Armageddon 2 - Das Menü
einen gummierten Overall und schlüpfte
in ein Paar kniehohe Stiefel aus Synthaskin. Sie platzierte ei-
nen Kuss auf Jacks aufrechten kleinen Jack und rannte zur Tür.
»Wird nicht lange dauern.«
»Spike!«, rief Jack. »Spike, du kannst mich doch nicht so hier
liegen lassen!«
Das Zen-Klubhaus hatte intensive Renovierungsarbeiten er-
fahren. Die Decks waren mit allem, was zur Verfügung ge-
standen hatte, zusammengebastelt worden. Sobald der
Wachtposten von der Miskatonic abgezogen worden war, wa-
ren die Zen-Piraten eingebrochen und hatten mitgehen lassen,
was immer sie tragen konnten. Spike gesellte sich zu Mad John
vor seinen Bildschirm.
»Die Sonde wurde zurückgerufen. Die Heimatbasis hat um
Zugriff gebeten. Die Sonde hat ihn verweigert. Dieses Mist-
ding besitzt einen eigenen Willen!«
»Wer hat sie zurückgerufen?«
»Die Crawford Corporation.«
»Jonathan Crawford?«
»Genau jener. Verrückte Geschichte. Crawford hat die Sonde
tatsächlich nach ihrem Namen gefragt, kannst du dir das vor-
stellen?« Johns Hände huschten flink über die Tastatur.
»Sieh her.«
ICH BIN LEGION. WIR SIND VIELE.
»Wirklich eigenartig. Was ist danach geschehen?«
»Das System brach zusammen. Rückkopplung. Diesmal hat
es Crawford getroffen.«
»Geschieht ihm recht. Jonathan Crawford, wie?«
»Wer sonst wäre infrage gekommen? Er hat Biotech schließ-
lich erfunden. Er ist das Militär.«
»Und was wollen wir jetzt unternehmen?«
»Wir machen ihm einen Strich durch die Rechnung, was
sonst? Seine Sonde hat Piratenstationen überall im Land zer-
stört. Ich werde seinen Namen im Netz verbreiten. Wir treffen
seine Corporation von allen Seiten.«
Spike krempelte die Ärmel hoch. »Dann lass uns anfangen.
Vor uns liegt eine lange Nacht.«
»Spike!«, rief eine heisere Stimme in der Dunkelheit. »Spike,
komm zurück! Binde mich los!«
Spikes Mutter öffnete die Schlafzimmertür.
»Ist alles in Ordnung?«, flüsterte sie. »O mein Gott!«
15
Die Annalen der okkulten Geschichte sind voller Legenden über gar
manchen farbenfrohen Charakter, doch die rätselhafte Gestalt von
Hugo Rune steht hoch über dem gesamten Rest. Wenn auch nicht
am meisten verehrt und angebetet, so überragte Rune mit seinen
nahezu sechs Fuß und sieben Zoll selbst in kosmischen Baumwoll-
Latschen alle anderen.
Viel wurde über seine bemerkenswerten Kräfte geschrieben, und
von seinem aufgegebenen Sexualleben, seinen zahllosen Gerichtspro-
zessen und seiner Vorliebe für chinesisches Essen noch eine ganze
Menge mehr.
Rune beeinflusste die Schickeria seiner Zeit wie kein Zweiter.
Selbstverständlich entbehren die vielen Vorwürfe, dass er seinen
Lebensunterhalt aus unmoralischen Einkünften bestritt, nicht jegli-
cher Grundlage, genauso wenig wie sein Hang zu grober physischer
Gewalt (den er das Unbarmherzigkeitsprinzip zu nennen pflegte).
Doch es bleibt wenig Zweifel an der ganz und gar außergewöhnli-
chen Beherrschung seines eigenen Körpers (Er konnte beispielsweise
allein durch Willenskraft überall braun werden wie von einem aus-
giebigen Sonnenbad und ließ sich einmal über Nacht einen gewalti-
gen Backenbart wachsen, wodurch er eine Wette mit Sir Arthur Co-
nan Doyle gewann).
Rune behauptete, die Geheimen Führer zu kennen und mit ihnen
gesprochen zu haben, und seine Fähigkeiten als Mathematiker su-
chen bis zum heutigen Tag ihresgleichen. Erst nach und nach reali-
siert die Wissenschaft, dass Runes Relativitätstheorie die von Ein-
stein (den Rune einen prinzipienlosen Schuft nannte) ganz und
gar in den Schatten stellt.
Doch es waren seine Behauptung, dass er sich selbst unsichtbar
machen könne sowie die bemerkenswerte Kontroverse, die mit seiner
öffentlichen Demonstration dieser Fähigkeit einherging, die allen
unvergesslich bleibt. In seinem Buch Der unglaubliche Mr. Rune
(inzwischen leider restlos vergriffen) beschreibt H. G. Wells, ein le-
benslanger Freund Runes, seine Sicht der Geschehnisse, die ihn, wie
er offen eingesteht, zu seinem Roman Der Unsichtbare Mann in-
spirierten. Wells war Augenzeuge der Demonstration sowie des be-
rüchtigten ›Wadenbeißer-Zwischenfalls‹, der einen Skandal quer
durch Europa verursachte:
›Wir hatten uns an jenem besonderen Morgen im Café
Royal [Paris, Frankreich] getroffen. H. [möglicherweise Ru-
dolf Hess] war anwesend sowie einige der Surrealistischen
Poeten, ein Gentleman namens Crowley, der behauptete, ei-
ner von
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