Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden
Beamte bewegten sich mit dicken Akten oder Datenkuben zwischen den Schreibtischen; die Wartungstechniker waren an verschiedenen Tischen noch mit der Installation der Computerterminals beschäftigt, und ihre Schimps standen abwartend an der Seite, hielten Werkzeugkästen und verschiedene elektronische Mess- und Prüfgeräte. Sieben hemdsärmelige Junior Detectives luden unter Shannon Kershaws Anleitung Daten in bereits funktionsfähige Terminals. An der rückwärtigen Wand zeigte ein großer Holoschirm eine Karte von Edens Parklandschaft. Zwei dünne Linien, eine rot, die andere blau, schlängelten sich durch die Landschaft wie neue neonfarbene Bachläufe. Beide entsprangen an einer Stelle am Ufer des Lincoln Lake, etwa einen Kilometer südlich der Stadt.
Rolf stand vor dem Schirm, die Hände in die Hüften gestemmt, und beobachtete aufmerksam, wie die Linien länger wurden.
»Sind das Penny Maowkavitz’ Bewegungen?«, erkundigte ich mich.
»Jawohl, Sir«, antwortete Rolf Kümmel. »Die blaue Linie, um genauer zu sein. Der Servitor-Schimp ist rot eingezeichnet. Eden ist mit dem Computer verbunden; das dort ist ein roher Speicherauszug direkt aus Edens neuralem Stratum. Auf diese Weise müssten wir herausfinden können, wer im Verlauf der letzten dreißig Stunden mit dem Schimp in Berührung gekommen ist.«
»Warum dreißig Stunden?«
»Es entspricht der Kurzzeit-Speicherkapazität des neuralen Stratums.«
»Aha.« Ich fühlte mich wieder einmal überflüssig und unerwünscht. »Welche Aufgabe hatte Eden dem Schimp zugewiesen?«
»Er war der botanischen Wartung zugeteilt und hatte eine Fläche mit einer Kantenlänge von cirka zweihundertfünfzig Metern zu pflegen. Der See bildet eine Seite der Fläche. Der Schimp hat die Bäume gestutzt, Pflanzen beschnitten und dergleichen mehr.«
Ich beobachtete, wie die rote Linie länger und länger wurde wie der gekritzelte Strich einer Kinderhand, doch immer streng innerhalb der Grenzen des vorgegebenen Gebiets. »Wie … wie oft kehrt der Schimp zu seiner Basisstation zurück?«
»Die Servitor-Schimps werden alle sechs Monate einer vollständigen physiologischen Untersuchung im Veterinärzentrum zugeführt. Die Schimps, die in Haushalten arbeiten, verfügen über ein gemeinsames Badehaus in der Stadt, wo sie essen und sich sauber halten. Aber ein Schimp, der hier draußen eingesetzt ist … er würde sein Gebiet nur auf Befehl verlassen. Sie leben von den Früchten, und ihr Kot ist guter Dünger. Wenn sie sehr schmutzig werden, waschen sie sich in einem Bach. Sie schlafen sogar hier draußen.«
Ich warf einen nachdenklichen Blick auf den Schirm. »Ist Penny Maowkavitz häufiger im Park spazieren gegangen?«
Er belohnte mich mit einem widerwillig anerkennenden Grinsen. »Ja, Sir. Jeden Morgen. Es war eine Art inoffizieller Inspektionstour; sie liebte es zu sehen, wie Eden sich entwickelte. Davis Caldarola meint, sie hätte die Einsamkeit genutzt, um über ihre Projekte nachzudenken. Penny Maowkavitz hat jeden Tag bis zu zwei Stunden damit verbracht, durch Eden zu streifen.«
»War sie regelmäßig in dieser Gegend um den Lincoln Lake herum?«
Seine Augenlider sanken herab, und es dauerte ein paar Sekunden, bevor er sie wieder aufschlug. Über einem der Häuser am Rand des Parks begann ein grüner Kreis zu blinken. »Das ist Pennys Haus. Wie Sie sehen, liegt es in dem Wohngebiet, das dem Lincoln Lake am nächsten ist. Wahrscheinlich ist sie jeden Morgen durch das Gebiet gekommen, das diesem Schimp zugewiesen war.«
»Dann handelt es sich definitiv nicht um einen Selbstmord; der Schimp hat ihr aufgelauert.«
»Sieht so aus, ja. Es war auch kein willkürlicher Mord. Ich habe anfangs angenommen, der Mörder hätte dem Schimp vielleicht befohlen, auf die erste Person zu schießen, die er traf, doch das wäre ziemlich dürftig. Wer auch immer diesen Schimp präpariert hat, er hat eine Menge Energie hineingesteckt. Wenn man nur irgendjemanden umbringen will, dann gibt es viel einfachere Wege.«
»Ja.« Ich nickte anerkennend. »Gut gedacht. Wer ist Davis Caldarola?«
»Penny Maowkavitz’ Liebhaber.«
»Er weiß Bescheid?«
»Ja, Sir.«
Diesmal verzichtete er auf das ›selbstverständlich‹, obwohl der Ton mehr als Worte sprach. »Keine Sorge, Rolf, ich erhalte noch heute Nachmittag meinen Affinitäts-Symbionten.«
Er musste sich beherrschen, um nicht zu grinsen.
»Was haben wir sonst noch seit heute Morgen gefunden?«
Rolf winkte Shannon Kershaw zu uns
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