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Arminius

Arminius

Titel: Arminius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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haben, dass sie Steuern zu zahlen hatten und in ihrem eigenen Land geknechtet wurden.«
    »Ich habe dich für einen von uns gehalten, aber du bist und bleibst ein Barbar!«
    »Nenne mich, wie du willst. Aber ich bin der König der germanischen Krieger und Fürst der Cherusker. Und das würde ich nicht einmal gegen die römische Bürgerkrone des Augustus eintauschen.« Er blickte nun zu dem Leichnam des Varus und hieb dem am Boden liegenden Toten den Kopf ab. Dann packte er den Schädel bei den Haaren und riss ihn hoch. Wie groß aber war sein Erstaunen, als der kahle Schädel herunterfiel und er nur ein Bündel Locken in der Hand hielt. Befremdet schaute er erst auf die Perücke und dann auf die Glatze des Statthalters. »Nicht einmal deine Haarpracht war echt.« Er ließ die Perücke angeekelt fallen. Danach bückte er sich, hob den Schädel auf, befahl einen Semnonen zu sich und warf ihm den Kopf zu. »Bring den Schädel zu Marbod!«
    »Ich?«
    »Ja, und richte ihm von mir aus, dass er mit mir verhandeln kann oder Gefahr läuft, auch seinen Kopf zu verlieren. Wie Varus! Ich will, dass er die Rugier, die Langobarden und die Semnonen nicht mehr bedrängt.«
    Der beginnende Tag fand die Krieger der Germanen beim Plündern der Trosswagen und der Leichen und die Priester beim Opfern der Verletzten auf eilends errichteten Altären.

    Wenige Tage später hielten die germanischen Stämme ein Thing ab. Gana führte den Vorsitz. Sie lobte Arminius und beschwor die Stämme, weiterhin auf den König der Krieger zu hören, denn der Krieg sei noch nicht vorbei.
    Arminius erhob sich. Er schaute sich in der Runde um. Fürsten, die ihn liebten, Fürsten, die ihn hassten, einige, die ihm vertrauten, anderen, die ihm misstrauten, denen er unheimlich war oder die sich einfach nur abwartend und gleichgültig verhielten, saßen hier beieinander. »Freunde, Germanen«, begann er, »wir haben der Hydra die Köpfe abgeschlagen, nun aber müssen wir die Stümpfe ausbrennen, damit ihr keine neuen Köpfe nachwachsen können!«
    Die Männer schauten ihn verwundert an. Ein Fürst der Usipeter sprang auf. Der grauhaarige Mann schüttelte seinen Kopf. Offensichtlich fand er sich in Arminius’ Worten nicht zurecht. »Wovon redest du, König? Ich hab mit dir gegen die Römer gekämpft, aber von einer Uda, der ich den Kopf abgeschlagen haben soll, weiß ich nichts.«
    Einige wenige lachten, die meisten aber schauten ihn nicht weniger verständnislos an als der alte Fürst.
    Arminius lächelte. »Das war nur ein Bild für die Römer. Die Hydra ist ein Ungeheuer mit neun Köpfen, die immer wieder nachwachsen, wie die Kraft der Römer nachwächst.«
    »Ach, Arminius, du denkst wie die Römer, du sprichst wie die Römer, und dann versteh ich dich nicht. Sag in unserer Sprache, was du willst, gerade heraus, ohne Schnörkel.«
    »Gut! Wir haben die Schlacht gewonnen, aber noch nicht den Krieg!«
    Ein Raunen ging durch die Reihen.
    »Was wird geschehen?«, fragte Gana.
    »Das kommt darauf an, wer der neue Oberbefehlshaber der Rhenus-Armee wird. Wird es Tiberius, dann setzen sie schlau und geduldig ihre Schritte, wird es aber Germanicus, wird der eher heute als morgen mit einem eilig aufgestellten Heer in Germanien einfallen.«
    »Was rätst du?«
    »Sich keiner neuen Schlacht zu stellen!«, erwiderte Arminius. Er blickte in leere Gesichter, nun verstand ihn niemand mehr. »Wir bluten sie aus. Wir errichten in den Wäldern versteckte Weiden und Speicher. Wenn sie mit ihren Legionen anmarschieren, verlassen wir die Gehöfte und ziehen uns in den Wald zurück. Sind sie weg, kehren wir wieder zurück, haben sie das Gehöft verbrannt, helfen alle Nachbarn, den Hof sofort wieder aufzubauen.«
    »Wie lange können wir das durchhalten?«
    »Länger als die Römer! Jeder Tag Krieg frisst ein gewaltiges Loch in die Schatulle des Princeps. Die Truppen werden unzufrieden, weil sie weder kämpfen, noch Beute machen, sondern sich nur den Wolf laufen. Für nichts und wieder nichts. Wo es aber günstig ist, greifen wir sie an und piesacken sie wie ein Mückenschwarm. Wenn wir das zwei bis drei Jahre durchhalten, bricht der Krieg gegen uns aus Entkräftung zusammen.«
    »Klug gesprochen!«, sagte Gana.
    »Klug gesprochen!«, bestätigten die anderen. Und wie es Brauch war beim Thing, fragte Gana, ob noch jemand eine Klage vorzubringen habe.
    Ein Fürst mit Suebenknoten erhob sich. »Ich.«
    »Sprich, Grendel!«, erteilte ihm Gana das Wort.
    »Warum, Arminius, hast du

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