Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden
visuelle Erinnerung, könnte ich sie mit genügend Zeit sehr wahrscheinlich extrahieren. Aber ich glaube nicht daran. Mit allergrößter Wahrscheinlichkeit war der Mörder nicht in der Nähe des Servitors, als er den Mordbefehl übertrug. Wer auch immer er ist – oder sie, was das betrifft –, hat ein tiefgreifendes Verständnis betreffend der Art und Weise demonstriert, wie die Servitoren des Habitats funktionieren. Ich denke nicht, dass eine solche Person oder Personengruppe den Fehler begehen würde, sich dem Schimp zu zeigen. Selbst wenn er oder sie sich in der Nähe des Schimps befinden musste, um die Überwachungsroutine zu deaktivieren, musste er sich nur in seinem Rücken aufhalten.«
»Ja. Wahrscheinlich haben Sie recht.«
Hoi Yin neigte den Kopf und erhob sich von ihrem Stuhl. »Falls es sonst keine Fragen mehr gibt, Chief Parfitt?«
»Eine Sache noch. Ich habe beobachtet, dass sie zusammen mit Wing-Tsit Chong bei der Beerdigung waren.«
»Ja. Ich bin seine Studentin.«
Hörte ich da einen defensiven Unterton in ihrer Stimme? Ihr Gesichtsausdruck blieb gefasst. Eigenartig, aber sie war die erste Person bis jetzt, die nicht ihr großes Bedauern über Penny Maowkavitz’ Tod zum Ausdruck brachte. Andererseits konnte eine Frau wie Hoi Yin wahrscheinlich eine Eisheilige zum Frösteln bringen.
»Tatsächlich? So ein Zufall! Ich würde auch gerne bei ihm studieren. Wenn Sie ihn vielleicht für mich fragen könnten?«
»Sie wollen den Beruf wechseln?«
»Nein. Meine neuralen Symbionten werden bis morgen funktionsfähig sein. Dr. Arburry hat gesagt, dass ich Unterricht in ihrer Verwendung benötige, und ich hätte gerne Wing-Tsit Chong als meinen Lehrer.«
Sie blinzelte, und für einen Augenblick schimmerte sprachloses Staunen durch ihre gleichgültige Maske. »Wing-Tsit Chong ist ein viel beschäftigter Mann. Es ist eine schwierige Zeit, sowohl für ihn als auch für Eden. Verzeihen Sie, aber ich denke nicht, dass er seine Zeit mit etwas so Trivialem verschwenden sollte.«
»Nichtsdestotrotz wäre ich dankbar, wenn Sie ihn fragen könnten. Schlimmstenfalls kostet es ihn eine Sekunde seiner wertvollen Zeit, um nein zu sagen. Sie könnten ihm sagen, dass ich meine Arbeit so gut wie nur irgend möglich erledigen möchte, und um das zu erreichen, muss ich so viel über Affinität verstehen, wie das für einen Neuling nur möglich ist. Daher würde ich vorziehen, von ihrem Erfinder persönlich unterrichtet zu werden.« Ich lächelte sie an. »Ich verspreche, dass ich ihm nicht böse bin, falls er nein sagt. Aber vielleicht könnten Sie dann diese Aufgabe übernehmen? Sicherlich kennen Sie sich ebenfalls sehr gut mit den Prinzipien aus.«
Ihre Wangen erröteten leicht. »Ich werde Ihre Bitte weiterleiten.«
Shannon rief an, kurz nachdem Hoi Yin gegangen war.
»Sie müssen paranormale Fähigkeiten haben, Boss, ganz bestimmt!«, sagte sie. Das Bild auf meinem Terminalschirm zeigte ein noch breiteres Grinsen als üblich.
»Reden Sie.«
»Ich bin gerade mit dem Überprüfen der Testamente der anderen Boston-Mitglieder fertig geworden, die Sie mir gegeben haben. Und – Überraschung! Sie alle folgen exakt dem gleichen Schema wie das von Penny Maowkavitz. Eine Stiftung, die unterstützt, was auch immer die Treuhänder für förderungswürdig halten. Und sie alle haben sich gegenseitig als Treuhänder eingesetzt. Es sieht aus wie der reinste finanzielle Inzest!«
»Wie hoch wäre die resultierende Summe, falls alle sterben?«
»Meine Güte, Boss, die Hälfte von ihnen sind ganz normale Leute mit wenig Geld, aber es gibt auch ein paar darunter wie Penny, richtige Multimillionäre. Schwer zu sagen, wirklich. Sie wissen doch, wie die Reichen ihr Geld in Aktien und Immobiliengeschäften verstecken.«
»Versuchen Sie’s«, drängte ich trocken. »Wenn Sie es nicht schon längst getan haben.«
»In Ordnung, Sie haben mich, Boss. Ich habe ein paar inoffizielle Informationen bei der Forbes Media Corp. eingeholt. Insgesamt müsste ein Betrag um die fünf Milliarden Wattdollars herauskommen. Alles inoffizielle Zahlen, Chef.«
»Interessant. Wenn sich an den Testamenten nichts ändert, wird also der letzte Überlebende alles erhalten, richtig?«
»Heilige Scheiße, Boss! Sie glauben, dass irgendjemand die Liste abarbeitet?«
»Nein, eigentlich nicht. Es wäre zu offensichtlich. Trotzdem möchte ich wissen, was Boston mit dem ganzen Geld anzufangen gedenkt.«
Nyberg brachte mich zu meiner Unterredung mit
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