Armageddon 2 - Das Menü
L. Wormwood!«
»Ach du Scheiße!«
Es war alles andere als eine lange Ansprache. Sie war nur ge-
rade lang genug. Sie war präzise und deutlich. Sie berührte
Themen, die allen am Herzen lagen, die ihm zuhörten. Sie
wandte sich an die Individuen, die zugleich Teil der großartig-
sten und größten Nation auf der Erde waren. Sie bot Trost,
Ermutigung, versprach Frieden und Wohlstand für alle. Ihr
fehlte jedes Klischee und jede versteckte Andeutung. Sie war
sehr einfach.
Und jeder, der sie hörte, fühlte sich zu ein und dem gleichen
Ausruf veranlasst: »Das ist der Bursche, der unser Land regie-
ren sollte!«
Teil 2
13
… was uns zu Präsident Wayne L. Wormwood bringt. Politische
Beobachter, die seinen Kurs bis zum heutigen Tag verfolgt haben,
stimmen alle darin überein, dass er ohne eine ganz außergewöhnlich
große Portion Glück zweifellos niemals so schnell in dieses hohe Amt
gelangt wäre. Obwohl man bestimmt keinen erfolgreichen Politiker
findet, der bereit wäre, dies einzugestehen: Ein Blick auf die Ge-
schichte enthüllt, dass sie ausnahmslos alle mehr durch Glück als
durch Befähigung so lange in ihren Ämtern geblieben sind, wie sie es
sind. Sozusagen.
Und genau, wie es niemals ein wirklich funktionierendes politi-
sches System gegeben hat (allein das Konzept von vielen, die von
einigen Wenigen fair und gerecht beherrscht werden, ist eine logische
Unmöglichkeit), so überlebt ein jedes genau so lange, bis seine Unzu-
länglichkeiten nicht mehr länger toleriert werden können. Mit ande-
ren Worten: Bis sein Glück zu Ende geht.
Wormwoods Auftauchen auf der Weltbühne besaß alle Kennzei-
chen von einem Mann, der durch ganz außergewöhnliches Glück
begünstigt wurde. ›Der rechte Mann zur rechten Zeit am rechten
Ort‹, lautete der Slogan seiner Wahlkampagne.
Er wurde allein aufgrund der Kraft einer einzigen Fernsehanspra-
che zum Präsidentenberater im Weißen Haus bestellt, und die popu-
läre Unterstützung für ihn war so stark, dass der kränkliche Präsi-
dent nicht umhinkonnte, festzustellen, dass hier ein Mann war, den
man besser zum Freund als zum Feind hatte. Dass der Präsident
innerhalb weniger Tage tot sein würde und der Vizepräsident sein
Amt kaum angetreten hatte, bevor der unglaubliche Skandal seiner
internationalen Drogengeschäfte enthüllt wurde – durch Wayne L.
Wormwood, wie noch erwähnt werden soll –, war ja wohl schwerlich
vorherzusehen. Wormwood war tatsächlich der rechte Mann zur
rechten Zeit am rechten Ort. Ein Mann von unbeschreiblichem
Glück.
Sir John Rimmer,
Glückspilze des 20. Jahrhunderts
Der rätselhafte Byron Wheeler-Vegan kehrte nicht zu seinem
Inter-Rositer zurück. Nachdem er Zoroastra Findhorn verlas-
sen hatte, ging er zum Leitenden Senior-Vizeaufseher hinauf.
Dessen Bürotür war schon recht beeindruckend. Die Messing-
teile und das Holz poliert. Auf dem Namensschild stand
HARMAN KARPER L. S. V. A. Byron klopfte. Eine Stimme
sagte: »Herein.«
Byron trat ein.
Der Raum war identisch mit dem von Zoroastra Findhorn.
Harman Karper war groß, hager und missmutig. Er blickte
von einem Stapel Papieren auf und starrte Byron befremdet
an. »Wer hat Sie hereingelassen?«
»Ich habe geklopft, und Sie sagten: ›Herein.‹«
»Beunruhigend.«
»Ich habe eine Herabstufung um zwei Mikrograd in einem
lateralen Augmentor.«
»Sie müssen mit Mr. Findhorn sprechen. Der richtige
Dienstweg, wissen Sie? Auf Wiedersehen.« Der Senior-
Vizeaufseher wandte sich wieder seinen Papieren zu. Byron
blieb tapfer stehen. Der Senior-Vizeaufseher blickte von seinen
Papieren auf. Byron blieb weiter tapfer stehen. »Wer hat Sie
hereingelassen?«, fragte der Vizeaufseher.
»Ich habe eine Herabstufung um zwei Mikrograd in einem
lateralen Augmentor.«
»Noch einen?« Karper hob die Augenbrauen. »Ich hab dem
anderen Burschen eben schon gesagt, dass er sich an die rich-
tigen Leute wenden soll. Das Gleiche gilt auch für Sie, junger
Mann.«
»Ich bin der andere Bursche.«
»Das ergibt keinen Sinn. Auf Wiedersehen.«
Byron beschloss, das Thema anders anzugehen. »Der Vize-
aufseher, Zoroastra Findhorn, hat gesagt, ich solle mich an Sie
wenden«, log er.
»An mich wenden? An mich? Undenkbar! Wäre eine Anfor-
derung für ein Ersatzteil vom Vizeaufseher gekommen, hätte
ich diese Anforderung inzwischen längst bearbeitet.«
»Vielleicht liegt sie zwischen Ihren Papieren und
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