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Arminius

Arminius

Titel: Arminius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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zusprach und mit den Kämpfern scherzte, erkannte er, dass sie eine Pause benötigten, wenn das Warten auch an ihren Nerven zerrte. Die Entscheidung stand unmittelbar bevor. Im Gegensatz zu den Stammeskriegern kannten die Hilfstruppen ihre römischen Waffengenossen sehr genau und wussten, wie gefährlich der Gegner immer noch war.
    Nichts, noch gar nichts war entschieden. Und dass es nicht gelungen war, die achtzehnte und die neunzehnte Legion zu trennen, war kein gutes Vorzeichen. Im Kessel befanden sich gut zehntausend kampferfahrene Legionäre, die in ihrem Leben nichts anderes getan hatten, als Krieg zu führen. Das Überraschungsmoment, das Arminius und seinen Leuten anfangs geholfen hatte, war mittlerweile dahin, und die Soldaten schlossen sich unter ihren Anführern zu der fast unschlagbaren römischen Kampfordnung der Schildkröte zusammen. Sechs bis acht Männer deckten sich von allen Seiten mit ihren Schilden, und konnten so gut der drei-bis vierfachen Anzahl von Gegnern trotzen und selbst den Reitern gefährlich werden.
    Flammen auf dem Bergsporn strebten zum Himmel. Nun gab es kein Zurück und kein Verschnaufen mehr, nun wurde gekämpft bis zum Ende. Arminius konnte nur noch das Gleiche tun wie jeder andere auch, sei er Krieger, Fürst oder König, nämlich kräftig dreinschlagen. Alles lag jedoch in den Händen der Nornen.
    »Heute ist der Tag, an dem wir Gericht halten!«, brüllte Arminius, und wieder gab jeder, der den Schlachtruf des Königs hörte, ihn weiter. Während er auf dem Rücken seines Pferdes in das Lager der Feinde flog und seine Leute von überall her nachdrängten, spürte er plötzlich, dass sein Schimmel unter ihm strauchelte und stürzte. Schnell sprang er nach vorn, um nicht unter dem stürzenden Pferd begraben zu werden, rollte sich zur Seite, sah über sich eine Lanze, die auf ihn zuraste, und drehte sich blitzschnell nach links. Die Lanze, von den Römern pilum genannt, fuhr in den Boden. Im Aufstehen stach er mit seinem Schwert nach dem Lanzenträger und traf ihn von schräg unten in den Bauch. Er zog das Schwert heraus und nahm mit einem Seitenblick wahr, dass sein treuer Schimmel tot am Boden lag. Aus der Brust des Pferdes ragte ein Speer.
    Hinter dem Kadaver sah Arminius eine Schildkröte auf sich zukommen. Er griff nach der Lanze und zog sie mit einiger Anstrengung aus dem Boden. Sie hätte ihn durchbohrt, mit einer solchen Kraft war sie in die Erde gerammt worden. Er nahm Anlauf und sprang mithilfe ihres Stiels auf die Schildkröte. Auf den Schilden der Legionäre stehend, stach er nun von oben mit der Lanze durch die Lücken. Aus dem Inneren der Kampfordnung drangen Schreie. Die Schildkröte brach auseinander, und Arminius fiel zu Boden. Im selben Moment sah er sich von sechs Legionären umstellt. »Na bitte«, brüllte er, »so öffnet man Schildkröten!«
    Germanen, die den König in Bedrängnis sahen, kamen ihm zu Hilfe. Arminius musste unwillkürlich schmunzeln. Seine Leute hatten von ihm gelernt. Die Reiter standen auf den Rücken ihrer Pferde, sprangen von dort auf die Schildkröten und sprengten sie von oben auf. Vergeblich versuchten die Römer, ihre Schlachtordnung zu halten. Bald schon kämpfte nur noch Mann gegen Mann. Das Gras färbte sich rot, wie auch der Bach, der links vom Wege floss. Obwohl sich die Nacht auf die ineinander verkeilten Kämpfer herabsenkte, blieb es hell, denn der Tross stand in Flammen – Wagen, Planen, das mitgeführte Olivenöl – und beleuchtete gespenstisch das Schlachtfeld. Germane lag neben Römer, Römer neben Germane, wie es schien, im Tod vereint. Immer enger zog sich der Ring um die Legionäre.
    Arminius spaltete einem Centurio den Kopf. Er wurde nur noch von seinen Reflexen regiert und von seinen Instinkten geleitet. Wie vom Donner gerührt blieb er plötzlich stehen, denn das, was er sah, erschreckte ihn zutiefst. Er glaubte zuerst an ein Trugbild, aber, das, was sich vor ihm abspielte, geschah leider tatsächlich: Heban hatte sich, obwohl es ihm verboten worden war, vom Krankenlager erhoben und sich mit seinem Schwert in den Kampf gestürzt. Du dummer, dummer Junge, grollte Arminius. Er stürmte zu Heban, doch vier Legionäre stellten sich ihm in den Weg. Im gleichen Moment griff ein alter Römer, ein Militärtribun, den Jungen an. Dieser war zwar noch von der Folter geschwächt, behauptete sich jedoch tapfer gegen den erfahrenen Kämpfer.
    Schneller als der Wind wollte Arminius bei Heban sein, den er inzwischen wie einen

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