Armegeddon Rock
der Kauf eines Sportwagens eine furchtbar banale Art ist, dich angesichts deiner schwindenden Sexualität deiner Männlichkeit zu versichern. Was für eine Farbe hat dieser übermächtige Phallus von dir?«
»Blödes Gelaber«, sagte Sandy. »Deine kleine Nummer ist nicht mal konsequent. Dieser Spruch war Lark pur. L. Stephen sollte einen eigenen Sportwagen haben. Mindestens einen Maserati. Weißt du, ich hab damals nie verstanden, warum du so geladen warst, warum du mich immer runtergemacht hast. Aber ich bin jetzt reif genug, um dich ganz leicht zu durchschauen.«
»Weiter. Das ist faszinierend.«
»Neid«, sagte Sandy.
»Ich?« Ellyn lachte auf. »Neidisch auf dich?«
»Neid und Unsicherheit«, sagte Sandy. »Ich war länger mit Maggie zusammen als du, war es das? Oder war es was anderes? Oder war es bloß so, daß du dich innerlich dermaßen klein gefühlt hast, daß du jeden anderen zurechtstutzen mußtest? Und dabei ging es auch um deinen Namen, stimmt’s? All diese Jahre, in denen du aufgewachsen bist und jeder kleine Knirps, dem du begegnet bist, sich über dich lustig gemacht hat, wenn du dich vorgestellt hast, da hast du halt gelernt, als erster anzugreifen, dann würdest du dich nicht verteidigen müssen. Laß sie nicht das Gleichgewicht wiederfinden, stimmt’s?«
»Du bist wunderbar, wenn du wütend bist«, sagte Ellyn trocken. »Hör nicht auf. Ich liebe Wohnzimmer-Psychoanalyse. Du hast eine ganz schöne Einbildungskraft. Du solltest es mal mit Schreiben versuchen.«
Sandy kippte den letzten Zoll Bier am Boden seines Krugs hinunter und stand auf. »Hab ich«, sagte er. »Tatsächlich hab ich in Kaseys Suche über dich geschrieben. Ich hab dich von der Polizei totschlagen lassen.«
Ellyn sah verwirrt aus. »Hm? Das Mädchen war die einzige, die…« Er merkte, was er sagte, und brach ab.
»Der Name der Figur war Sarah«, sagte Sandy. »Was, ich dachte, du hättest nicht die Zeit, dich in der Pop-Literatur auf dem laufenden zu halten?«
Das berühmte Ellyn-Lächeln gerann schneller als Milch in der Wüstensonne, und eine dunkle Röte kroch ihm das Genick hoch. Wie er so in seinem dreiteiligen Anzug dasaß, den Drink in der Hand, sah er auf einmal bemitleidenswert aus. »Du hast kein Recht, ein Urteil über mich zu fällen, Blair«, sagte er kalt.
»Brauche ich auch nicht«, sagte Sandy. »Du bist zu sehr damit beschäftigt, selber Urteile über dich zu fällen. Nur solltest du dir lieber klarmachen, daß es keinen besseren Menschen aus dir macht, wenn du Maos kleines rotes Buch gegen Die Kleidung zum Erfolg eintauschst.« Es war ein guter Abgang. Sandy ging.
Rush Street war voll von Betrunkenen der blauen Stunde. All die schicken jungen Frauen und die smarten jungen Männer, die rasch alterten. Sandy schob die Hände in seine Taschen und ging zu seinem Hotel zurück. Er fühlte sich müde und erschöpft. Die Gespenster, die er letzte Nacht in den Straßen gesehen hatte, waren nicht die einzigen, die dazu verdammt waren, alte Kämpfe wieder und immer wieder auszufechten.
8
Who’ll take the promise that you don’t have to keep? /
Don’t look now, it ain’t you or me
ZURÜCK IM HOTEL, fand Sandy einen rosa Zettel mit einer Telefonnachricht, der dort auf ihn wartete. Er starrte ihn stumpf an. Jared Patterson hatte angerufen. Sicherlich der Bericht über Edan Morse. Vielleicht war etwas Wichtiges zum Vorschein gekommen, wenn Jared anrief, statt einen Eilbrief zu schicken. Er zerknüllte den Zettel in seiner Hand und ließ ihn in einen der Aschenbecher im Foyer fallen.
Oben in seinem Zimmer schleuderte er seine Schuhe von sich, schaltete den Fernseher ein und bestellte beim Zimmerservice telefonisch etwas zu essen. Es war zu teuer, aber Jared bezahlte. Er gab dem Hotelpagen ein anständiges Trinkgeld und machte es sich gemütlich, um sich eine Wiederholung von Happy Days anzusehen, während er das Hähnchen-Cordon bleu gierig hinunterschlang. Richie und Potsie hatten eine Menge Probleme, aber am Ende der halben Stunde hatte der Fonz alles ordentlich gelöst. Sandy ertappte sich dabei, daß er wünschte, er würde den Fonz kennen. Natürlich hatte er damals in den Fünfzigern Kids wie Fonz gekannt, aber die meisten von ihnen prügelten einem eher die Scheiße aus den Knochen, als daß sie einem die Probleme lösten.
Er trank gerade Kaffee, als die Nachrichten kamen. Sandy setzte sich auf und spitzte die Ohren. »Unser Hauptthema heute abend: Im Fall des bizarren Mordes
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