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Arminius

Arminius

Titel: Arminius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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vermochte, wusste er auch, dass der junge Semnone noch nicht so weit war. Außerdem war dies nicht Hebans Kampf, sondern seiner.
    Elda bückte sich und hob das Schwert, das neben seinem Vater lag, und den römischen Dolch auf. Arminius sah sie fragend an. »Ich bin zu spät gekommen, um deine Eltern und all diese armen Menschen hier zu warnen. Wenn ich jetzt nicht mit dir gehe, dann werden wir uns nie wieder in die Augen sehen können, dann bin ich tot, tot für dich, tot für mich!«
    »Töten ist keine Frauenarbeit.«
    »Dann sind hier auch keine Frauen getötet worden?«
    »Kannst du denn überhaupt mit Pfeil und Bogen umgehen und ein Schwert führen?«
    »Sie kann es«, antwortete Ansar mit leidgeprüfter Stimme.
    Elda lachte bitter auf. »Meinst du etwa, ich habe in deiner Abwesenheit mit Puppen gespielt?«
    »Du könntest umkommen!«
    Ein bitteres Lächeln schlich sich in ihr trauriges Gesicht. Woher sollte er auch wissen, dass sie in all den Jahren einen engen Umgang mit seinen Eltern gepflegt hatte, weil es sie tröstete, mit Mutter und Vater des verlorenen Freundes zusammen zu sein?
    »Sieh es einmal so: Ich kann mit dir nur das Leben zurückgewinnen.«
    Was kann ein Mann ausrichten gegen eine Frau, die entschlossen ist? Elda wartete nicht auf seine Antwort, sondern ging an ihm vorbei aus dem Haus heraus zu ihrem Pferd.
    »Warte! Nicht so schnell. Wir müssen uns wappnen.« Arminius schritt schnell zum Waffenlager, das die Prätorianer übersehen hatten und das sich in einem der Vorratsgebäude befand. Elda stand unmittelbar hinter ihm, als er die Tür öffnete und in den halbdunklen Raum trat, der so niedrig war, dass er den Kopf einziehen musste. Mit den Füßen schob er das Stroh beiseite und öffnete eine Klappe aus Holzlatten. Darunter befand sich eine Kiste, die fast den ganzen Grundriss der Hütte einnahm. Schwerter, Schilde, Speere, Bögen und Pfeile befanden sich hier und eine Doppelaxt aus schwarzem Eisen mit goldenen Einfassungen. Traurig nahm er sie auf und wog sie in seiner Hand.
    »Die Waffe unserer Ahnen. Sie begleitete ihn in allen großen Kämpfen, auch als er damals die Römer bestrafte, die uns in jener Nacht überfallen hatten. Mein Vater wollte mir beibringen, wie man sie handhabt, wenn ich einmal alt genug sein würde. So hatte er es mir versprochen, als ich noch ein kleiner Junge war. Und nun? Jetzt bin ich alt genug. Wer zeigt mir denn nun, wie man sie im Kampf benutzt?«
    Elda nahm sie ihm aus der Hand und steckte sie ihm in den Gürtel. »Sie wird es dir selbst im Kampf erzählen.« Ihr Blick streifte die Kiste. »Sie hatten nicht einmal Zeit, zu den Waffen zu greifen. So überraschend traf sie der Überfall.«
    »Prätorianerpack! Zu feige zum Kämpfen. Es war kein Kampf Mann gegen Mann, es war das Niedermetzeln von Wehrlosen, von unbewaffneten Männern, Frauen und Kindern!«
    »Aber warum alle? Warum nicht nur dein Vater?«
    »Der alte römische Grundsatz: Wenn du jemanden vernichten willst, töte die ganze Familie, damit niemand mehr übrig bleibt, um eines Tages Rache zu nehmen.«
    »Dann bist auch du in Gefahr!«
    »Sind wir das nicht alle?« Er hob einen Pfeil und einen Bogen auf und fragte sie: »Kannst du mit so etwas umgehen?«
    Wortlos nahm sie ihm den Bogen aus der Hand, dazu einen Pfeil, legte an und schoss ihn durch die offene Tür in den Pfosten des Tores zum Gehöft.
    »Das wird uns helfen.«
    Sie nahmen jeder einen Bogen, zwei Köcher mit Pfeilen und zwei Speere. Als sie auf ihren Pferden saßen, beugte er sich zu ihr.
    »Kennst du eine Stelle, wo ihr Weg sich durch ein schmales Tal schlängelt?«
    Statt einer Antwort preschte Elda los und trieb ihr Pferd so heftig an, dass er arge Mühe hatte, sie nicht zu verlieren.

    Der Platz, den sie ausgewählt hatte, eignete sich tatsächlich ideal für einen Hinterhalt – ein enger Weg, der sich zwischen zwei recht steilen Abhängen wand, die von Bäumen bestanden waren. Natürlich besaßen sie nicht den Hauch einer Chance, eine Frau und ein Mann gegen fünfzig Prätorianer. Sie konnten nur versuchen, ihr Blut so teuer wie möglich zu verkaufen. Aber darum ging es nicht, es musste getan werden, was getan werden musste. Denn eines nahm vor Arminius’ Augen immer deutlichere Konturen an: An dem Tag, an dem es einem feigen, geschickten Geschlecht gelänge, sich wortreich seiner Pflicht zu entziehen, an dem Tag würde die Freiheit sterben und die Sklaverei allen ihre Suhle ausbreiten.
    Sein Plan war denkbar einfach. Auf dem

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