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Arminius

Arminius

Titel: Arminius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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rechten Hügel suchte sich Elda eine Eiche, die nur schwer zu erklettern sein würde, von der man aber den Weg gut übersehen konnte und freies Schussfeld hatte. Eine Trosslänge weiter auf der linken Seite würde sich Arminius einen ähnlichen Baum suchen. Und dann mussten sie nur noch so viele Römer mit Pfeilen erschießen, wie sie konnten, Elda mit dem Ende der Kolonne beginnend, Arminius mit deren Spitze. Die ersten Treffer würden am leichtesten ihre Ziele finden, dann würde es zunehmend schwerer werden. Denn sobald die Römer die erste Überraschung überwunden hätten, würden sie versuchen, die Hügel zu stürmen, um die Angreifer zu erlegen.
    »Sobald sie den Abhang heraufkommen, zögerst du nicht, springst auf dein Pferd und reitest, so schnell du kannst, zu Nehalenia. Haben wir uns verstanden?«, sagte Arminius, zog seine Toga und die Tunika aus und stand nun lediglich mit einem Zwischending zwischen Unterhose und Wickel da. Sein Wehrgehänge, den Ledergürtel mit Schwert und Dolch, in dem auch die Doppelaxt stak, band er sich um die nackte Hüfte.
    Elda konnte sich, als sie ihn so in ›Windeln‹ sah, ein Lächeln nicht verkneifen. »Römische Männer tragen aber eine sehr männliche Unterwäsche«, spottete sie.
    Er lief rot an, bündelte wortlos seine Sachen, band sie ans Pferd und rieb sich mit Erde ein. Das dunkle Grau ihres Hemdes und ihrer Hose enthob Elda der Notwendigkeit, sich zu tarnen. Sie machten einen Schritt aufeinander zu, doch da hörten sie schon Lärm, der immer näher kam.
    »Viel Glück!«, sagte Arminius und brannte seinen Blick in den ihren.
    »Bis später, in diesem oder in einem anderen Leben«, erwiderte Elda, dann führte sie ihr Pferd auf einem von Strauchwerk verborgenen Seitenweg den Abhang hinauf. Arminius gab seinem Schimmel einen Klaps aufs Hinterteil, worauf dieser den Hohlweg entlang davonlief. Dann erstieg Arminius den Abhang, suchte sich einen passenden Baum, kletterte hinauf, legte den Wurfspieß griffbereit neben sich, hängte den Köcher an einen Ast und stützte den Bogen auf seine untergeschlagenen Beine, während er sich mit dem Rücken an eine mächtige Astgabel lehnte.
    Lange musste er nicht warten, da bog bereits die Spitze der Kolonne um die Ecke. Die Vögel zwitscherten, die Männer lachten und scherzten, das Vieh grunzte und muhte und blökte, alles strahlte Frieden aus. Niemand hätte für möglich gehalten, dass diese fröhlichen Prätorianer noch vor wenigen Stunden ein schreckliches Massaker angerichtet hatten. Selbst Arminius musste sich die grausamen Bilder wieder ins Gedächtnis rufen, um es zu glauben.
    Das Surren eines Pfeils traf die friedliche Stimmung mitten ins Herz. Ein Aufschrei, Unruhe folgte. Während die Römer noch rätselten, woher die todbringenden Pfeile kamen, hielt der plötzliche Tod weiter Ernte unter ihnen, schnell, geübt, treffsicher.
    Der Führer der Truppe wollte schon Anweisung geben und auf den Baum zeigen, von dem die Geschosse ausgingen, da drang aus seiner Stirn die Spitze von Arminius erstem Pfeil. Es war, als wollte der Römer noch nach oben zur Spitze des Geschosses schielen, als er schon tot zusammenbrach. Ganz gleich, ob sie sich zu Fuß oder zu Pferde nach vorn oder nach hinten aus dem Hohlweg zur Flucht wandten, die Pfeile trafen sie mit der immer gleichen grausamen Regelmäßigkeit. Zwei Gruppen bildeten sich, die unter Ausnutzung der natürlichen Deckung die Hänge hinaufkletterten, um der Angreifer habhaft zu werden.
    Im Grunde hatte Arminius es gewusst, doch er wollte es nicht wahrhaben: Elda dachte gar nicht daran, zu verschwinden und seiner Anweisung zu folgen. Sie blieb, versuchte nicht zu fliehen, sondern schoss seelenruhig weiter. Als sich zwölf Römer seinem Baum näherten wie Wiedergänger der Legionäre, die sein Vater gekreuzigt hatte, fühlte Arminius keinen Hass mehr, sondern nur noch die Verpflichtung, seine Arbeit sorgfältig wie ein Handwerker zu Ende zu bringen. Einen erlegte er noch mit einem Pfeil, einen zweiten mit dem Speer, dann schwang er sich vom Baum, der ihm nun keinen Schutz mehr bot, sondern ihn im Gegenteil zur Zielscheibe machte. Er warf ein Messer und traf einen Angreifer ins Herz, dann schlug er einem anderen das Schwert aus der Hand und erdolchte ihn mit einer schnellen Drehung, während er dem in seinem Rücken angreifenden Prätorianer mit einem rasch ausgeführten Stoß seines Schwertes den Hals durchstach.
    Wie viele Stunden seiner Jugend hatte er in der Prätorianerkaserne

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