Armageddon 2 - Das Menü
Elvis der Techniker beim Empfang von Pas-
sing Cloud Productions, einer multinationalen Filmgesell-
schaft direkt gegenüber von MTWTV. »Ich bin gekommen, um
die Antenne zu überprüfen, Ma’am.«
Die Rezeptionistin starrte ihn von unten herauf an. Sie war
elegant, schick und sinnlich. Was für Koteletten, dachte sie, und was für eine schicke Brille! »Was für eine Antenne?«, fragte sie.
»Auf dem Dach, Ma’am. Uns wurde gemeldet, Sie hätten In-
terferenzen. Wahrscheinlich nur Vögel, weiter nichts. Besser,
ich werfe einen Blick drauf.«
»Sie haben einen Erlaubnisschein?«
»Nein, Süße, hab ich nicht. Aber wenn Sie die Sicherheit an-
rufen wollen, hab ich auch nichts dagegen.« Die Rezeptionistin
wandte sich ab, um den Anruf zu erledigen. Elvis zog einen
kleinen Apparat aus der Hosentasche, aktivierte ihn und
klemmte ihn unter den Empfangsschalter.
»Oooh!« Die Rezeptionistin stieß einen Schrei aus, als das Te-
lefon in ihr Ohr pfiff.
»Schätze, ich gehe besser rauf und bringe die Antenne in
Ordnung«, sagte Elvis. »An Ihrer Stelle würde ich solange den
Stecker rausziehen.«
Die Rezeptionistin rieb sich das Ohr. »Also gut, meinetwe-
gen. Aber beeilen Sie sich.«
»Kein Schweiß, Ma’am.« Elvis nahm den Aufzug. Und dann
die kleine Sprossenleiter, die zur Dachluke führte. Nachdem er
hindurch war, baute er ein furchteinflößendes Scharfschützen-
gewehr auf einem gefederten Dreibein auf. Befestigte ein La-
ser-Nachtsichtgerät mit eingebautem Videofunksignal daran.
Verband weiteren Hightech-Hokuspokus mit dem Gewehr.
Spähte durch das Zielfernrohr auf den Haupteingang von
MTWTV. Tätschelte seine Konstruktion und sagte: »Soso.«
Dann verließ er das Dach wieder. Schloss hinter sich die Lu-
ke und verschweißte sie, nur um sicherzugehen. Er überließ
nichts dem Zufall. Und bis jetzt war alles außerordentlich gut
gelaufen.
Die Rezeptionistin beobachtete ihn, als er aus dem Lift kam.
Er zwinkerte – hinter seiner Spiegelbrille für sie unsichtbar –
und schlenderte lässig heran. »Versuchen Sie’s doch jetzt noch
mal, Süße.« Während die Rezeptionistin sich umdrehte und
nach dem Hörer griff, entfernte Elvis das Gerät unter ihrem
Empfangsschalter, deaktivierte es und schob es in seine Tasche
zurück. »Jetzt alles in Ordnung?«
»Ja, prima.« Die Rezeptionistin schenkte ihm eins von diesen
Lächeln, die zu sagen scheinen: »Würdest du nicht gerne?
Vielleicht darfst du ja sogar.«
»Um wie viel Uhr haben Sie Feierabend, Süße?«, erkundigte
sich Elvis.
»Nicht vor zwanzig Uhr dreißig. Ich hab heute Spätdienst.«
»Was halten Sie davon, wenn ich Sie abhole? Mögen Sie ma-
krobiotisches Essen?«
»Ich liebe es.«
»Komm schon, Chef!«, flüsterte der Zeitkohl.
»Zwanzig Uhr dreißig«, sagte Elvis.
»Zwanzig Uhr dreißig, ja.«
Elvis kehrte zu seinem Lieferwagen zurück und zog den
Overall aus. Er setzte sich eine Mütze auf. Rückte sie zurecht,
einfach so. Strich alle Falten in seiner schicken Uniform glatt
und grinste in den Rückspiegel. »Ich sehe aus wie echt«, ver-
riet er dem aufgeregten Zeitkohl. Dann brach er in Richtung
Parkplatz von MTWTV auf.
Wo er auf keinerlei Gegenwehr traf. »Möchten Sie, dass ich
den Sicherheitsdienst anrufe, damit er Sie herumführt?« Elvis
liebäugelte mit einer weiteren Hübschen, die seinen gefälsch-
ten Ausweis in den Händen drehte. Leider war sein Abend
bereits voll.
»Nein, Ma’am. Ich will selbst alles überprüfen. Niemandem
auf die Füße treten. In welchem Studio wird Mr. Wormwoods
Ansprache aufgezeichnet?«
»Studio Eins. Am Ende des Gangs.«
»Danke, Ma’am.« Und damit war das auch schon geschafft.
Elvis betrat Studio Eins, versteckte verschiedene Apparate an
verschiedenen Stellen und verließ es wieder, ohne dass es ir-
gendjemand bemerkt hätte.
»Uns bleibt noch genügend Zeit, um in der Personalkantine
ein paar Stunden lang die Füße auszustrecken, mein grüner
Freund.«
»Ich denke, das hast du dir auch verdient, Chef, kein Zwei-
fel.«
Unter dem Thelema Arcade war eine Party im Gange. Und
nicht nur dort. An den Tastaturen saßen Spike Laine, Mad
John, Ella Guru und Jack Doveston und überwachten die he-
reinkommenden Nachrichten. Sie hatten ihren Plan in die Ma-
trix geschickt, und es sah aus, als wäre jeder Straßenpirat in
den Staaten begierig darauf, bei der Geschichte mitzumachen.
Mad John kicherte und klatschte in die Hände. »Ich kann
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