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Armegeddon Rock

Armegeddon Rock

Titel: Armegeddon Rock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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dir die Geschichte erzählt, wie meine Eltern im Kino gewesen waren und sich Walt Disneys Bambi angeschaut hatten. Meine Mutter war im achteinhalbten Monat, und plötzlich setzten die Wehen ein, und sie mußte ganz schnell ins Krankenhaus. Ich fand, das war eine recht hübsche Geschichte. Du hast mich angestarrt, als wäre ich nicht ganz dicht, und mir dann erklärt, da hätte ich wirklich Glück gehabt. Ich bin voll drauf reingefallen und hab ich gefragt, warum, und du hast gesagt: ›Zum Teufel, sie hätten sich ja gerade Dumbo, der fliegende Elefant anschauen können!‹«
    »Autsch«, sagte Sandy.
    »Ja wirklich, autsch.«
    »Na schön«, sagte Sandy. »Ich bekenne mich schuldig. Trotzdem, Bambi, du mußt zugeben, es gibt Dinge, die verdienen es, daß man sie auf die leichte Schulter nimmt.«
    »Aura-Balancing?«
    »Für den Anfang, ja«, meinte Sandy.
    »Nein, Sandy«, sagte sie. »Du verstehst es bloß nicht.
    Du willst dich nicht dafür öffnen, also wirst du es nie verstehen. Du nimmst es lieber auf die leichte Schulter und bestätigst dir noch mal dein pfiffiges und cleveres Image, statt daß du dich bemühst, zu akzeptieren und zu glauben. Wenn du glaubst, könnten die Leute vielleicht denken, du wärst einfältig. Wenn du glaubst, denken sie vielleicht, du seist ein Dummkopf und daß du nicht so intellektuell wärst, wie du’s vielleicht bist. Deshalb bist du so traurig und unglücklich.«
    »Ich bin nicht traurig und unglücklich«, sagte Sandy genervt.
    Bambi ignorierte ihn. »Dein Problem ist, daß du dein Leben vom Kopf her angehst. Du denkst über alles nach. Du denkst nach, wenn du fühlen solltest. Mach dich auf, schaff deinem Herzen und deinen Gefühlen und deinem Körper freie Bahn, und du wärst ein reicherer, glücklicherer Mensch, mehr in Einklang mit der Natur, mehr in Harmonie. Glaube. Vertraue. Akzeptiere.«
    »Schalt den Computer ab, eh?« fragte Sandy. »Vertrau darauf, daß die Streitkräfte den Todesstern zerstören?«
    Bambi sah ihn verblüfft an.
    »Krieg der Sterne«, sagte Sandy. »Kennst du Krieg der Sterne nicht?«
    Bambi schüttelte den Kopf. »Aber die Message ist richtig. Computer sind ganz schlecht. Wir sollten unsere Maschinen nicht für uns denken lassen. Solange du deine Gefühle verleugnest, wirst du’s mit Depressionen, Ängsten und all so was zu tun haben. Der Kopf kann die Wahrheit nicht aus sich selbst heraus finden.«
    »Vielleicht nicht«, sagte Sandy, »aber er kann ganz sicher Falschheit finden. Der Gedanke, mit offenem Herzen und abgeschaltetem Bockmist-Detektor durchs Leben zu stolpern, sagt mir nicht zu, Bambi.«
    »Nur weil etwas fremd oder neu oder zu groß ist, als daß du es mit dem Verstand begreifen kannst, heißt das nicht, daß es Bockmist ist. Schau dir die Welt an, Sandy. Das hast du früher einmal getan. Es ist eine ekelhafte, künstliche Gesellschaft, die den Tod anbetet, randvoll mit Krieg und Umweltverschmutzung und Rassismus und Hunger und Gier. Und sie wurde mit dem Verstand errichtet, mit Technologie, mit materialistischem Denken und ohne jedes Gefühl für Humanität. Du hast diese Welt früher abgelehnt, Sandy, mit Recht, wie wir alle. Anders als Lark bist du nie imstande gewesen, sie wieder zu akzeptieren. Aber du hast auch nie wirklich eine neue Lebensweise für dich entdeckt… du lehnst alles ab.«
    »Zum Beispiel?« sagte Sandy.
    »Zum Beispiel das Movement. Du warst nie wirklich total engagiert, Sandy. Du warst immer kritisch. Die journalistischen Grundsätze des Establishments waren dir wichtiger, als dich für die Sache einzusetzen.«
    »Stimmt«, sagte Sandy. »Mit anderen Worten, ich wollte nicht absichtlich die Tatsachen verdrehen oder Material frisieren, wenn ich eine Story geschrieben habe.«
    »Wahrheit ist mehr als Tatsachen. Das hast du nie begriffen.«
    Sandy beugte sich stirnrunzelnd vor. »Bockmist. Ich habe meine politische Einstellung nie geändert. Ich hab das Movement nie abgelehnt. Aber das Movement war verdammt groß. Ich hab Teile davon abgelehnt, ja. Die Teile, die so schlimm geworden waren wie das, wogegen wir kämpften. Wir sollten für etwas stehen, und der famose Charlie Manson und die S.L.A. {6} hatten nichts mit dem zu tun, wofür ich stand.«
    »Du hast auch bewußtseinserweiternde Drogen abgelehnt.«
    »He!« protestierte Sandy. »Ich hab das Zeug probiert.«
    »Du hast experimentiert. Es war zur Entspannung. Aber du hattest immer Angst vor allem, was deinem Sein neue Stufen der Wahrnehmung eröffnen

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