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Armeen Der Nacht

Armeen Der Nacht

Titel: Armeen Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Getümmel stürzten. Auf der Goldallee, wie in jeder anderen Durchgangsstraße der Stadt, wurde lebhaft gehandelt — mit üblicher Ware, aber auch mit verbotener. Das Paar wurde nahe der Hauptstraße getrennt, als eine Viktualienbude plötzlich in Flammen aufging. Walegrin, der Soldat und Vertreter von Recht und Ordnung, soweit es so etwas in dieser Stadt überhaupt gab, kam dem Kaufmann zu Hilfe, und Molin, der sich selbst als Kaufmann verkleidet hatte, wurde mit anderen in ein Gewirr von Straßen abgedrängt.
    Hier, wo gemalte Zeichen in allen Farben des Regenbogens kundtaten, welchen Faktionen und Banden von den verschiedenen Haushalten Schutzgebühr bezahlt wurde, gab es keinen Waffenstillstand, und ein wohlgenährter Mann auf einem wohlgenährten Pferd war eine willkommene Zielscheibe. Fackelhalter gab seine Tarnung als Kaufmann auf, straffte Rücken und Schultern, nahm die Zügel in eine Hand und legte die andere auf den Schenkel, bereit die Waffe zu zücken, die sein Umhang verbarg. Zerlumpte Kinder schätzten seine Verteidigungsfähigkeit ab, indem sie ihn mit Schimpfwörtern herausforderten, bei denen sich anatomische Begriffe mit solchen der Abstammung auf so originelle Weise paarten, daß sogar ein Soldat staunen mußte. Sie konnten nicht ahnen, daß sie Vashankas Hohepriester beschimpften. Er achtete nicht auf sie und bog in eine sonnigere Gasse ein.
    Doch schon schwand die Sonne vom Himmel. Ein eisiger Windstoß pfiff durch die Gasse, daß das Pferd sich panikerfüllt aufbäumte. Die Kinder und Bettler schlugen in dem Moment zu, als Molins Aufmerksamkeit dem Pferd, statt Freistatt galt, und der Priester fand sich inmitten eines tödlichen kleinen Gassenscharmützels wieder, während nadelspitzer Eisregen von oben her angriff.
    Er ließ die Zügel los, ein Signal für sein in der Armee ausgebildetes Pferd selbst anzugreifen, und riß sein Schwert aus der Sattelhülle. Der Vorteil kehrte auf seine Seite zurück, als er die Hand zu fassen bekam, die ein Messer gegen ihn führte, und den Bengel auf die Straße beförderte. Was immer seine Angreifer erwartet hatten, ganz gewiß jedenfalls keinen Kaufmann, der wie ein dreimal verfluchter Stiefsohn kämpfte; obwohl sie diesen ungewöhnlichen Kerl gern zu ihrem Anführer geschleift hätten, hielten sie es doch für ratsamer, sich an die Wand zu drücken. Molin griff wieder nach den Zügeln, drückte seinem Pferd die Fersen in die Flanken und galoppierte zum Palast.
    »Ruft einen Stallburschen, er soll sich um mein Pferd kümmern!« befahl Fackelhalter dem Posten am Westtor des Palasts, ohne an seine zerrissene und inzwischen triefnasse Kaufmannskleidung zu denken.
    »Wer glaubst du wer du bist, Lumpenkerl? Ich nehme keine Befehle von einem Abwinder Hundesohn entgegen ...«
    »Ruft nach einem Stallknecht — und hofft, daß ich Euer Gesicht vergesse!«
    Der Soldat erstarrte — was am unverkennbaren Ton des Sturmpriesters lag und am unverhohlenen Grimm, der aus den knappen Bewegungen sprach, als er die Zügel um die zitternde Hand des Postens schlang. Der völlig verstörte junge Mann zog am Strang des Marstallgongs, als hinge sein Leben davon ab.
    Der Sturm wurde stärker, kaum daß der Hierarch den riesigen, leeren Paradeplatz vor dem Palast betreten hatte. Blitze schlugen in den Schlamm, daß Dampf und Gestank aufstiegen. Wer sich an die furchtbaren Unwetter im Sommer erinnerte, hatte bereits Zuflucht in den tiefsten, trockensten Räumen gesucht. Molin blickte im gleichen Moment auf den Anbau, als ein Blitz wie liebkosend mit silbernem und blauem Gleißen darüber strich. Darin waren die beiden Kinder untergebracht, die irgendwie Avatars sowohl Vashankas wie eines neuen, noch unbestätigten Sturmgottes waren. Sein Instinkt wollte, daß er über den Hof rannte, doch sein Glaube, daß er eine solche Tollkühnheit überleben würde, war nicht stark genug. Er sprang in eine der Nischen des Westtors.
    »Lord Molin«, sagte der kahlköpfige Höfling in rosa und purpurner Seide und langte nach seinem Arm, als er den Korridor entlangging. Eine Verkleidung konnte einen beysibischen Höfling nicht täuschen, so wie die Beysiber es gewöhnt waren, sich wie Blumen zu gewanden und ihre Haut entsprechend zu färben. »Lord Molin, auf ein Wort ...«
    Die Beysiber nannten ihn nur dann >Lord<, wenn sie verängstigt waren. Sie hatten als einzige Göttin eine Schlangenliebhaberin und wußten nichts von den Launen des Sturmgottes. Molin zupfte seinen triefenden Ärmel mit aller

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