Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Armegeddon Rock

Armegeddon Rock

Titel: Armegeddon Rock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
Vom Netzwerk:
abgebrochen hatte, war ihm die Zurückstellung vom Wehrdienst verlorengegangen, und seine Bemühungen, als Kriegsdienstverweigerer aus Gewissensgründen anerkannt zu werden, waren gescheitert, obwohl Butcher aus diesem Grund nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte. »Ich werde niemand erschießen«, hatte Slum stur gesagt. »Mir ist als Kind immer schlecht geworden, wenn Butcher mich gezwungen hat, Wild zu schießen. Er hat mich sogar gezwungen, diese Katze zu erschießen, die ich mal mit nach Hause gebracht hatte, und ich hab mir in die Hosen gemacht. Eins ist mal absolut sicher, ich werd keinen Menschen erschießen.« Und so hatte er sich nach Kanada aufgemacht. Maggie hatte eine große Abschiedsfete für ihn gegeben, und Hunderte von Freunden waren gekommen, um ihn zu verabschieden. Er hatte auf einer erhöhten Plattform unter einem »TEUFEL NEIN, SLUM RÜCKT NICHT EIN«-Transparent gesessen und gestrahlt, und sie hatten ihm eine stehende Ovation dargebracht. Froggy war auf einen Tisch gesprungen und hatte einen Toast auf ihn ausgebracht: Er wäre einer der »echten Helden dieses Krieges« und »das mutigste Mitglied des Byrne-Clans«.
    Slum landete mit drei weiteren Wehrdienstflüchtlingen in einem Bauernhaus in Nova Scotia, und als der Hog Sandy dort hinauf schickte, um über das Abschlachten der Robbenbabies zu berichten, hatte er sich einige Zeit für einen Besuch freigenommen. Ihm hatte der Freund gefallen, den er oben im Norden vorgefunden hatte. Der Bart und die wilden Haare waren noch vorhanden, aber er hatte seinen Slum-Anzug gegen schlichte Arbeitskleidung aus Baumwolle eingetauscht, aus seinem Fett waren Muskeln geworden und er hatte seine Kifferphase offenbar hinter sich. Eines Tages hatte Sandy ihm geholfen, ein Dach zu decken. Er erinnerte sich daran, wie geschickt und agil Slum dabei gewesen war, wie er einen Nagel mit drei sicheren, raschen Hammerschlägen eingeschlagen hatte, während Sandy ein Dutzend brauchte und das verdammte Ding gewöhnlich verbog, an seinen schlichten Stolz darauf, daß er seine Sache gut machte. Er hatte robust gewirkt, sehr selbstsicher, zunehmend stärker und glücklich. Sandy war mit dem Versprechen abgereist, ihn bald wieder zu besuchen, aber er hatte es natürlich nie getan.
    »In Kanada«, sagte Jane Dennison. »Nun, das ist wirklich lange her, Mister Blair. Jeff kam im März 1974 aus Kanada zurück, als seine Mutter starb. Er wollte bei der Beerdigung dabeisein. Natürlich haben die Behörden auf ihn gewartet, und Jeff wurde festgenommen und wegen Drückebergerei ins Gefängnis geschickt. Er verbrachte knapp über zwei Jahre in einer Bundesstrafanstalt, und ich fürchte, es war für ihn ein vernichtendes Erlebnis. Seitdem hat er schwere psychologische Probleme gehabt.«
    »Was für Probleme?« fragte Sandy. Er war plötzlich wütend. Wütend auf die Pflegerin, die ihm die schlechte Nachricht mitteilte. Wütend auf Slum, daß er nicht geschrieben hatte, nicht versucht hatte, mit ihm in Verbindung zu treten. Verdammt, er hätte helfen können, hätte eine Kampagne im Hog aufziehen, irgendwas tun können. Am meisten war er auf sich selber wütend, weil er die Verbindung nicht aufrechterhalten und all das hinter seinem Rücken geschehen lassen hatte.
    »Chronische Depression«, sagte die Pflegerin, »und Anfälle psychotischer Gewalttätigkeit.«
    »Gewalttätigkeit?« sagte Sandy. »Das ist unmöglich. Slum war der sanfteste Mensch, den ich je gekannt habe.«
    »Ich versichere Ihnen, Jeff ist genauso zu gewalttätigem Verhalten fähig wie sonst jemand. Er ist zweimal in eine Heilanstalt eingewiesen worden, Mister Blair, und hat eine volle Elektroschock-Therapie bekommen, aber seine Probleme sind geblieben. Sie sehen also, daß es unter diesen Umständen nicht in Slums bestem Interesse wäre, wenn Sie mit ihm sprechen würden. Obwohl er einen Großteil der Zeit glücklich ist, kann man ihn leicht aufregen, und ich fürchte, daß es aller Wahrscheinlichkeit nach einen Anfall auslösen würde, wenn er Sie sähe. Ich bin sicher, daß Sie das nicht wollen.«
    Sandy starrte sie an. »Wovon reden Sie, zum Teufel? Ich bin sein Freund. Er wird sich freuen, mich zu sehen.«
    »Ein Teil von ihm vielleicht, aber einen anderen Teil wird es furchtbar aus der Fassung bringen. Sie repräsentieren genau den Abschnitt in seinem Leben, den er am dringendsten vergessen muß, den Abschnitt, in dem er zum ersten Mal angefangen hat, irrational zu handeln und die Identität von ›Slum‹

Weitere Kostenlose Bücher