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Armageddon 1 - Das Musical

Armageddon 1 - Das Musical

Titel: Armageddon 1 - Das Musical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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Mann,
    Auf den wir al e gewartet haben.
    Er ist der Mann mit dem größten
    Dem gewichtigsten Gast
    Dem heiligsten Geist
    Im kosmischen Drama
    Hier kommt er
    Der Schah des Showgeschäfts,
    der Dalai… Dalai… Dalai
    Dalai… Lama.

    »Ein richtiger kleiner Ohrwurm, wie Sie mir ohne Zweifel zustimmen
    werden.« Der musikalische Direktor hob seinen violetten Irokesenschä-
    del vom Keyboard und lächelte Gloria Mundi hoffnungsvoll an.
    »Es ist Mist«, entgegnete sie. »Aber ich schätze, wir müssen uns damit
    begnügen.«
    »Es gibt noch eine andere Strophe…«
    »Veranlassen Sie, daß die Lamaretten es proben. Ich melde mich später
    wieder bei Ihnen.« Gloria machte auf ihren Sieben-Zoll-Stilettos kehrt
    und stöckelte quer durch das Studio davon. Der musikalische Direktor
    blickte ihr hinterher. Gewisse Worte formten sich auf seinen blaßblauen
    Lippen, doch es ist klüger, sie an dieser Stelle nicht niederzuschreiben.

    Das Nemesis-Studio war der bei weitem am besten ausgestattete der
    Drei Großen Sender. Und Nemesis war die erfolgreichste Gameshow in der Geschichte des aufgezeichneten Fernsehens.
    Das ursprüngliche Konzept reichte bis in die 1950er Jahre zurück,
    möglicherweise sogar noch viel weiter, doch es war noch immer genauso
    aktuell wie früher. Man nehme einen charismatischen Moderator, ein
    halbes Dutzend dünn gekleideter Schönheiten und einen phantastischen
    Gewinn. Dann füge man einen nicht enden wol enden Strom von Mit-
    spielern hinzu, die willens waren, sich in ihrer Geldgier jeglicher Würde
    zu entblößen. Gut umrühren und wöchentlich servieren.
    Ganz gleich, welche Variationen die schwankende Mode diktierte, die
    ursprüngliche Formel behielt ihre Gültigkeit. Und mit Nemesis hatte dieses Prinzip seine Apotheose gefunden.
    Nemesis war in den letzten Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts aus der Taufe gehoben worden. Es waren recht schlimme Zeiten gewesen, ganz
    gleich, wie man es betrachtete. Die Umweltverschmutzung hatte schließ-
    lich die schützende Ozonschicht hoch oben in der Atmosphäre zerstört,
    die natürliche Barriere, die den Planeten vor den negativen Auswirkun-
    gen der ultravioletten Sonnenstrahlung schützte. Dadurch wurde eine
    ganze Reihe äußerst unangenehmer Veränderungen im irdischen Öko-
    system ausgelöst. Ernten wurden vernichtet, und das Sonnenbaden wur-
    de zu einem Zeitvertreib für Leute mit selbstmörderischen Neigungen.
    Der Jüngste Tag schien unmittelbar bevorzustehen.
    Seit Jahren hatten Pläne zum Bau ausgedehnter unterirdischer Nah-
    rungs- und Medicosynthesefabriken existiert, doch die aufeinanderfol-
    genden Regierungen, eingeschüchtert von den gigantischen Kosten, hat-
    ten die Umsetzung eine nach der anderen immer wieder verschoben.
    Und dann, als die öffentlichen Unruhen Hand in Hand mit einer außer
    Kontrolle geratenen Inflation immer ernster wurden, stand der Bau erst
    recht nicht mehr zur Debatte.
    Andererseits gibt es nichts, das besser geeignet wäre als ein guter Krieg
    oder eine gewaltige Naturkatastrophe, um die Menschen religiös zu ma-
    chen. Und während eine Regierung nach der anderen bankrott ging, stel -
    ten die modernen Kirchen unvermittelt fest, daß es nur noch Stehplätze
    für die wachsenden Mengen an Gläubigen gab und daß ihre so lange Zeit
    leeren Schatullen überzuquellen drohten. So kam es schließlich, daß die
    Untergrundfabriken, die Nahrung und Medikamente aus Abfällen syn-
    thetisierten und tief in das Innere der Erde vorstießen, um neue Rohstof-
    fe zu erschließen, von den Großen Drei gebaut wurden.
    Von den Buddhisten, den Fundamentalisten und den Jesuiten.
    Selbstverständlich darf bezweifelt werden, ob diese Fabriken ausge-
    reicht hätten, um die kontinuierlich wachsende Erdbevölkerung zu er-
    nähren. Als dann das NHE stattfand und die Produktion plötzlich jede
    Nachfrage überstieg, schrieben viele dies der Voraussicht Gottes zu. Und
    die Großen Drei, inzwischen die einzigen, die imstande waren, die Be-
    dürfnisse der Welt zu befriedigen, verspürten keinerlei Bedürfnis, ihnen
    zu widersprechen.
    Die Regierungen der Nach-NHE-Welt bemühten sich tapfer, die Kon-
    trol e zurückzugewinnen, doch sie erlebten ein paar recht unangenehme
    Überraschungen. In Washington beispielsweise stieß der Oberkomman-
    dierende Nord die Türen seines Notfal silos für den Atomaren Holo-
    caust auf und fand – eine Million Kabelfernseher mitsamt Zubehör. Das
    Vermächtnis des scheidenden Präsidenten

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