Armageddon 2 - Das Menü
stets Recht hat.«
»Sie sagen es. Er schützt seine Leute, und er sorgt dafür, dass
alles ganz einfach bleibt. Schwarz und Weiß. Gut und Böse.
Der Bastard.«
»Bastard?«
»Zu viele Tote, Rex. Öffentliche Hinrichtungen. Es ist zu ei-
ner Art Unterhaltung geworden. Es gibt keine Nachrichten-
sendungen mehr. Keine richtigen, meine ich. Nur seine. Ich
wünschte, ich hätte meine Erinnerung verloren wie Sie, Rex.«
»Aber er ist verkrüppelt. Ich verstehe das nicht.«
»Er sitzt in einem Rollstuhl. Niemand spricht persönlich mit
ihm.«
»Und Crawford? Auch ein Bastard, haben Sie gesagt. War-
um?«
»Der Organisator. Er hat alles für uns organisiert. Hat uns
die Polizei vom Hals gehalten. Hat mir meinen Job wiederge-
geben. Schreiben Sie nur, hat er gesagt. Und ich habe geschrie-
ben. Ich habe alles geschrieben. Nicht, dass irgendjemand es
drucken will. Ich dachte, Sie hätten gesagt…«
»Habe ich. Erzählen Sie mir mehr über Crawford.«
»Er ist das Militär. Heute mehr als jemals zuvor. Wir haben
keine Army mehr, nur Sicherheitsstreitkräfte. Die Sicherheits-
leute des Präsidenten. Seine bewaffneten Schläger. Crawford
leitet all das. Die Programme. Die Vergeltungs-Maßnahmen.
Die Hexenjagden.«
»Wie kommt es nur, dass ich mich an nichts erinnern kann?«
»Vielleicht wollen Sie sich nicht erinnern. Es geschah alles so
schnell. Sie haben immer wieder gesagt, Sie wüssten Bescheid.
Sie wüssten, was zu tun ist. Sie haben es zu mir gesagt und zu
Ihrer Freundin. Sie haben es gesagt. Kommen Sie, trinken Sie
noch eins.«
Rex schob ihm sein leeres Glas hin, und Jack ging davon, um
neues Bier zu holen.
Der Barmann verwickelte ihn in eine Unterhaltung, während
er immer wieder Blicke zu Rex warf. Rex klopfte seine Taschen
ab auf der Suche nach einer Zigarette. Vielleicht hatte er das
Rauchen aufgegeben? Hatte er nicht. Sein Klopfen förderte
eine Schachtel zutage. Er zog sie hervor. Kharma Cools. Rex
kannte den Lama auf der Packung nicht. Er nahm eine Zigaret-
te heraus und zog daran. Es war keine Selbstentzündende. Er
wühlte weiter in seinen Taschen und fand ein Feuerzeug.
Alles war so schnell gegangen. Und er war machtlos gewe-
sen hatte es nicht verhindern können. Was hatte er in diesem
ganzen Jahr getan? Sich einen Bart wachsen lassen und eine
Freundin zugelegt. Eine Freundin? Er war ein verheirateter
Mann! Verheiratet mit… aber wo war Christeen? Realität und
Irrealität begannen miteinander zu verschmelzen. Was von
seinen Erinnerungen stammte aus der Gegenwart, was stamm-
te aus der Vergangenheit, was aus der Zukunft?
»Hier, bitte sehr«, sagte Jack und stellte ein weiteres Bier vor
Rex hin. »Der Barmann ist total verrückt. Sagt, Sie wären hier
drin gewesen, aber ohne Bart. Behauptet, sie wären ein Unru-
hestifter.«
»Das bin ich auch«, sagte Rex. »Und ich werde es auch wie-
der sein, sobald ich…«
»Sobald sie wieder klar im Kopf sind, eh? Ich weiß. Trinken
Sie.«
»Was ist bei der Miskatonic geschehen? Hat Crawford das
Projekt fortgesetzt?«
Jack schüttelte den Kopf. »Nein. Nach dem Massaker bei den
Vereinten Nationen hat er es eingestellt. Es wäre sowieso vor-
bei gewesen. Ich konnte die Zens nicht überreden, nach der
Sache mit Asmodeus wieder zurückzukommen und weiter-
zumachen. Spike hat monatelang im Hospital gelegen. Sie wa-
ren der Einzige, der mit ihr reden konnte. Sie haben Spike ins
Leben zurückgeholt. Schätze, das ist der Grund, aus dem Sie
und Spike…«
»Ich verstehe. Aber Crawford hat Sie wieder zum Dekan
gemacht. Warum?«
»Er wollte, dass ich schreibe. Und das tue ich. Niemand will
meine Bücher verlegen. Bastarde. Und wer soll sie kaufen? Ich
glaube, ich kann alles in den Papierkorb werfen.«
»Nein«, sagte Rex. »Machen Sie das nicht. Denken Sie nicht
einmal daran.«
»Sie haben tatsächlich meine Sachen gelesen, nicht wahr? In
der Zukunft, meine ich.«
»Mein Onkel Tony hat sie mir vorgelesen. Er war ein großar-
tiger Vorleser, der Onkel. Ein großer Mann. Er gab mir DAS
BUCH. Und er gab mir eine ganze Menge mehr. Dinge, die
hier nützlicher gewesen wären.«
»Undurchsichtig wie immer. DAS BUCH, meine Bücher. Ich
wünschte, ich wüsste, wovon Sie reden.«
»Sie wissen ganz genau, wovon ich rede, Jack. Bücher. Worte
auf Papier. Wenn Sie Musik hören, sind die Töne verschwun-
den, wenn das Stück vorbei ist. Sie können sie niemals wieder
einfangen. Ich weiß nicht mehr, wer
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