Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Armegeddon Rock

Armegeddon Rock

Titel: Armegeddon Rock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
Vom Netzwerk:
irgendwo weggeben müssen. Aber das war ihm gleich. Er mußte es auf jeden Fall fertigmachen. Die Sache hatte als etwas Interessantes angefangen, etwas, das eventuell Spaß bringen würde. Es hatte keinen Spaß gebracht, überhaupt nicht. Es würde im weiteren Verlauf wahrscheinlich noch weniger Spaß bringen. Aber er wußte, daß er damit zu Ende kommen mußte. Lynch mochte ein Scheißtyp ersten Grades gewesen sein, aber das war man ihm schuldig. Ganz zu schweigen von den Menschen, die im Gopher Hole im Feuer gestorben waren, und sogar von diesem Paul Lebeque. Der Clown war drauf und dran, für einen Mord ins Kittchen zu gehen, den er nicht begangen hatte, und es kümmerte niemanden. Die Cops nicht, den Hog nicht, nicht einmal den Burschen selbst. Dann hing es also von ihm ab.
    Er konnte Sharons Spott fast hören. »Wie in den Sechzigern«, würde sie sagen. »Der heldenhafte Underdog, der allein für Gerechtigkeit kämpft«, würde sie sagen. »Ich glaube kaum, daß dir je in den Sinn gekommen ist, du könntest vielleicht unrecht haben«, würde sie sagen. »Zum Teufel, nein. Nicht Sandy Blair, der kindliche Kreuzritter an der Seite der Engel. Du hast nie unrecht. Du kommst ganz in Weiß, wie frischgefallener Schnee, stimmt’s?« Er hatte das alles schon gehört. Er konnte mit ihr nicht diskutieren. Aber es war ihm egal.
    Sandy holte sein Notizbuch heraus. Nach den Notizen von Slozewski und Maggio hatte er auf eine leere Seite »Faxon« geschrieben und unterstrichen. Jetzt fügte er darunter »Edan Morse« hinzu, mit einem Fragezeichen hinter dem Namen. Er kaute eine Sekunde am Ende seines Filzstifts und fügte dann spontan drei weitere Namen hinzu. Immerhin hatte er Maggie und Lark besucht. Ebensogut konnte er Slum und Bambi und Froggy aufstöbern. Dann war es ein Abwasch. Sie alle waren ebenfalls ein Stück von dem hier. Maggie hatte ihm eine Adresse von Bambi Lassiter gegeben; das Ehemaligen-Büro konnte ihn zu den anderen führen.
    Zufrieden steckte er das Notizbuch weg, stand auf und begann methodisch zu packen. Ganz plötzlich hatte sich seine Müdigkeit verflüchtigt. Ganz plötzlich war er rastlos und konnte es nicht erwarten, wieder auf die Straße zu kommen. Tank mit Kaffee auf, und fahr die ganze Nacht, dachte er, während er Kleidungsstücke in seinen Koffer schmiß.
    Bevor er ging, warf er einen Blick in den Spiegel. Er brauchte eine Rasur. Dringend. Er rieb sich die Stoppeln unter dem Kinn. Und grinste. Zum Teufel damit, dachte er. Nach all diesen Jahren würde es interessant sein, wieder zu sehen, wie er mit einem Bart aussah.

9
     
     
    It was twenty years ago today /
    Sgt. Pepper told the band to play
     
     
     
    DAS TELEFON WAR nur ein paar Zoll von seinem Kopfkissen entfernt. Als es klingelte, schrillte es, ein gnadenlos trillernder Lärm. Sandy fuhr schaudernd aus dem Schlaf hoch und griff ziellos danach, wobei es ihm jedoch nur gelang, den Hörer auf den Boden zu werfen. Er zog ihn am Kabel hoch. »Ja?« sagte er.
    »Vier Uhr dreißig, Sir. Ihr Weckruf.«
    Sandy murmelte etwas Unverständliches und hängte ein. Er setzte sich wacklig auf und barg den Kopf in den Händen. Vier Uhr dreißig, dachte er. Faxon war verrückt. Das Motelzimmer war dunkel und kalt. Sandy wollte nichts so sehr, wie sich wieder in diese warmen Decken zu kuscheln. Statt dessen kam er mit einiger Anstrengung auf die Beine und ging unter die Dusche.
    Es war eine kurze Dusche; er konnte kein heißes Wasser bekommen. Das kalte half ein bißchen. Als er sich abtrocknete und herausstieg, war er nahezu halbwegs wach. Der Coffee-Shop würde erst in einigen Stunden aufmachen, aber glücklicherweise hatte das Albuquerque-Motel ein paar Annehmlichkeiten, auch wenn heißes Wasser nicht dazugehörte. Er machte sich eine Tasse Instantkaffee aus dem Boiler über dem Waschbecken und rührte das Kaffeeweißer-Pulver hinein, das man so aufmerksam bereitgestellt hatte. Er schlürfte den Kaffee langsam. Als er fertig war, war er eiskalt. Auch heiß war er ein aussichtsreicher Kandidat für den schlechtesten Kaffee gewesen, den er je in seinem Leben getrunken hatte. Aber das Koffein gab ihm eine gewisse Ähnlichkeit mit einem menschlichen Wesen zurück.
    Als er seine Jeans zuschnallte, klopfte es. »Sekunde«, rief Sandy laut. Er zog sich schnell ein Hemd über den Kopf und stopfte die Zipfel hinein, während er die Tür öffnete. Peter Faxon lehnte lässig im Türrahmen. »Bin gleich wieder bei dir«, erklärte ihm Sandy. »Ich muß nur

Weitere Kostenlose Bücher