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Armegeddon Rock

Armegeddon Rock

Titel: Armegeddon Rock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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Weihnachtskarten, also revanchierst du dich nicht. Du wirst aus meiner Liste gestrichen, und wir sehen uns nie wieder. Einer von uns liest ein paar Jahre später einen Nachruf auf den anderen in der Ehemaligen-Zeitung.« Er lächelte. »Das ist das Drehbuch, stimmt’s?«
    »Klingt nicht gerade, als würde dir deine Rolle besonders gefallen«, bemerkte Sandy.
    Ellyn lächelte sein spöttisches Lächeln und nahm einen kräftigen Schluck von seinem Gin Tonic. »Sentimentalität langweilt mich. Sag ruhig, ich bin ein Zyniker.«
    »Du bist ein Zyniker«, sagte Sandy zustimmend.
    »Ich sehe, dein Verstand ist noch genauso scharf wie damals, als wir beide Collegestudenten im zweiten Jahr an der Northwestern waren«, sagte Ellyn. »Ich hoffe, du ersparst mir die damit verbundenen Weisheiten.«
    »Weisheiten?«
    Ellyn machte eine scharfe, ungeduldige Geste mit seiner linken Hand. »Du weißt schon, Blair. Die freundschaftliche Anteilnahme, was aus mir geworden ist. Die gönnerhaften Einschätzungen meiner Lebensweise. Die raschen kleinen Seitenhiebe von wegen sich verkaufen. Die Witze über graue Flanellanzüge. Die Appelle an meinen jugendlichen Idealismus. Alles mit einer Miene herablassenden Staunens darüber vorgetragen, wie ich mich verändert habe, und durchsetzt von wiederholten leidenschaftlichen Erklärungen, du könntest gar nicht glauben, daß ich in einer Werbeagentur arbeite, du könntest es ja nicht glauben, daß ich in Wilmette wohne, du könntest nicht glauben, daß ich Wertpapiere und Grundeigentum besitze und einen Anzug trage und in Rush Street-Singles Bars was trinke, du könntest es einfach nicht glauben, nicht ich, nicht Lark, nicht Mister Radikal von 1968.« Er hob sardonisch eine Augenbraue. »Du siehst, Blair, das kenne ich schon alles, also sparen wir uns beide die Zeit und gehen das nicht noch mal durch.«
    »Entdecke ich da einen leisen Hauch von Verteidigungshaltung in der Luft?«
    »Falsch«, fauchte Ellyn. »Ich habe nicht im geringsten vor, mich dafür zu verteidigen, welche Wahlen ich getroffen habe. Ich bin von all dem nur gelangweilt, Blair. Ich hab den ganzen Tanz schon mit deiner Freundin Maggie hinter mir, und sie war nicht die erste. Das Lied ist alt und abgenudelt. Golden Oldies waren nie mein Stil. Also schenk’s dir, auch wenn’s dich schmerzt. Ich weiß, daß du deshalb gekommen bist.«
    »Also das war’s, warum ich gekommen bin«, sagte Sandy. »Ich war schon neugierig.«
    »Nur, weil du die Dinge nicht zu Ende denkst. Hast du noch nie getan. Du hast Maggie gesehen, stimmt’s? Und sie hat von mir gesprochen. Also tauchst du ganz plötzlich an meiner Türschwelle auf und siehst aus wie ein Flüchtling von einer Friedensdemonstration. Zum erstenmal seit zehn Jahren willst du mich sehen. Warum sonst? Weil du dir einen abgrinsen wolltest, Blair. Weil du dich auf deine infantile, hirnrissige Art überlegen fühlen wolltest. Wir waren nie so dick miteinander. Das war nicht Freundschaft, was dich zu mir geführt hat, Kumpel. Du bist nicht bloß ein Hohlkopf, du bist ein durchsichtiger Hohlkopf.« Über seinen großartigen Schluß lächelnd, lehnte er sich zurück und rührte träge in seinem Gin Tonic herum. »Na?«
    Sandy trank seinen ersten Krug aus, nahm seine zweiten und hob ihn hoch, um Ellyn zuzuprosten. »Du bist gut«, sagte er.
    »Was?« sagte Ellyn. »Keine tiefempfundenen Beteuerungen, daß es nicht so ist?«
    »Nee«, sagte Sandy und überlegte es sich genau. »In dem, was du sagst, ist ein kleines Stückchen Wahrheit. War mir nicht mal selber klar, aber du hast recht. Ich wußte schon immer, daß du ein dämlicher Arsch bist, aber für gewöhnlich hast du dich gut getarnt. Ich hatte irgendwie erwartet, dich als dämlichen Arsch in voller Aufmachung anzutreffen.«
    Ellyn grinste siegessicher.
    »Ich glaube, ich dachte, du würdest dich schämen«, fuhr Sandy fort. »Bei allem, was recht ist, das solltest du. Du bist ein wandelndes Klischee, La… – Steve. Der reinrassige Verrat an der Gegenkultur. Eine Werbeagentur! Wirklich, wie abgeschmackt kann man noch sein? Weißt du, ich hatte halbwegs erwartet, daß du versuchen würdest, dich schuldig zu bekennen, in den Untergrund gegangen zu sein, um der Revolution zu helfen.«
    »Ich helfe der Revolution, tu ich wirklich «, sagte Ellyn mit seinem pfiffigen Lächeln. »Erst letztes Jahr hab ich mich mit einem revolutionären neuen Deo für die Achselhöhlen beschäftigt.«
    »Du klaust sogar meine Sprüche«, sagte Sandy mit

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