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Arme Milliardäre!: Der große Bluff oder Wie die amerikanische Rechte aus der Krise Kapital schlägt

Arme Milliardäre!: Der große Bluff oder Wie die amerikanische Rechte aus der Krise Kapital schlägt

Titel: Arme Milliardäre!: Der große Bluff oder Wie die amerikanische Rechte aus der Krise Kapital schlägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Frank
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richtig befanden.
    ∗ Das »Streben nach Glück« ist in der Unabhängigkeitserklärung verankert, nicht in der Verfassung.
    ∗∗ Das Filmzitat hat bei der Rechten eine lange Geschichte. Howard Jarvis machte es in den Siebzigerjahren in Kalifornien zum Schlachtruf der Steuerrevolte um die Begrenzung der Grundsteuer (»proposition 13«). Arnold Schwarzenegger übernahm es von ihm. Journalisten haben es in verschiedenen Varianten benutzt, um die Anziehungskraft von Ronald Reagan, Newt Gingrich oder dem Boss von Fox News, Roger Ailes, zu charakterisieren. Es wurde zum Titel für die Geschichte der populistischen Rechten in den Siebzigern wie für die Tea-Party-Bewegung. Und ungefähr einen Monat nachdem Santelli vielfach mit Howard Beale verglichen worden war, behauptete auch Glenn Beck, von der Figur Beale inspiriert worden zu sein. Siehe die Beschreibung des Fernsehstars in der
New York Times
, 29. März 2009.
    ∗ In derselben bemerkenswerten Sendung deutete Beck auch an, der Kongressabgeordnete Barney Frank sei für das AIG-Bailout vom Jahr zuvor verantwortlich. Beck breitete dann eine »Geschichte von AIG« aus, die im Grunde ein mit ziemlich vielen Details gespickter Angriff auf Fannie Mae und Freddie Mac war – offenbar warf er die Hypothekeninstitute mit dem Versicherungsriesen in einen Topf. (Die Zitate stammen aus Becks Sendung vom 17. März 2009.)
    In Wahrheit war das erste AIG-Bailout 2008 ohne jede Beteiligung von Barney Frank oder einem anderen Kongressmitglied von der Zentralbank arrangiert worden. Frank kritisierte bekanntlich sogleich den Deal. Und obwohl in der Welt der Hochfinanz beinahe alles mit allem verknüpft ist, haben Fannie und Freddie nichts mit AIG zu tun. AIG ist ein Versicherungskonzern, der sich wie ein Hedgefond verhielt, in Hypotheken-Wertpapiere investierte und Credit Default Swaps ausgab. Es waren diese Geschäfte, die AIG in Schwierigkeiten brachten. Es stimmt, dass AIG eine Tochtergesellschaft hatte, die Sub-prime-Kredite vergab – so etwas hatten alle an der Wall Street –, aber soweit ich weiß, hat noch nie jemand die Probleme von AIG auf diese Tochtergesellschaft zurückgeführt.
    Die staatlichen Regulierungen ihrerseits haben niemals von jemandem verlangt, riskante Kredite zu vergeben, und sie haben sicherlich niemanden gezwungen, in Wertpapiere zu investieren, hinter denen riskante Kredite standen. Das Geschäft mit Credit Default Swaps war nahezu völlig unreguliert.

KAPITEL 4
ANGRIFF AUF DAS NERVENSYSTEM
    Von heute aus betrachtet, erscheint dieser ganze Schwindel ziemlich durchsichtig. Trotzdem erzeugte das doppelbödige Spiel genau jenes Graswurzelphänomen, das sich seine Protagonisten erhofft hatten. So schludrig das alles zusammengedacht war, der allgemeine Tenor traf exakt den Ton der Ängste der Zeit. Während ringsherum eine Welt zusammenbrach, fing die neue Rechte unsere Ängste auf und bot ein utopisches Ideal, errichtete ein Fanal des wahren Amerika, das wie ein Leuchtfeuer durch alle Wirrnis strahlte.

Das Geschäft mit der Angst
    Oft heißt es, die neue Rechte habe keine Leitfigur. Aber was sie hat, ist ihr Lieblingsprophet des Weltuntergangs: Glenn Beck, dessen Karriere bei Fox News im Januar 2009 auf dem Höhepunkt der öffentlichen Empörung begann. Drei Jahre zuvor hatte Beck noch eine mäßig erfolgreiche Fernsehsendung bei CNN moderiert. Doch erst auf der Bühne von Fox stieg Beck zur Stimme der Unzufriedenen im Lande auf. Er stachelte den Zorn der Amerikaner an und lenkte ihre Empörung von jedem logischen Ziel weg auf seine eigenen Mühlen.
    Glenn Beck ist nicht der Prototyp eines Helden. Als ich ihn 2008 zum ersten Mal im Fernsehen über linke Verschwörer lamentieren hörte, dachte ich zunächst, hier hat ein Programmchef aufs falsche Pferd gesetzt: Wie konnte man auf die Idee verfallen, ausgerechnet unter der Präsidentschaft von George W. Bush einen tumben Linkenfresser von der Leine zu lassen? Wie konnte man im Zeitalter desInternets der Öffentlichkeit mit jemand kommen, dessen zahlreiche falsche Behauptungen so leicht zu widerlegen waren?
    Dann war da jene merkwürdige Kombination aus Ignoranz und Schulmeisterei, in der Glenn Beck mit einem Stück Kreide in der Hand seine Theorien an Tafeln entwickelte. Seine grimmige Rachsucht, garniert mit weinerlichem Selbstmitleid. Sein jungenhaftes Auftreten und die einnehmende, fröhliche Stimme, durchsetzt mit erschreckenden Hassausbrüchen. Doch ich sollte mich in ihm irren. Von der ersten bis zu

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