlenkrankheit ist mein Gebiet. Eine Menge von dem, was sie sagte, war von Angst geschürt.«
»Sie sprechen über ihre Krebstherapie?«
»Das ist richtig.«
»Wie schlimm war es?«
Corrine senkte den Blick. »Terminal. Penny hatte allerhöchstens noch drei Monate zu leben, und der letzte Monat wäre sehr schlimm für sie geworden, selbst mit aller medizinischen Hilfe.«
»Himmel.«
»Sind Sie ganz sicher, dass es kein Selbstmord gewesen ist?«, fragte sie freundlich. »Ich weiß, wie es ausgesehen hat, aber …«
»Wir haben es erwogen, doch die Umstände sprechen eindeutig dagegen.« Ich dachte an den Schimp, den Reisesack, die Art und Weise, wie die Waffe nach und nach heimlich zusammengesetzt worden war, die Anstrengungen, die der Täter unternommen hatte. »Nein, es war zu ausgeklügelt. Das war Mord. Außerdem hätte jemand wie Penny Maowkavitz doch sicherlich über Dutzende verschiedener Möglichkeiten verfügt, sich auf saubere und schmerzlose Weise umzubringen, oder nicht?«
»Sollte man zumindest glauben, ja. Sie hatte ein ganzes Labor, aus dem sie hätte wählen können. Obwohl eine Kugel durch das Gehirn immer noch eine der schnellsten Methoden ist, die ich kenne. Penny war eine sehr intelligente Person. Vielleicht scheute sie vor der Zeitspanne zwischen Injektion und Bewusstlosigkeit zurück, weil sie Angst hatte, sie könnte in Panik geraten.«
»Hat sie über Selbstmord gesprochen?«
»Nein, jedenfalls nicht mit mir, und normalerweise würde ich sagen, dass sie ganz und gar keine Selbstmordkandidatin war. Andererseits wusste sie ganz genau, wie ihr letzter Monat werden würde. Wissen Sie, ich habe in letzter Zeit selbst häufig daran denken müssen. Wenn ich wüsste, dass mir ein derartiges Ende bevorsteht, würde ich wahrscheinlich etwas unternehmen, bevor ich nicht mehr dazu fähig bin. Sie vielleicht nicht?«
Ich wollte nicht darüber nachdenken. Meine Güte, selbst der Tod aus Altersschwäche ist etwas, das wir unser ganzes Leben lang verdrängen. Jeder von uns will das medizinische Wunder sein, das hundertfünfzig Jahre alt wird. Der neue Methusalem. »Wahrscheinlich«, grunzte ich. »Wer wusste sonst noch von ihrer Krankheit?«
»Ich würde sagen, so gut wie jeder. Das ganze Habitat hat von ihrem Unfall gehört.«
Ich seufzte. »Das ganze Habitat – bis auf mich.«
»Meine Güte, ja.« Corrine grinste impulsiv. »Penny hat vor acht Monaten eine letale Dosis Radioaktivität abgekriegt. Sie war auf einem Überwachungstrip nach Pallas, das ist das zweite Habitat. Es wurde vor vier Jahren germiniert und befindet sich im gleichen Orbit wie Eden, tausend Kilometer hinter uns. Pennys Abteilung war für die Kontrolle der Wachstumsphase zuständig, und Penny nimmt ihre Pflicht sehr genau. Sie war EVA, um die Außenschale zu inspizieren, als wir einen massiven Ionenflux hatten. Das geschieht häufiger in der Magnetosphäre des Jupiter, und es ist völlig unberechenbar. Der Jupiterorbit ist eine einzige radioaktive Hölle; die Schutzanzüge der Teams sehen mehr nach Tiefsee-Tauchpanzern aus als die dünnen Raumanzüge, die man im O’Neill-Halo gewöhnt ist. Doch selbst die massive Abschirmung ihres Spezialanzugs konnte Penny nicht vor diesem massiven Energieausbruch schützen.« Corinne lehnte sich in ihrem Sitz zurück und schüttelte langsam den Kopf. »Wissen Sie, das ist einer der Gründe, aus denen ich diesen Posten bekommen habe. Mein Spezialgebiet. Diese Teams da draußen gehen ein schreckliches Risiko ein. Sie alle haben Sperma oder Ovarien einfrieren lassen, bevor sie hergekommen sind, um ihre Kinder nicht zu gefährden. Jedenfalls – die Besatzung des Raumschiffs brachte sie in weniger als zwei Stunden zurück nach Eden und in meine Behandlung. Trotzdem konnte ich nichts mehr tun, langfristig gesehen, meine ich. Sie lag vierzehn Tage hier im Hospital, und wir haben sieben Mal ihr Blut ausgetauscht. Doch die Strahlung hatte jede einzelne Zelle durchdrungen, als hätte sie vor der Abstrahlmündung eines strategischen Röntgenlasers gestanden. Ihre DNS war völlig zerstört, auseinander gerissen und zerfetzt. Die Mutationen …« Corinne stieß leise pfeifend den Atem aus. »Selbst unsere Gentherapeuten konnten nichts mehr richten. Wir taten, was
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