Armageddon 2 - Das Menü
und
die Situation zu beaufsichtigen. Wann immer es danach aus-
sah, als würden die Dinge aus dem Ruder laufen, war es seine
Aufgabe ganz allein, den Rückspulknopf zu drücken, die Zeit
umzukehren, alles zu rejustieren und das Ganze anschließend
wieder in Bewegung zu setzen.«
»Ich verstehe«, sagte Byron und nahm seine Tasse entgegen.
Sie war heiß, obwohl er nicht gesehen hatte, dass der Kessel
kochte. »Danke sehr.«
»Doch der Aufseher wollte einen Assistenten. Er wollte die
Effizienz verbessern. Damals waren die Dinge noch einfach.
Kleinere Katastrophen, Kriege, Seuchen, leicht zu kontrollie-
ren. Nicht zu vergleichen mit dem Heute. Doch der Aufseher
besaß sämtliche Projektionen, er wusste, was zu erwarten
stand, und er wusste auch, dass er allein nicht imstande war,
die Situation zu beherrschen.«
»Also hat er seinen Assistenten bekommen?«
»Selbstverständlich. Er brachte seinen Sohn in das Geschäft.
Doch seinem Sohn gefiel die Art und Weise nicht, wie alles
lief. Er verlangte noch mehr Hilfe. Der Aufseher gab seinem
Begehren nach. Der Sohn organisierte eine Abteilung. Jene, die
in seiner Abteilung saßen, verlangten Unterabteilungen, und
die Unterabteilungen Unter-Unterabteilungen. So ging es im-
mer weiter. Niemand wollte ganz unten stehen, sehen Sie? So
ist das im Leben.«
»Und wer steht denn nun unten? Irgendjemand muss doch
unten sein?«
»Sie sehen auf ihn hinab«, sagte der dickliche Oberkehrer.
»Es sei denn natürlich, Sie möchten einen Job als mein Assi-
stent.«
»Nein danke. Aber bitte, fahren Sie fort.«
»Selbstverständlich. Heutzutage gibt es so viele Abteilungen,
Unterabteilungen, Agenturen, Divisionen, Depots, Werkstät-
ten und so weiter und so fort, dass niemand auch nur die ein-
fachsten Dinge erledigen kann. Es ist ein einziges gewaltiges
bürokratisches Chaos. Wie der Herr, so auch die Herde, haben
Sie dieses Sprichwort schon einmal gehört?«
»Nein, aber bitte, fahren Sie doch fort.«
»Alles kommt zum Stillstand.« Der dicke Mann blickte sehr
ernst drein. »Es gibt zu wenige Byrons wie Sie, die im Kreis
herumrennen. Jede Abteilung schiebt einer anderen die Schuld
in die Schuhe. Das Große Schwungrad bricht zusammen, und
Risse tauchen auf. Fehler können nicht mehr korrigiert wer-
den, und alles hat seine Auswirkungen oben an der Oberfläche
des Planeten. Dort herrscht das reinste Chaos. Wenn es uns
nicht gelingt, den Mechanismus zu korrigieren, hält die
Menschheit geradewegs auf ein finales Armageddon zu. Und
diesmal wird niemand dieses Armageddon lebend überste-
hen.«
»Aber er ist doch unsere Aufgabe, das zu verhindern! Dafür
sind wir da!«
»Das ist ein schwieriges Problem. Ich möchte Ihnen eine
elementare Frage stellen. Wie viele ultimative Enden der
Menschheit kann es heutzutage geben?«
»Selbstverständlich nur eines.«
Der dicke Oberkehrer schüttelte den Kopf.
»Mehr als eines?«
»Exakt sechs«, sagte der Oberkehrer. »Sechs, und alle laufen
zugleich ab.«
»Aber das… das ist unmöglich! Das kann nicht geschehen!«
»Es kann. Glauben Sie mir. Ich kehre hier. Ich sehe alles. Ein
Abfall hier, ein Systemabsturz da, eine falsche Projektion über
diese Entwicklung, das Unvermögen, ein mögliches kleines
Versagen dort zu verhindern. Muss ich noch weiterreden?«
»Aber sechs…? Weiß der Aufseher davon?«
»Dieses kopflose Huhn? Was meinen Sie?«
»Aber… Wir müssen etwas unternehmen! Und zwar auf der
Stelle, sogleich!«
Über ihnen ertönte das Geräusch von Zahnrädern, die unan-
genehm und ohne Flux aufeinander mahlten.
»Da geht Ihr lateraler Augmentor dahin«, seufzte der fette
Oberkehrer. »Habe ich gesagt sechs ultimative Enden? Machen
Sie besser sieben daraus.«
»Sehen Sie nur, Jack! Sehen Sie!« Eine aufgeregte Gruppe von
Zen-Piraten stand über Mad Johns Terminal im Keller der
Miskatonic University. »Sehen Sie, was es jetzt tut?«
»Was tut es?«
»Eine Bank ausrauben.« Spike beobachtete die Zahlenreihen,
die über den Bildschirm huschten. »Es plündert tote Konten.«
»Wie viel Geld?«
»Eineinhalb Millionen, vielleicht mehr.«
»Und wohin bringt es das Geld?«
»Zurück zur Muttersonde, wohin sonst?«
»Und dann?«
»Wir verlieren es, Jack.« John hämmerte auf seiner Tastatur
herum. »Aber diesmal nicht. Diesmal wird es alles zu uns
bringen.«
»Wir haben es von der Sonde isoliert«, erklärte Spike. »Ob-
wohl es bis jetzt noch nichts davon weiß. Wir
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