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Arminius

Arminius

Titel: Arminius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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Voraussetzung, um Nehalenias Aufgabe zu erfüllen, sei’s drum, dann sollten sie ihn ruhig Arminius nennen. Er freute sich schon darauf zu erleben, wie dieser Name, den ihm die Feinde gegeben hatten, für sie eines nicht allzu fernen Tages zum Schreckensruf werden würde: Arminius!
    Wenn sie es unbedingt so wollten, gut, dann sollte Arminius sein Kampfname werden. Plötzlich hatte Ergimer eine Idee. Er schwor heimlich, dass er von nun solange Arminius heißen wollte, bis der letzte Römer aus seiner Heimat vertrieben sein würde. Innerlich frohlockte der Knabe bei dem Gedanken, dass niemand hier auf dem Boot etwas von seinem Schwur ahnte. Ein kaltes Lächeln umspielte seine Lippen, als der Imperator forderte: »Schwört nun, dass ihr stets wie Brüder einander beistehen werdet! Wer aber von euch diesen heiligen Eid bricht, wird den wilden Tieren in der Arena zum Fraß vorgeworfen. Denn von nun an werdet ihr drei wie Brüder im Haus der Antonia wohnen und gemeinsam erzogen werden.«
    Und während sie einander Friede und Beistand gelobten, achtete Ergimer peinlich genau darauf, Julius nicht anzusehen, und Julius vermied es strikt, zu Ergimer zu schauen.
    Nachdem sie das Versprechen abgelegt hatten, befahl der Imperator zufrieden: »So, und jetzt umarmt euch. Denn Rom will, dass ihr auch von ganzen Herzen Brüder werdet! Rom – und dein Vater, Julius. Das ist sein Vermächtnis an dich!«

Dieser Autorität hatten die Kinder nichts entgegenzusetzen. Ergimer ließ alles geschehen, was von ihm verlangt wurde, denn er fühlte, dass etwas über ihn entschied, das mächtiger war als sein Vater und auch mächtiger als dieser Römer dort. Aus seinem Mund sprach Wurt, das mächtige Schicksal, sprachen die Nornen. Nie hatte er sein Geschick stärker gefühlt als in diesem Augenblick, seine Bestimmung, die von nun an sogar einen Namen trug: Arminius, seinen Namen, den er von jetzt an führen wollte.
    Zum ersten Mal sahen sich jetzt Julius und Arminius ruhig an, musterten einander, genau darauf achtend, nicht schneller als der andere die Arme zur Versöhnung um Hals und Schulter des anderen zu legen. Ergimer spürte den festen Griff des Römers und spannte auch seine Muskeln an. So geriet die Versöhnung zu einem heimlichen Ringkampf, und wahrlich, Tiberius hatte Recht – sie waren einander ebenbürtig. Ergimer konnte die Achtung für den anderen nicht verleugnen, denn er hatte sich trefflich geschlagen. Schade, dass er kein Cherusker ist, dachte er.
    Nachdem Tiberius dem Chatten und Salvianus befohlen hatte, die beiden Germanen unterwegs in der lateinischen Sprache zu unterrichten, legte er seinen rechten Arm um die Schulter seines Neffen, den linken um die des Arminius und verkündete so feierlich, als stünde er auf der Rednertribüne auf dem Forum in Rom: »Ihr habt einander nichts geschenkt. So seid ihr euch auch nichts mehr schuldig! Steht füreinander ein, und die Welt wird eines Tages euch gehören!«
    Doch Ergimer dachte still bei sich: Behalt deine Welt, ich will nur meine Heimat zurück.

10
    Im Herbst und im Winter drängten sich die Frauen danach, den großen Eintopf, den Bohnen-Emmer-Brei oder andere Gerichte zu kochen, denn nirgends konnte man sich so gut aufwärmen wie in der Mitte des Hauses am Herdfeuer. Auch wenn Wind und Kälte durch die Ritzen drangen, wärmte allein schon der Anblick des Feuers. Und schließlich war es in dieser unfreundlichen Jahreszeit besser, im Haus zu sein, als im Wald Eicheln und Kastanien für das Vieh suchen zu müssen und Kräuter für die Menschen. Für die Männer begann nun die ruhige Zeit, die sie mit Reden verbrachten und mit Jagen.
    Bereits auf dem Rückweg vom Thing besprach Eldas Vater voller Zorn mit seiner Frau die Aufsässigkeit der Tochter. Er forderte Lanina auf, dem Mädchen alles beizubringen, was eine gute Ehefrau braucht, um einen Hof zu führen. Viel zu viel hatte er Elda durchgehen lassen, nur weil sie schneller und geschickter im Geiste war als ihre Brüder. Das schien ihr zu Kopf gestiegen zu sein, denn man konnte es drehen und wenden wie man wollte – sie blieb doch ein Mädchen. Nur zu oft hatte er das vergessen und sie genauso behandelt wie ihre Brüder, wenn er sie ihnen nicht so manches Mal sogar vorgezogen hatte.
    Aber das wollte er jetzt ändern. Mit dem Spielen und Träumen sollte es von nun an vorbei sein. Noch drei oder vier Sommer durften ins Land gehen, bevor er Elda verheiraten würde. Zuvor galt es, sie in allem zu unterrichten, was eine

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