Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden
Landflucht ein. Alles wanderte ab in die großen Städte und Metropolen, die gegen das Wetter befestigt wurden. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen dauert es keine fünfzig Jahre mehr, bis jeder Mensch auf dem Planeten in einem urbanen Gebiet leben wird. Transgenetisches Getreide wurde geschaffen, das imstande ist, alles zu überstehen, was die Armadastürme bereithalten. Und die Helium-III-Importe vom Jupiter steigen und steigen und steigen. Außerhalb der urbanen und agrarwirtschaftlichen Gebiete geht der ganze Planet langsam aber sicher vor die Hunde.
Unser Haus befand sich am südlichen Rand der Stadt Eden, mit einem weitflächigen Rasen auf der Rückseite, der sich bis zum Parkland erstreckte. Ein Bachlauf markierte die Grenze. Die ganze Straße erinnerte an eine von Bäumen bestandene Vorstadtstraße der Mittelschicht eines längst vergangenen Zeitalters. Das Haus selbst war eine Aluminium-Silizium-Sandwich-Konstruktion, ein L-förmiger Bungalow mit vier Schlafzimmern und breiten Patiotüren, die in den Garten hinaus führten. Daheim in der Delph-Arkologie hatten wir eine Vierzimmerwohnung im zweiundfünfzigsten Stock mit Aussicht auf den zentralen Aufzugsschacht bewohnt, und selbst die hatten wir uns nur durch die verringerte Miete leisten können, die meine Anstellung mit sich brachte.
Ich hörte Stimmen, als ich den niedrigen Zaun erreichte, der den Vorgarten umgab. Nicolette und Jocelyn stritten sich. Und ja, es war ein Jägerzaun, auch wenn er aus Schwammstahl bestand. Die Vordertür stand weit offen. Nicht, dass es ein Schloss gegeben hätte – Edens Einwohner besaßen absolutes Vertrauen in die Observation durch die Habitat-Persönlichkeit. Ich trat ein und wäre fast über einen Hockeystock gefallen. Die fünf großen Kompositcontainer mit den gesamten weltlichen Gütern der Parfitt-Familie waren von der Ithilien ausgeladen und angeliefert worden. Einige waren bereits geöffnet, vermutlich von den Zwillingen, und überall im Hausflur verstreut lagen Schachteln und Kartons herum.
»Es ist töricht, Mutter!«, ertönte Nicolettes erhitzte Stimme aus einer offenen Zimmertür.
»Und du wirst nicht in diesem Ton mit mir reden!«, keifte Jocelyn zurück.
Ich betrat das Zimmer, das Nicolette für sich in Besitz genommen hatte. Auf dem Boden türmten sich Koffer, und das Bett war mit Kleidern übersät. Die Patiotür war offen, und draußen stand ein geduldig wartender Servitor-Schimp.
Jocelyn und Nicolette wandten sich zu mir um.
»Harvey, hättest du die Güte, deiner Tochter zu erklären, dass sie gefälligst zu tun hat, was wir sagen, solange sie in unserem Haus lebt?«
»Fein. Dann ziehe ich halt verdammt noch mal aus!«, kreischte Nicolette. »Ich wollte sowieso nicht hierher kommen!«
Großartig, mitten hinein ins Kreuzfeuer, wie immer. Ich hob beschwichtigend die Hände. »Einer nach dem Anderen bitte. Wo liegt das Problem?«
»Nicolette weigert sich, ihre Sachen ordentlich wegzupacken.«
»Tue ich nicht!«, heulte Nicolette los. »Ich sehe nur nicht ein, warum ich es selbst tun soll. Dafür ist dieses Ding doch hier!« Sie zeigte vorwurfsvoll auf den wartenden Schimp.
Ich kämpfte gegen ein lautes Stöhnen an. Ich hätte wissen müssen, dass es so weit kommen würde.
»Es räumt all meine Sachen auf, und es macht die ganze Zeit für mich sauber. Ich brauche nicht einmal diese verdammte Affinität dazu! Das Habitat hört meine Befehle und lässt die Schimps tun, was man ihnen sagt. Das haben wir im Orientierungskurs gelernt!«
»Dieses Ding kommt jedenfalls nicht in mein Haus!«, sagte Jocelyn tonlos. Sie funkelte mich an und wartete auf meine Rückendeckung.
»Daddy!«
Die Kopfschmerzen, die ich eigentlich nicht haben durfte, meldeten sich mit einem glühenden Stechen fünf Zentimeter hinter den Augen. »Jocelyn, das ist Nicolettes Zimmer. Warum lassen wir sie hier nicht einfach machen, was sie will?«
Jocelyns Blick wurde eisig. »Ich hätte wissen müssen, dass du dafür bist, diese … diese Kreaturen in unser Haus zu lassen!« Sie machte auf dem Absatz kehrt und schob sich an mir vorbei nach draußen.
Ich stieß resignierend den Atem aus.
»Meine Güte.«
»Es tut mir Leid, Daddy«, sagte Nicolette mit kleinlauter Stimme.
»Nicht deine Schuld, Darling.« Ich folgte Jocelyn nach draußen. Sie zog Kleidungsstücke aus einem offenen Container, mit einer Heftigkeit, dass ich dachte, sie müssten jeden Augenblick zerreißen. »Sieh mal, Jocelyn, du musst akzeptieren, dass es
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