Armageddon 2 - Das Menü
sie
nicht mehr zählen! Jeder von hier bis zur Westküste ist online!
Wir müssen nichts weiter tun, als ihnen den Countdown zu
geben und allen zur gleichen Zeit das Bibliotheksprogramm
zu übermitteln. Ich würde sagen, wir fangen um… neunzehn
Uhr dreißig an. Ich gebe es an die anderen weiter.«
Jack hatte seinen Widerstand aufgegeben. Es hatte keinen
Sinn. Sie würden tatsächlich die weltgrößte Sammlung okkul-
ter Texte an jeden Straßenpiraten von Amerika weitergeben,
der Lust hatte, bei der Geschichte ein wenig mitzuhelfen. Das
konnte unmöglich richtig sein, oder? Und was, wenn es nicht
funktionierte? Fünf Jahre seines Lebens waren auf dieser K2-
Karbon. Was, wenn jemand Mist machte und alles gelöscht
wurde? Jack begann auf höchst unheroische Weise an seinen
Fingernägeln zu kauen. In der rechten oberen Ecke seines
Bildschirms zählten kleine grüne Zahlen den Countdown her-
unter.
Neunzehn Uhr fünfundzwanzig.
Es war neunzehn Uhr sechsundzwanzig. Seit mehreren Stun-
den bereits versammelte sich eine Menschenmenge vor dem
Gebäude von MTWTV. Elvis hatte sich mit einem kleinen
komplizierten elektronischen Dingsbums in der einen und ei-
nem Schlagstock in der anderen Hand zu den richtigen Si-
cherheitsleuten gesellt und unterhielt sich fröhlich mit der
Menge. Die Ähnlichkeit zwischen diesen Leuten und jenen,
die zu Filmgalas gingen in der Hoffnung, den einen oder an-
deren Blick auf einen Halbgott oder eine Göttin der Leinwand
zu erhaschen, blieb Elvis keineswegs verborgen. Diese Leute
hier waren gekommen, weil sie Wormwood anbeteten. Einige
von ihnen schwenkten Banner. Die Situation gefiel Elvis nicht
ein Stück.
Ein lauter Aufschrei ging durch die Menge, als Wormwoods
Limousine um die Ecke bog. Elvis schüttelte den Kopf. Was
war nur in diese Leute gefahren? Und was würden sie tun,
wenn das braune Zeugs erst den Ventilator traf? Nichts Nettes,
nahm er an. Die Menge teilte sich vor der nahenden Limousi-
ne. Elvis zog sich in Richtung Haupteingang zurück. Drückte
eine Reihe von Knöpfen auf seinem kleinen komplizierten
elektronischen Dingsbums, und ein winziger Bildschirm
klappte hoch. Hoch über dem Menschenauflauf schaltete sich
die Videokamera hinter dem Scharfschützengewehr ein. Blick-
te mit ihrem elektronischen Auge durch das Nachtsichtgerät.
Übertrug das, was sie sah, auf Elvis kleinen Schirm. Elvis
nahm ein paar Korrekturen vor. Kniff die Augen zusammen
und starrte erneut auf den Schirm. Langsam wanderte sein
eigener Kopf in das Fadenkreuz. Elvis berührte erneut die
Kontrollen, und der Lauf des Gewehrs senkte sich ein wenig.
Das Dach der schwarzen Limousine kam in Sicht. Elvis arbei-
tete weiter an seinen Knöpfen.
Der Lauf folgte der langsam fahrenden Limousine. Laute Ju-
belrufe ertönten, als das Fahrzeug hielt. Es war neunzehn Uhr
achtundzwanzig.
»Wir sind bereit«, krähte Mad John. Jack kaute eifrig weiter
Fingernägel.
Wormwoods Chauffeur stieg aus und ging um den Wagen
herum, um die hintere Beifahrertür zu öffnen. Elvis hatte den
Kopf des Chauffeurs im Fadenkreuz. Sein Daumen kroch auf
den elektronischen Abzug zu. Die Menge johlte: »Wir wollen
Wayne! Wir wollen Wayne!«
Und dann war Wayne plötzlich da. Er hob grüßend die
Hände. Küsste seine Fingerspitzen und breitete die Arme aus,
als wollte er alle an sich drücken.
Elvis starrte angestrengt auf seinen winzigen Schirm. Ein
Ausdruck ungläubigen Staunens trübte seine vornehmen Ge-
sichtszüge. Wormwood war nicht zu sehen. Nur ein dunkler
Fleck auf dem Schirm, wo er eigentlich stehen müsste. Ein
Umhang aus absoluter Dunkelheit. Elvis fummelte hastig an
den Knöpfen seines Dingsbumses. Fokussierte und refokus-
sierte. Der Chauffeur war da, die Menge war da und winkte
ausgelassen. Aber kein Wayne L. Wormwood. Nur ein dunk-
ler, undurchdringlicher Fleck. »Er ist nicht da! Was mache ich
jetzt?«
»Schieß einfach dorthin, wo er stehen müsste, Chef. Und be-
eil dich.«
Es war neunzehn Uhr neunundzwanzig. Elvis drückte auf
den elektronischen Auslöser und hielt den Knopf gedrückt.
Schüsse hallten über die Menschenmenge hinweg. Der Chauf-
feur warf sich auf Wormwood und zerrte ihn auf den Bür-
gersteig. Die Menge geriet in Panik. Kugeln schlugen in das
Flachglas der Fassade von MTWTV. Elvis duckte sich, als
Splitter um ihn herumflogen. Er hob den Daumen. Das Ge-
wehrfeuer verstummte. Menschen rannten wild durcheinan-
der. Stolperten,
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