Armegeddon Rock
Vertrag sehen sollen, den er uns unterschreiben ließ. Scheiße, was wußten wir schon? Wir waren vier Kids, die Musik machen wollten, die auf die Titelseite vom Hedgehog kommen wollten.«
Sandy schrieb alles auf. »Du meinst also, Lynch hat euch übervorteilt?«
»Er hat uns benutzt. Er hat uns gewaltig verarscht.« In Slozewskis Stimme lag plötzlich eine Spur Bitterkeit. »Hast du dich je gefragt, warum die Nazgûl nicht in Woodstock gespielt haben? Wir waren groß genug. Wir wollten dabei sein. Macht mich immer noch wild, daß wir’s nicht waren. Lynch hat uns daran gehindert. Sagte, er würde uns wegen Vertragsbruch drankriegen, wenn wir uns ihm widersetzten, und uns eine Millionenklage anhängen. Dieser Scheißvertrag gab ihm die ausschließliche Verfügungsgewalt darüber, wann und wo die Nazgûl spielten, weißt du, und er glaubte nicht, daß Woodstock gut für uns wäre. Gut für uns! Jesus!« Gopher Johns große Knöchel waren weiß, wo er sein Glas festhielt. »Und dann waren da die Drogen«, fügte er hinzu.
»Lynch versorgte alle seine Gruppen mit Drogen«, sagte Sandy. »Er hatte Connections, das wußte jeder. Und?«
»Und. Ja. Du kapierst es nicht. Die Drogen waren nur so was wie eine andere Art, uns zu kontrollieren, verstehst du. Oh, zum Teufel, ich stand echt auf Haschisch, tu ich immer noch, und ’n kleiner Trip zur Erholung ab und zu tut keinem weh. Das ist cool. Damit konnte ich umgehen. Und Peter hat das Zeug nie angerührt. Nicht mal Gras. So war er nun mal. Hobbins und Maggio aber, die hatten Probleme. Zur Zeit von West Mesa konnte Hobbins ohne einen Mischmasch von Pillen und ein Gläschen Whisky nicht mal auftreten, und Rick setzte sich regelmäßig einen Schuß. Es schadete auch seiner Musik. Du weißt nicht, wie oft wir einige Stücke auf Napalm und Wake the Dead noch mal machen mußten, damit wir für Maggios Gitarre den richtigen Sound hinbekamen.«
»Und du gibst Jamie Lynch dafür die Schuld?«
»Zum Teufel, Jamie gab dem alten Rick seine erste Nadel. Als Weihnachtsgeschenk, kannst du dir das vorstellen? Alles mit einem weißen Band eingepackt. Es ließ Peter echt die gottverdammten Wände hochgehen, das kann ich dir sagen. Lynch war’s egal. Uns Drogen umsonst zu geben, verschaffte ihm größere Kontrolle. Er selbst machte von dem Zeug nur mäßig Gebrauch. Jamie Lynch war ein Junkie der Macht.«
»Klingt häßlich«, sagte Sandy.
»Ja, es war auch ganz und gar häßlich. Das war aber nicht das einzige. Rick stand auch auf die Groupies, besonders wenn er auf irgendwas drauf war oder nach einem Set. Wir waren keine zehn Minuten hinter der Bühne, da hatte er schon seine Hosen unten, und so’n kleines Ding lutschte ihm einen ab. Na ja, da war diese eine Nacht, nach einem Konzert in Pittsburgh, und Maggio war gerade so richtig dabei mit diesen Zwillingen, und auf einmal platzt Jamie Lynch mit einer Polaroidkamera rein und fängt an loszuknipsen. Faxon war weg, und Hobbit und ich waren völlig fertig, also hat keiner was getan. Wir dachten alle, es wäre echt was zum Ablachen. Maggio kicherte und schnitt Grimassen für die Kamera.« John Slozewskis Stirnrunzeln war so tief, daß es aussah, als wären sie ihm ins Gesicht geschnitzt. »Stellt sich raus, daß diese Zwillinge minderjährig waren. Sie waren vierzehn! Sie sahen nicht danach aus, das sag ich dir, aber sie waren es, und Jamie wußte das. Na ja, wir haben diese Bilder nie gesehen, aber Jamie hat die ganze Zeit Witze drüber gemacht. Einfach so rumgeflachst, weißt du, wie, daß wir besser tun sollten, was er sagte, oder er würde sie irgendwo verkaufen, hähhäh-häh, und wir lachten alle. Maggio lachte heftiger als sonstwer. Nur ich konnte ihm ins Gesicht sehen, und er war jedes verfluchte Mal am Schwitzen, egal, wie heftig er lachte. Er wußte, daß Jamie nicht scherzte. Der Wichser meinte es so.«
»Wozu der ganze Schweiß?« fragte Sandy. »Er wäre nicht der erste Rockstar gewesen, der mit so einem Luder im Bett erwischt worden wäre. Die Hälfte der Groupies auf der Szene war minderjährig.«
»Ja, vielleicht. Aber du kennst Rick nicht. Er war nur ein magerer katholischer Junge aus der Southside von Phillie. Ein häßlicher magerer katholischer Junge. Er konnte nie damit fertig werden. Er hat jede Droge probiert, die Jamie ihm besorgt hat, und alles gebumst, was zwei Beine hatte und bereit war, sie zu spreizen, aber die ganze Zeit war er deswegen irgendwie nervös. Als ob jeden Augenblick irgendeine Nonne
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