Armageddon 2 - Das Menü

bringen

    den Verstand dazu, sich so sehr zu konzentrieren, als der Auf-
    enthalt in einer Folterkammer, festgebunden an einen harten
    kalten Stuhl und mit nichts auf dem Leib als Socken.
    »Guten Morgen, Jack«, sagte die Stimme hinter dem Licht. Es
    war eine neue Stimme. Eine sehr junge Stimme, doch mit einer
    entmutigenden Schärfe. Diese Stimme bedeutete Verdruss.
    »Du bereitest mir eine Menge Sorgen, Jack.«
    »Das tut mir schrecklich leid. Was genau habe ich gemacht?«
    »Deine Freunde, die Zen-Terroristen, schikanieren meine
    Corporation.«
    »Ich weiß überhaupt nicht, wovon Sie reden?«
    Jonathan Crawfords Kopf tauchte über dem Licht auf. Er trat
    um den Schreibtisch herum und hockte sich vor Jack auf die
    Tischplatte. »Jonathan Crawford«, stellte er sich vor.
    »Erfreut, Sie kennen zu lernen.«
    Jonathan streckte die Hand aus und stieß einen Zeigefinger
    zwischen Jacks Beine. Funken flogen. Jacks Augen überkreuz-
    ten sich.
    »Du kostest mich ein Vermögen, Jack. Ich habe schon genü-
    gend Probleme mit Straßenpiraten, die sich in mein Netzwerk
    hacken.«
    »Ich weiß nichts davon! Sie müssen den falschen Mann er-
    wischt haben! Spike Laine steckt hinter alledem!«
    »Du würdest deine eigene Mutter verkaufen, nicht wahr,
    Jack? Rex hatte Recht.«
    »Rex? Rex Mundi?«
    »Vermutlich hast du geglaubt, er sei tot. Nachdem du weg-
    gelaufen bist und ihn im Stich gelassen hast.«

    »Wer sind Sie?«
    »Ich bin dein Wohltäter, Jack. Ich bin dein Arbeitgeber. Ich
    habe dir den Job an der Miskatonic gegeben. Ich wollte Zugriff
    auf alle Bücher, also habe ich das Projekt finanziert. Ich bin ein
    reicher Mann, weißt du?«
    »Aber das Projekt… die Mittel sind ausgegangen!«
    »Nur weil der Dekan die Universität hat ausbluten lassen.
    Ich habe dem Mann riesige Summen zur Verfügung gestellt.
    Der Mann ist ein Krimineller. War ein Krimineller.«
    Jack mochte den Klang des Wortes ›war‹ nicht besonders.
    »Ich wusste nichts davon. Ich habe hart an dem Projekt gear-
    beitet! Ehrlich!«
    »Selbstverständlich. Du bist ein hingebungsvoller Mann. Ein
    Mann der Sprache. Ein wundervoller Schriftsteller.«
    »Ich schätze, das haben Sie von Rex Mundi.«
    »Nein. Das wusste ich bereits. Aber diese Zen-Geschichte,
    Jack. Sie machen mir zu schaffen. Meine Systeme versinken
    sowieso schon im Chaos. Falls die Zens weitermachen, bin ich
    ruiniert, und das darf nicht geschehen, oder?« Jonathan streck-
    te erneut seinen Megawattfinger aus.
    »Nein, selbstverständlich nicht. Aber ich weiß nicht, was die-
    se Leute vorhaben! Ehrlich! Ich schwöre es!«
    »Du bist eine Art Held für sie. Sie respektieren dich, Jack. Du
    bist ein Rebell.«
    »Ich bin ein Rebell?« Jack war sich gar nicht so sicher.
    »Selbstverständlich. Du hast die Zen-Terroristen organisiert,
    Jack. Du hast ihnen dein Bibliothekprogramm gegeben. Du
    hast zusammen mit ihnen versucht, die Sonde aufzuspüren. Es

    war ein mutiger Plan, wenn auch ein wenig unbesonnen.
    Trotzdem, wäre ich an deiner Stelle, ich hätte genau das Glei-
    che getan.«
    »Das hätten Sie?«
    »Das hätte ich.« Jonathan stopfte sich ein Bonbon in den
    Mund. »Und aus diesem Grund möchte ich dir auch ein Ge-
    schäft anbieten.«
    »Tatsächlich?«
    »Was würdest du davon halten, Jack, wenn ich dich zum
    neuen Dekan der Miskatonic University mache?«
    »Oh. Sehr viel, jawohl, Sir.« Wen muss ich umbringen?, fragte
    sich Jack.
    »Selbstverständlich wären gewisse Bedingungen daran ge-
    knüpft.«
    Jetzt kommt es.
    »Ich habe hier eine Liste.« Jonathan zeigte Jack selbige. »Das
    hier sind die sechsundvierzig Piraten, denen es gelungen ist, in
    mein System einzudringen. Sie sind die Besten. Ich will, dass
    sie mich in Ruhe lassen. Ich möchte, dass du sie einstellst,
    Jack.«
    »Sie werden vielleicht gar nicht erbaut darüber sein, Sir.«
    »Ich denke, sie würden es für dich tun, Jack. Wir können ih-
    nen außergewöhnliche Gehälter anbieten. Legale Drogen, so
    viel sie wollen, allerdings nur in ihrer freien Zeit. Alle mögli-
    chen Vergünstigungen.«
    »Und ich wäre der Dekan?«
    »Solange du machst, was ich dir sage. Ich werde das gesamte
    System der Universität mithilfe von Biotech modernisieren.

    Das heißt den Teil, der noch nicht gestohlen ist. Du wirst die-
    sen Piraten eine spezifische Aufgabe stellen, Jack. Sie sollen
    die Sonde verfolgen und die Leitzentrale aufspüren. Diese Pi-
    raten sind um einiges besser als meine eigenen Operatoren.
    Wenn irgendjemand