Armageddon 1 - Das Musical
»wo Rex sich vol und
ganz in seinem Element befindet. Glaube ich.«
»Ach ja?« Rex, der währenddessen insgeheim mit den Ungerechtigkei-
ten des Lebens im al gemeinen und seines eigenen im besonderen geha-
dert hatte wandte sich bei der Nennung seines Namens schmollend um.
»Und wie genau kommst du darauf?«
»Deduktives Denken«, erwiderte Freund Kohl. »Du glaubst doch wohl
nicht ernsthaft, daß wir durch reinen Zufal hier zusammengekommen
sind?«
»Eher durch ein grausames Schicksal, würde ich behaupten.«
»Kopf hoch, Chef. Hinter al em steckt ein verborgener Sinn. Wenn
man den erst einmal für sich erkannt und seine Vorstellungen kristalli-
siert, die Pros und die Kontras gegeneinander abgewogen und den Bul-
len bei den Hörnern gepackt hat, das schier Unüberwindliche überwun-
den und seine Optionen maximiert…«
Rex schüttelte so heftig den Kopf, daß seine Augen weh taten. »Meine
Rol e war bis zu diesem Augenblick die des beispielhaften Stoikers. Doch
inzwischen neige ich zu der Annahme, daß das Leben insgesamt nicht
den geringsten Sinn ergibt. Ich glaube, von jetzt an werde ich meinen
eigenen Weg gehen.«
»Und in welche Richtung gedenkst du zu gehen, Chef?«
Rex warf einen Seitenblick auf die Sneaky Reekie, die inzwischen ent-
schlossen tickende Geräusche von sich zu geben angefangen hatte.
»Darüber muß ich erst noch ein wenig nachdenken«, sagte er.
»Rex denkt wahrscheinlich über die geheime Fal tür nach«, sagte Fer-
gus Shaman beiläufig. Drei Augenpaare richteten sich simultan auf ihn.
»Falltür«, wiederholte Shaman und kam damit der offensichtlichen
dreifachen Nachfrage zuvor. »Es ist definitiv in den Akten, ich erinnere
mich genau aus der Zeit, als wir das Rex-Szenario entworfen haben…
oh.« Sein Blick traf den von Rex.
»Das Rex-Szenario«, sagte Rex ganz langsam.
»Ein Star muß schließlich immer verschiedene Optionen haben, nicht
war? Selbstverständlich nur, solange sie logisch erscheinen. Ein Star…«
Unglücklicherweise hatte die Redensart bereits unter dem Gesetz der
immer schwächeren Reaktion gelitten. Und Rex Mundi boxte Fergus
Shaman auf die Nase.
»Heh, langsam, Buddy«, sagte Elvis. »Kein Streß.« Er trat zwischen die
beiden, um Rex an weitergehenden Demonstrationen seines persönli-
chen Mißvergnügens zu hindern. »Wenn dieser Alienkumpel hier meint,
es gäbe eine Fal tür, dann sol ten wir ihm besser nicht die Lampe ausbla-
sen, eh?«
Rex schüttelte den King ab. Fergus betastete seinen Zinken, und Dan
kicherte leise (und nicht wenig gehässig) in sich hinein. Blutige Nasen
schienen in letzter Zeit wirklich ernsthaft in Mode gekommen zu sein.
»Es wäre vielleicht möglich«, sagte Rex in einem Tonfall, der allergröß-
ten Zweifel ausdrückte, »daß ich noch wütender werde, als ich dies im
Augenblick ohnehin schon bin. Man hat mich in niederträchtiger Weise
manipuliert, um es noch gelinde auszudrücken, und zwar jeder der hier
in diesem Bunker Anwesenden. Und soweit ich es einschätzen kann,
noch zahllose andere dazu. Ich habe die Nase vol davon. Ich werde
hierbleiben und sterben wie ein Mann. Besser aufrecht in den Stiefeln
sterben als auf den Knien leben.«
»Ah«, sagte die Sneaky Reekie. »Ich glaub’, ich hab’ das Problem ge-
funden. Ein Tropfen Öl im Vergaser das ist alles. So, jetzt geht’s schon
viel besser. Hm, wo war ich noch gleich stehengeblieben? Ach ja zehn…
neun… acht… sieben…«
»Los, die Fal tür!« kreischte Rex.
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…der Untergrund, ja, das kann man wohl so nennen. Die inneren Kreise
haben sich inmitten eines Netzwerks aus Metrostationen, Wartungsschächten, Ventilationsschächten, stillgelegten militärischen Einrichtungen, Kel ern, Ge-wölben und Tiefgaragen getrof en und ihren Rat abgehalten. Ränke geschmie-det und Pläne. Angefangen hat das al es, glaube ich, mit den Überlebenden des NHE, die dort unten gefangen waren. Sie haben es fertiggebracht, die Synthafood-Pipelines anzuzapfen, die von den Kraftwerken und Fabriken tief unter der Erde in die Bunker führen. Und wenn man erst einmal Strom und Nahrung hat, dann ist man im Geschäft, oder? Das Wort aus dem heiligen Buch gab den Menschen Hof nung. Nach den wenigen verbliebenen Unterlagen der Stadtplaner gruben wir an Bunkern aus, was wir konnten. Wir sind auf eine Menge Tote gestoßen damals. Aber wir hatten auch unsere Erfolge. Und das wichtigste war, daß das Wort weitergegeben wurde.
Das Sub-Urbane Buch
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