Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden
hier oben völlig normal ist, diese Servitoren zu benutzen. Du wusstest über die Schimps Bescheid, bevor wir hergekommen sind.«
»Aber sie sind überall!«, zischte sie und kniff die Augen zu. »Überall, Harvey! Dieses ganze Eden ist ein Sündenbabel aus Affinität!«
»Es ist nichts Falsches an Affinität, nichts Böses. Selbst die Kirche stimmt darin zu. Die Kirche hat lediglich Einwände dagegen, dass man ungeborenen Kindern die Gene einspleißt.«
Sie wandte sich um und starrte mich an, während sie ein Hemd an ihre Brust drückte. Ihr Gesichtsausdruck wurde plötzlich flehend. »Oh, Harvey! Kannst du nicht sehen, wie korrupt dieser Ort ist? Alles ist so leicht, so luxuriös. Es ist heimtückisch. Es ist eine verschlagene Lüge. Sie machen die Menschen von Affinität abhängig und bringen sie in das alltägliche Leben. Bald schon wird niemand mehr frei sein. Sie geben ihren Kindern diese Gene, ohne jemals darüber nachzudenken, was sie tun. Wollen wir wetten, dass es so kommt? Sie werden eine ganze Generation von Verdammten erschaffen!«
Ich konnte nicht antworten. Ich konnte es ihr nicht sagen. Himmel, meine eigene Frau, und ich war so angsterfüllt, dass ich nicht wagte, es ihr zu sagen.
»Bitte, Harvey, lass uns wieder abreisen. In zehn Tagen geht das nächste planmäßige Schiff. Wir könnten damit zur Erde zurückfliegen.«
»Ich kann nicht«, antwortete ich leise. »Und du weißt, dass ich nicht kann. Es ist unfair, mich darum zu bitten. Außerdem würde Delph mich feuern. Ich bin fast fünfzig, Jocelyn. Was zur Hölle soll ich danach tun? Ich kann in meinem Alter nicht mehr den Beruf wechseln.«
»Das ist mir egal! Ich will von hier weg! Ich wünschte bei Gott, ich hätte niemals zugelassen, dass du mich überredest herzukommen!«
»Oh, na wunderbar – es ist alles meine Schuld. Meine Schuld, dass die Kinder in einem tropischen Paradies leben werden, mit sauberer Luft und sauberem Wasser. Meine Schuld, dass sie in einer Welt leben werden, wo sich nicht jedes Mal eine Stunpulse mitnehmen müssen, wenn sie über die Straße laufen, für den Fall, dass jemand sie vergewaltigen oder noch Schlimmeres mit ihnen anstellen will. Meine Schuld, dass sie eine Ausbildung erhalten werden, die wir ihnen auf der Erde niemals hätten bieten können. Meine Schuld, dass wir eine Chance auf ein richtiges Leben haben. Und du willst ihnen das alles wieder wegnehmen, du mit deinen törichten blinden Vorurteilen! Nun, wenn du unbedingt arm, aber stolz weiterleben willst, vergiss mich, Jocelyn. Ich bin draußen! Meinetwegen pack deine Sachen und lauf zurück zu diesem Ball aus Scheiße und Krankheiten, den du Welt nennst. Ich werde hier bleiben, und die Kinder bleiben bei mir. Weil ich nämlich das Beste für sie tue, was man als Vater oder Mutter tun kann, und das bedeutet, ihnen Gelegenheiten zu verschaffen, die sie nur hier und nirgendwo sonst haben werden!«
Ihre Augen wurden zu schmalen Schlitzen, als sie mich niederstarrte.
»Was jetzt?«, fauchte ich.
»Was ist das da an deinem Hinterkopf?«
Mein Zorn verrauchte so schnell, wie er gekommen war. »Ein Pflaster«, sagte ich gelassen. »Es ist dort, weil ich heute Nachmittag einen Affinitäts-Symbionten implantiert bekommen habe.«
Sie starrte mich vollkommen sprachlos an. »Wie konntest du? Wie konntest du das tun, Harvey? Nach allem, was die Kirche für uns getan hat!«
»Ich habe es getan, weil ich musste. Es gehört zu meinem Job.«
»Bedeuten wir dir so wenig?«
»Ihr bedeutet mir alles.«
Jocelyn schüttelte den Kopf. »Nein. Ich will keine von deinen Lügen mehr hören!« Sie legte die Kleider sanft auf eine der Kisten zurück. »Wenn du reden willst – du findest mich in der Kirche. Ich werde für uns alle beten.«
Ich hatte nicht einmal gewusst, dass es auf Eden eine Kirche gab. Es erschien mir ein wenig seltsam angesichts der unterkühlten Beziehungen zwischen dem Vatikan und dem Habitat. Aber schließlich bestand immer die Chance, einen reuigen Sünder zurück in den Schoß der Kirche zu bringen, und etwas Größeres gab es nicht.
Ich sollte mich wirklich anstrengen, um nicht immer so verbittert zu sein.
Nicolette hatte sich auf das Bett geworfen, als ich wieder in ihr Zimmer zurückkehrte.
»Ihr habt euch gestritten«, sagte sie, ohne aufzublicken.
Ich setzte mich neben sie auf die Matratze. Nicolette ist ein hübsches Mädchen, vielleicht nicht die Schönheit, wie man sie im Fernsehen sieht, aber sie ist groß, schlank und besitzt ein
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