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Arminius

Arminius

Titel: Arminius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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Feuer.
    »Ja, genau das, du hättest die Peitschenhiebe einstecken müssen!«, sagte Germir. Fassungslos starrte Ergimer ihn an.
    Der Römer, der lange genug auf die beiden Jungen, deren Wortwechsel er nicht verstand, gewartet hatte, brummte etwas und stieß die beiden dann unsanft vorwärts. Er führte sie unter das Zeltdach, das man in der Mitte des Schiffes aufgestellt hatte. Dort saßen Tiberius, Antonia und Julius mit seinem Erzieher Salvianus. An der Bordwand hatte sich in einiger Entfernung vom Baldachin auch die chaldäische Sklavin, die Ergimer auf den zweiten Blick wiedererkannte, niedergelassen. Obwohl er verwirrt und wütend mit der Antwort des Bruders zu kämpfen hatte, bemühte sich der Knabe verzweifelt, vor dem Feldherrn ein gleichmütiges Gesicht aufzusetzen, während er zu seinem Entsetzen zusehen musste, wie sich sein Bruder vor den Römern auf die Planken warf.
    Die Worte sprudelten so rasch aus Germir heraus, dass der Chatte kaum mit der Übersetzung hinterherkam. »Großer Herr, ich bitte dich nur um eines, bestrafe mich für meinen Bruder. Er ist doch noch so jung!«
    Aus Scham über das in seinen Augen unwürdige Betteln seines Bruders lief Ergimers Gesicht rot an. Mit beiden Händen versuchte er ihn, nach oben zu reißen. »Steh auf, Germir, steh endlich auf!« Doch dieser wehrte sich, befreite seinen Arm aus dem Griff des Bruders und flehte erneut. »Bitte, Herr! Ich will alles ertragen, was du über ihn verhängst!«
    Tiberius hieb mit der geballten Faust auf die Lehne seines Stuhles und brüllte: »Schweigt endlich, und stellt euch da hin!« Sein ausgestreckter Zeigefinger wies ihnen einen Platz an. Die beiden Knaben erschraken. Unsicher stand Germir auf. Mit gesenktem Blick trat er vor den Feldherrn, während Ergimer den Römer neugierig musterte.
    »Ist es bei den Cheruskern Sitte, dass Knaben vor den Männern reden?« Tiberius erwartete indes keine Antwort, sondern herrschte Germir an: »Wie alt bist du?«
    »Dreizehn.«
    »Merke dir, vorlauter Knabe, Nero Claudius Tiberius bestraft keine Kinder!«
    Die Brüder schauten sich erstaunt an. Was wollte er dann von ihnen? Der Imperator ließ ihnen keine Zeit für Vermutungen. »Du, Julius, und du, junger Cherusker, ihr habt, obwohl ihr noch Knaben seid, wie Männer gekämpft. Was geschehen ist, soll vergessen sein. Schreibt es euch bei Strafe gefälligst hinter die Ohren, dass ihr von nun an keine Feinde, sondern die Söhne von Verbündeten seid. Deshalb wird dir«, er zeigte auf Ergimer, »eine große Ehre zuteil. Du kommst nämlich nicht, wie du zu denken scheinst, als Gefangener nach Rom, sondern zur Ausbildung. Als Mann wirst du eines Tages nach Hause zurückkehren.«
    Tiberius legte eine kurze Pause ein, der Chatte übersetzte, und Ergimer, aber auch sein Bruder brauchten eine Weile, um den Sinn der Worte des Feldherrn zu verstehen. Der kleine Cherusker schaute zu Boden und biss sich beim fieberhaften Nachdenken die Lippen fast blutig. Wenn dieser Römer kein lügnerisches Spiel mit ihnen trieb und sie wirklich in Rom ausgebildet werden würden, um eines Tages wieder in die Heimat zu gehen, dann begann sich bereits der Wunsch der Nehalenia zu erfüllen. Ergimers Herz klopfte so wild in seiner Brust, dass er argwöhnte, die anderen würden es hören. Scheu blickte er sich um. Aber niemand schien zu ahnen, was in diesem Augenblick in dem Jungen vorging. Durfte er wirklich glauben, dass es sich so verhielt, wie der Römer es gerade verkündet hatte?
    Tiberius erhob sich. »Komm her, Julius!«
    Julius leistete der Aufforderung seines Onkels Folge und gesellte sich innerlich widerstrebend zu den beiden Cheruskern. Tiberius legte seine Hand auf Ergimer: »Deine Augen sind von einem ungewöhnlichen Blau, das in unserer Sprache armenium heißt. Du wirst also in Rom den Namen Arminius führen, und du Blondschopf«, mit diesen Worten sah er zu Germir, »wirst von jetzt ab Flavus heißen.«
    Alles in Ergimer lehnte sich gegen den fremden Namen auf. Arminius? Was sollte das bedeuten? Es war Klang, aber nicht Bestimmung. Nur sein Vater durfte ihm einen Namen geben. Niemand sonst! Meinte der Fremde etwa, ihn zu kennen? Welche Rolle maßte sich dieser Römer an? Die seines Vaters etwa? Aber der Knabe spürte, dass es dem Imperator sehr ernst war. Und schließlich konnte es ihm gleich sein, wie ihn die Römer nennen würden, er ging ja ohnehin nur nach Rom, um zu lernen, wie man sie besiegen konnte.
    Wenn das der Preis für das Wissen war, die

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