Armageddon 1 - Das Musical
»Ich
glaube, was Mister Morgawr uns hier zu erzählen versucht ist, daß er die
ganze Angelegenheit mit ein paar Mitgliedern der Erdlinge Inc. Amateur-
dramatiker-Gesel schaft durchgesprochen hat…«
»In der Tat«, sagte Mungo. »Genau wie ich’s mir dachte.« Er drehte
sich wieder zu Morgawr um. »Das ist doch wohl nicht Ihr Ernst?«
kreischte er.
»Doch, Sir, das ist mein Ernst. Und es wird die Station kaum eine
Bohne kosten, ganz ehrlich! Verstehen Sie, wir haben das alles schon vor
Wochen aufgezeichnet, es sol te der absolute Großnasen-Kassenknül er
sein. Wir nennen es Armageddon – Das Musical.«
Mungo hatte angefangen, leise knirschende Geräusche von sich zu ge-
ben.
»Und Sir, wir können es holographisch über die Erde projizieren.
Selbst die Erdlinge werden nicht imstande sein, es von der Wirklichkeit
zu unterscheiden. Es steht schließlich alles in der Heiligen Schrift, und
ich habe massenweise alte Aufnahmen hineingeschnitten, um die Kosten
gering zu halten. Die einzigen wirklichen Kosten, die uns entstehen,
kommen dadurch zustande, daß wir alles mit den echten Geschehnissen
auf der Erde in Einklang bringen und zeitlich abstimmen müssen.«
»Diese Schauspieler…« warf Fergus ein.
»Solide, hingebungsvol , wahrhaftig in Wort und Tat gegenüber der
Heiligen Schrift.«
Mungo zwirbelte an einer Schnurrbartspitze »Hm«, sagte er. »Mor-
gawr?«
»Jawohl, Sir?«
»Morgawr… Jason. Jason, das gefällt mir. Das gefällt mir sogar ausge-
sprochen gut.«
»Oh, danke sehr, Sir.« Morgawr zupfte seinen Kragen zurecht und warf
sich in die Brust. »Danke sehr« wiederholte er noch einmal.
Fergus Shaman hob einen zitternden Finger. »Wenn ich viel eicht eine
einzige kleine Frage stellen dürfte?« fragte er.
Mungo Madoc nickte. »Machen Sie’s kurz.«
»Es geht um den Jüngsten Tag. Der Schauspieler, der diese tragende,
oder nein, vielleicht sollte ich besser sagen, entscheidende Rolle spielen
wird. Wie können wir uns absolut sicher sein, daß es ein Mann ist, dem
wir vertrauen dürfen?«
Jason Morgawr kniff sich feierlich in die Nase. »Weil«, sagte er, »weil
Sie mein Wort darauf haben. Ich würde Sie niemals im Stich lassen.«
23
Es spielt keine Rol e, ob man arm ist oder reich.
Aber reich sein ist schöner.
Max Miller
Rex Mundi schlich durch einen mit Plüschteppichen ausgelegten Korri-
dor seinem Schicksal entgegen. Rex Mundi, dessen Charakter dem Leser
inzwischen wohl vertraut sein muß. Seine Fehler, so wenige es auch sein
mögen und so verzeihlich sie sind angesichts der äußeren Umstände.
Sein Mut und seine Tapferkeit, mehr als einmal bewiesen. Seine Integri-
tät, vol kommen. Sein Auftreten, obwohl abgerissen, mit romantischem,
unbeflecktem, gutem Aussehen. Seine Unterwäsche seit Seite eins nicht
gewechselt. Rex schlich durch den Korridor. In verschwommener Ferne
kamen und gingen die Angestel ten des Senders ihren verschiedenen
Aufgaben nach. Gut gekleidet, mit klarer Haut, eifrig, begeistert, schnei-
dig.
»Bastarde«, murmelte Rex. Er warf einen Blick auf sein Chronometer.
Er saß immer noch auf seinem Handgelenk. Abgesehen davon bewegte
sich nicht viel. Das Türschild voraus besagte BETRETEN
VERBOTEN, doch Rex hörte nicht darauf. Der Teppich wußte von
besseren Zeiten zu erzählen, von einem schöneren Zeitalter, und die
Wände verrieten dem informierten Betrachter, daß Teppiche ausrollen
wieder groß in Mode war. Sie hätten sich die Mühe nicht machen müs-
sen. Rex war taub gegenüber al em, was um ihn herum vorging. Weil, wie
bereits gesagt, Rex Mundi ein Mann mit einer Mission war.
Elvis Aaron Presley (die Wissenschaftler führen einen hitzigen Streit
über die Frage, ob er nun Aron oder Aaron geheißen hatte) starrte liebe-
vol in einen Spiegel, der einst einem arabischen Prinzen gehört hatte.
Ein vierzigminütiger Spaziergang durch die Pracht die sich inzwischen in
der Kaverne angehäuft hatte würde selbst Luanda Lambton in ihrem
begehbaren Kleiderschrank nach Inspiration graben lassen. Womit die
Dinge möglicherweise ein wenig genauer datiert sind.
Elvis sah blendend aus. Makellos. Obwohl sich der Goldene, ein
Rock’n’Roller weit fort von zu Hause, Kohl-infiziert und zu einer Weis-
heit herangereift, die noch kurze Zeit zuvor von Leuten wie Albert
Goldman für undenkbar gehalten worden wäre, für den großen Show-
down vorbereitete.
»Und?« fragte er sein integrales Gemüse. »Sollen wir
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