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Armageddon 2 - Das Menü

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Titel: Armageddon 2 - Das Menü Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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In einer Ecke
    lag ein Berg schmutzigen Leinens, befleckt mit Blut und Er-
    brochenem. Rex trat vor. Jack fasste ihn beim Arm. »Wenn Sie
    sich wirklich an nichts erinnern können, sollten Sie vielleicht
    besser nicht hinsehen. Es ist ein ziemlich übler Anblick.«
    »Lassen Sie mich.« Rex riss sich los und durchquerte den
    Raum. Er näherte sich vorsichtig der improvisierten Liege. Mit
    zitternder Hand zog er die raue graue Decke zur Seite.
    Der Atem stockte ihm.
    Es war Elvis. Doch sein Gesicht war kaum wieder zu erken-
    nen. Die dichte schwarze Mähne war verschwunden. Ein paar
    vereinzelte weiße Strähnen klebten an dem geschrumpften
    Schädel. Blutunterlaufene Augen starrten aus tiefen Höhlen zu
    ihm auf, ohne etwas zu erkennen. Die fantastischen Koteletten
    waren nicht mehr. Der zahnlose Mund zuckte. Verkrustetes
    Erbrochenes klebte auf der Unterlippe.
    »Nein!«, schrie Rex. »Das kann nicht sein!« Jack hatte sich
    abgewandt. Er stand mit herabhängenden Schultern vor dem
    schmutzigen Fenster und blickte nach draußen.

    »Was ist mit dir passiert?« Rex beugte sich vor und packte
    die bis auf das Skelett abgemagerten Schultern. Der mumifi-
    zierte Beinahe-Leichnam stöhnte schmerzerfüllt, Knochen
    knackten. »Elvis…«
    »Chef?«
    »Barry, bist du das?«
    »Gerade so eben noch, Chef. Ich halte nicht mehr viel länger
    durch.«
    »Barry, was ist passiert? Ich habe meine Erinnerung verloren.
    Fast ein ganzes Jahr meines Lebens ist einfach so ausgelöscht.
    Ich erinnere mich an überhaupt nichts. Was ist mit Elvis?«
    »Wormwood, Chef. Eine Infektion. Elvis hat sie sich in der
    ersten Nacht eingefangen. Alle anderen sind längst tot. Jeder,
    der persönlichen Kontakt mit Wormwood hatte. Er ist ein Seu-
    chenüberträger, Chef, eine wandelnde Pest. Ich kann Elvis
    nicht mehr lange am Leben erhalten.«
    »Kannst du ihn denn nicht in der Zeit zurückversetzen? Ihn
    wieder jung machen, irgendetwas?«
    »Aber du hast doch gesagt…«
    »Ich habe gesagt? Was habe ich gesagt?«
    »Du hast es ihm versprochen, Chef.«
    »Was habe ich versprochen, Barry? Was habe ich zu Elvis ge-
    sagt?«
    »Ich kann jetzt nicht mehr reden, Chef. Ich muss mich ein
    wenig ausruhen. Tu, was du gesagt hast. Was du versprochen
    hast. Bevor es für uns alle zu spät ist.«
    »Warte, Barry!« Doch es kam nur noch ein ersticktes Kräch-
    zen ganz tief aus der Kehle des sterbenden King.

    Rex wandte sich zu Jack um. »Was habe ich gesagt? Was ha-
    be ich versprochen?«
    »Woher soll ich das wissen?« Jack zuckte die herabhängen-
    den Schultern »Irgendein großer Plan oder so was, was weiß
    ich? Sie haben ja so viele davon. Sie kommen ihn teuer zu ste-
    hen, Rex. Uns alle.«
    »Ich verstehe das nicht! War ich denn die ganze Zeit über
    hier? Dieses ganze Jahr? Was habe ich gemacht? War ich es
    überhaupt, wenn ich mich nicht einmal mehr daran erinnern
    kann? Träume ich das alles nur?«
    »Irgendetwas ist passiert, Rex. Ich weiß nicht was. Der Über-
    fall auf das Gebäude der Vereinten Nationen. Wormwood war
    mit sämtlichen Staatsoberhäuptern der Welt zusammengetrof-
    fen, um über eine einzige vereinte Weltregierung zu sprechen.
    Es gab eine Art Angriff. Alle wurden getötet, mit Ausnahme
    von Wormwood, und er fährt heute im Rollstuhl herum. Aber
    Sie hatten Recht, Rex. Wormwood ist böse. Ein Teufel. Genau
    wie Crawford, dieser Bastard.«
    »Erzählen Sie mir alles, Jack. Ich muss alles wissen!«
    »In Ordnung. Aber nicht hier. Der Geruch dieses Burschen,
    dieser Ort, ich ertrage das nicht.«
    Sie fuhren aus der Stadt. Die Veränderungen waren furcht-
    bar. Kaum ein Wagen war unterwegs, und nur ein oder zwei
    Gestalten stahlen sich von Schatten zu Schatten. Die Straßen
    waren gesprungen, die Schaufensterscheiben eingeschlagen.
    Offensichtlich hatte es Aufstände gegeben, und nicht wenige.
    Und Rex sah die großen holografischen Werbetafeln, auf de-
    nen die drei großen Grundreligionen proklamiert wurden, die
    er aus seiner Zeit kannte und bereits als Kind hassen gelernt

    hatte. Die Religionen waren auf dem Vormarsch. Die Transiti-
    on hatte stattgefunden, und obwohl er dabei gewesen war,
    alles mit eigenen Augen angesehen hatte, besaß er nicht die
    allerleiseste Erinnerung daran.
    »Hier. Fahren Sie hier an den Straßenrand.« Sie waren einige
    Meilen von der Stadt entfernt. Jack deutete auf ein neu errich-
    tetes Gebäude, lang gestreckt und flach, unter einer schützen-
    den Schale geduckt. Vor dem Bau blinkte eine Neontafel

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