Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden
Ihnen erst einmal einen Cluster neuraler Symbiontknospen in die Medulla oblongata injizieren. Sie benötigen ungefähr einen Tag, um Ihre Axonen zu infiltrieren und sich zu funktionierenden Transplantaten zu entwickeln.«
»Na wunderbar.« Widerliche graue Pilzsporen, die in meinen Zellen wucherten und ihre dünnen gelben Wurzeln in die empfindlichen Membranwände bohrten. Mich von innen heraus fraßen.
Corrine und die OP-Schwester fixierten meinen Kopf an der Stütze und traten zurück. Der Stuhl schwang langsam nach vorn, bis ich mit einer Neigung von fünfundvierzig Grad mit dem Gesicht über dem Boden hing. Ich hörte ein zischendes Geräusch, und etwas Kaltes berührte den kahlrasierten Fleck an meinem Hinterkopf. »Autsch!«
»Harvey, das war nur das anästhetische Spray!«, tadelte mich Corinne verärgert.
»Sorry.«
»Wenn die Symbionten erst funktionieren, benötigen Sie vernünftiges Training, um sie auch zu benutzen. Es dauert nur ein paar Stunden. Ich werde Ihnen einen Termin bei unseren Tutoren besorgen.«
»Danke. Wie viele Leute hier oben sind eigentlich affinitätsfähig?«
Sie arbeitete geschäftig an verschiedenen ihrer Module. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich ein holographisches Display mit einem Falschfarbenbild von etwas, das aussah wie ein galaktischer Nebel, ganz in Grün und Purpur.
»So ungefähr alle siebzehntausend von uns«, sagte sie. »Es geht gar nicht anders; hier oben gibt es keine einfachen Arbeiter. Die Servitor-Schimps erledigen alle profanen Arbeiten, die man sich denken kann. Also müssen Sie imstande sein, mit ihnen zu kommunizieren. Die ersten Affinitätsbindungen waren dementsprechend ausgelegt. Jede war einzigartig. Geklonte Symbionten ermöglichten es, direkt mit dem Nervensystem eines Servitors in Verbindung zu treten. Ein Symbiont wurde in das Gehirn des Besitzers gepflanzt, der andere in das des Servitors. Dann kam Penny Maowkavitz mit der Idee von Eden, und das Konzept wurde ausgeweitet. Die Symbionten, die ich Ihnen implantiere, ermöglichen Ihnen das, was wir kommunale Affinität nennen; Sie können mit der Habitat-Persönlichkeit kommunizieren, auf ihre Sinnesorgane zugreifen, mit anderen Menschen reden und die Servitoren befehligen. Es ist ein perfektes Kommunikationssystem – Gottes eigener Radiosender.«
»Lassen Sie das nicht die Päpstin hören.«
»Päpstin Eleanor ist ein Dummkopf. Wenn Sie mich fragen, bemüht sie sich zu sehr zu beweisen, dass sie genauso traditionalistisch sein kann wie ein Mann. Die christliche Kirche hat dem wissenschaftlichen Fortschritt schon immer feindlich gegenübergestanden, selbst heute, nach der Wiedervereinigung. Man sollte wirklich glauben, sie hätte aus ihren Fehlern gelernt. Genug Fehler gemacht hat sie jedenfalls. Wenn diese biotechnologische Kommission nur endlich die Augen öffnen würde für das, was wir hier oben erreicht haben!«
»Niemand ist so blind wie der …«
»Verdammt richtig. Wussten Sie, dass jedes Kind, das im Verlauf der letzten beiden Jahre hier oben gezeugt wurde, das Affinitätsgen bereits im Zygotenstadium eingespleißt bekommen hat? Die Kinder benötigen keine Symbionten mehr. Sie sind affinitätsfähig von dem Augenblick an, in dem ihr Gehirn entsteht, noch im Mutterleib. Die JSKP hat die Eltern nicht unter Druck gesetzt, im Gegenteil. Sie bestanden darauf. Und ihre Kinder geben ihnen Recht. Sie sind wundervoll, Harvey. Klug, glücklich, zufrieden, frei von den Grausamkeiten, die man daheim auf der Erde in den Kindergärten erlebt. Sie fügen einander keine Schmerzen zu. Affinität hat ihnen Ehrlichkeit und Vertrauen ermöglicht anstelle von Selbstsucht. Und die Kirche besitzt die Stirn, das gottlos zu nennen!«
»Es ist ein fremdes Gen, keines, das Gott uns gegeben hat. Kein Bestandteil unseres göttlichen Erbes.«
»Sie teilen die Ansicht der Kirche?« Ihre Stimme wurde hart.
»Nein.«
»Gott hat uns das Gen für zystische Fibrose gegeben. Er gab uns die Hämophilie, er gab uns das Down-Syndrom. Alles durch Gentherapie heilbar. Gene, die der Betroffene nicht besitzt, die wir erst einspleißen müssen. Macht das die Leute, denen wir helfen, zu gottlosen Verrätern?«
Ich nahm mir im Geiste vor, Corrine Arburry niemals mit Jocelyn bekannt zu machen. »Sie kämpfen einen alten Kampf, aber Sie haben sich den falschen Gegner ausgesucht. Ich stehe auf Ihrer Seite.«
»Ja. Möglich. Sorry, aber dieses mittelalterliche Verhalten bringt mich noch um den Verstand.«
»Gut. Können wir jetzt
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