Armageddon 3 - Das Remake
verdutzter als ein schwangerer Postu-
lant im Fertighaus eines Eunuchen. »Wir waren dort, und jetzt
sind wir hier.«
»Na, dann werft mal ’ne Runde, Jungs«, sagte Chico. »Ich
nehm ’nen Pernod mit Limonade. Die Limo ist für Harpo.«
»Werft was?«
»Werft ’ne Runde, und ich verrate euch, wie ich’s gemacht
hab.«
»Wie ihr es gemacht habt?«
»Was haben Sie in diesem Bündel?« Der Barmann reckt den
Hals über den Tresen. »Haben Sie da einen Zwerg drin oder
was?«
»Eine Bauchrednerpuppe«, beeilt sich Rex zu antworten.
»Für eine neue Show, die ich moderiere. Sie heißt Rex Mundis
Große Abendshow. Eine qualitativ hochwertige Sendung. Mill
ein Mier. Mill ein Mier.«
»Sie verschwenden Ihre Zeit«, sagt der Barmann.
»Zwei Flaschen Bud, einen Pernod und eine Limonade«, sa-
ge ich.
»Schicker Hut«, sagt der Barmann.
»Nehmen Sie ihn«, sage ich.
»Ich will zu meiner Mama«, sagt Harpo.
»Ziemlich schwache Vorstellung«, sagt der Barmann zu Rex,
während er meinen Filz nimmt und ihn auf den eigenen Schä-
del drückt. »Wenn Sie Qualität suchen, dann sind Sie bei mir
richtig, dann bin ich Ihr Mann. Ich mache alles. Lieder aus den
Shows. Oldies but Goodies. Große literarische Gestalten der
Vergangenheit und der Gegenwart. Wer ist das hier?« Der
Barmann zieht den Hut quer über das Auge und schneidet
eine merkwürdige Grimasse.
»Ich hab nicht den leisesten. Geben Sie uns jetzt bitte unsere
Drinks.«
»Nicht, bevor Sie’s nicht geraten haben.«
»Oh. Na schön: Iris Murdoch.«
»Sie haben’s erfasst. Ich hab’s doch gleich gesagt, ich bin
gut.«
Der Barmann wendet sich ab, um die Drinks zu holen.
»Iris Murdoch?«, fragt Rex erstaunt.
»Sicher, was hast du denn gedacht?«
»Ich dachte, es ist Doris Lessing.«
»Doris Lessing?« Ich gestatte einem schwachen Lächeln, um
meine Lippen zu spielen. »Freund, in meinem Geschäft kann
die Kenntnis um den Unterschied zwischen Iris Murdoch und
Doris Lessing alles sein. Du kaust auf den Eiern des Kurators
oder sehnst dich nach den Fleischtöpfen Ägyptens, je nach-
dem. Wenn du verstehst, was ich meine. Und ich bin sicher,
dass du mich verstehst.«
»Absolut.« Rex schneidet selbst eine merkwürdige Grimasse,
aber ich komme nicht drauf, wer das sein soll. »Du kümmerst
dich um die Drinks, und ich nehme Harpo/Chico mit in eine
stille Ecke.«
»Klingt vernünftig.« Ich wechsle ein paar Imitationen mit
dem Barmann. Fast erwischt er mich mit seinem C. S. Lewis,
aber mit meinem Hermann Hesse hab ich ihn am Haken wie
einen zappelnden Hering in der Weihnachtszeit. Er meint, es
wäre Sir Arthur Conan Doyle. Muss wohl am Trenchcoat lie-
gen.
Ich lasse ihn zurück, damit er Zeit findet, über meine Brillanz
nachzudenken, und geselle mich zu Rex in der stillen Ecke, wo
der Racker doch tatsächlich Hof hält.
»Ich bringe Grüße von einem fernen Stern«, sagt Chico Ni-
xon. »Ich bin eingeweiht in die Weisheit und das Wissen des
Großen Galaktischen Volks, und ich bin hierher zurückge-
kehrt, um alle Probleme dieser Welt zu lösen.«
»Das klingt höchst ermutigend«, sagt Rex, der den stinken-
den kosmischen Sendboten zu säubern versucht und seine
Windeln wechselt. Er hat sich mit einer Tischdecke und Pa-
pierclips bewaffnet und sieht aus, als meint er es ernst. »Ich
fürchte, ich habe kein Talkum, und ihr seid an manchen Stel-
len ziemlich wund. Vor wie vielen Wochen habt ihr euch das
letzte Mal umgezogen?«
»Zeit ist ein menschliches Konzept. Es besitzt keine univer-
selle Bedeutung.«
»Meinetwegen, dann zieht euch wenigstens diese Decke
über.«
»Erspar dir und mir die Mühe.« Ich weiß nicht, wie der klei-
ne Scheißer es gemacht hat, aber im nächsten Augenblick sitzt
er in einem hübschen blau-weißen Seemannsanzug da, duftet
nach Babylotion und hat nicht einen feuchten Fleck am Hin-
tern. Richtig süß sieht er aus, der Racker. Bis auf die beiden
Köpfe natürlich.
»Wie habt ihr das gemacht?«, fragt Rex, was mir die Mühe
erspart.
»Auf genau die gleiche Weise, wie ich uns aus der Seitengas-
se geschafft habe, als die Granate in die Luft gegangen ist.«
»Hat es vielleicht etwas mit der Transperambulation pseudo-
kosmischer Antimaterie zu tun?«
»Nicht das Geringste. Das hier ist die Macht DES WORTES.«
Nun habe ich nie besonders viel mit der Macht des Wortes
am Hut gehabt. Ich gehöre keiner oralen Sekte an.
»Und wie genau funktioniert das?«, erkundige ich
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