Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden
Wunder, dass Sie so viel Geld brauchen.« Ich hielt inne und rief mir die Daten ins Gedächtnis zurück, die ich über die JSKP gelesen hatte. »Aber das kann niemals reichen! Sie besitzen gerade mal ein paar Milliarden. Die JSKP ist ein Multi-Trillionen-Wattdollar-Unternehmen; sie kommt frühestens in weiteren fünfzig Jahren in die Gewinnzone.«
»Keine Regierung der Erde wird den Güterfluss dieser hypothetischen enteigneten Fabrik stoppen. Sie könnten es sich nicht leisten; das Produkt, das wir herstellen, ist einzigartig und außerordentlich kostbar. Letztendlich wird den Gerichten und der Finanzgemeinde nichts weiter übrig bleiben, als die vorgeschlagene Umstrukturierung zu genehmigen, insbesondere angesichts der Tatsache, dass wir vollen Schadensersatz leisten werden. Niemand versucht, irgendjemanden zu betrügen. Ein großer Teil des Geldes, das Penny und andere Philanthropen dieser hypothetischen Regierung zur Verfügung gestellt haben, wird für Schlachten verwendet werden, die wir vor Gericht ausfechten. Schlachten, die äußerst heftig und deprimierend langwierig sein werden.«
»Ja. Jetzt verstehe ich.« Ich stand auf. »Nun, ich denke, ich kann Sie und die anderen Treuhänder von meiner Liste der Verdächtigen streichen. Vorausgesetzt, ich kann Ihre Hypothese verifizieren. Ich danke Ihnen für Ihre kostbare Zeit.«
Harwood erhob sich schwerfällig.
»Ich hoffe, Sie finden Pennys Mörder bald, Chief Parfitt.«
»Ich tue mein Bestes.«
»Ja, das denke ich.« Sein Gesichtsausdruck wurde arrogant, und vertraulich fügte er hinzu: »Verlassen Sie sich besser nicht darauf, dass Ihnen allzu viel Zeit bleibt. Vielleicht stellen Sie schon bald fest, dass Sie nicht mehr viel länger hier sein werden.«
Ich blieb in der offenen Tür stehen und bedachte ihn mit einem mitleidigen Blick. »Glauben Sie allen Ernstes, Boston würde keine richtige Polizei benötigen, sollte es Ihnen je gelingen, eine funktionierende Regierung auf die Beine zu stellen? Wenn Sie das glauben, dann sind sie ein noch größerer Tagträumer, als ich gedacht habe.«
Pieter Zernov war um einiges freundlicher als Antony Harwood; andererseits hatten wir uns auch schon ganz gut an Bord der Ithilien kennen gelernt. Er war ein ruhiger, intelligenter Mann, der seine Meinung meistens für sich behielt, doch wenn er über ein Thema sprach, das ihn interessierte, legte er seine Fakten stimmig und bestens informiert dar. Seine Nominierung als Treuhänder brachte mich dazu, Harwoods Erklärung über das, was Boston mit dem Geld zu tun gedachte, Glauben zu schenken. Ich vertraute Pieter, hauptsächlich weil er die einzige Person war, die Penny nicht umgebracht haben konnte. Wie es im Augenblick aussah, musste sich der Mörder vor seiner Tat wenigstens ein oder zwei Tage im Habitat aufgehalten haben.
Ein Zeitraum, den Pieter zusammen mit mir an Bord der Ithilien verbracht hatte. Ein besseres Alibi gab es nicht.
Ich fand ihn in der Direktion der biotechnologischen Division der JSKP, wo er die Germinierung Ararats beaufsichtigte.
»Eigentlich wäre das hier Pennys Sache gewesen«, sagte er traurig. »Sie hat so viel Arbeit in Ararat investiert, ganz besonders nach ihrem Unfall. Es ist eine gewaltige Verbesserung gegenüber Eden und Pallas.«
Wir standen im rückwärtigen Teil eines großen Kontrollzentrums. Fünf lange Reihen von Konsolen standen vor uns, und jeder Platz war besetzt. Techniker überflogen Bildschirmanzeigen oder tippten Befehlsfolgen in ihre Computer. Große Holoschirme bedeckten die Wände. Jeder zeigte den riesigen Samen Ararats, der in fünfzehn Kilometern Entfernung von Eden schwebte, aus einer anderen Perspektive. Der Schaum, der den Samen auf dem Flug aus dem O’Neill-Halo hierher geschützt hatte, war in der Zwischenzeit entfernt worden, so dass die ›Unterseite‹ mit einer großen Hilfsplattform verbunden werden konnte.
»Sieht aus wie eine altmodische Ölraffinerie«, sagte ich.
»Kein schlechter Vergleich«, antwortete Pieter. »In den Tanks befinden sich tatsächlich Kohlenwasserstoffe. Damit füttern wir den Samen im Verlauf der nächsten beiden Monate. Und falls wir Glück haben und die Germinierung verläuft plangemäß, verfrachten wir den Samen zu seiner permanenten Position im Orbit, auf gleicher Höhe mit Eden und eintausend Kilometer davor. Dort wartet bereits ein passender mineralienreicher Felsen.«
»Und Ararat frisst ihn einfach auf?«
»Nicht ganz. Wir müssen die Rohmaterialien noch neun
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