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Arminius

Arminius

Titel: Arminius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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beneidet, von dieser ebenso schönen wie charakterstarken Frau geliebt zu werden. Nur zu gut kannte er das große Gefühl, hatte doch auch er seine Ehefrau von ganzem Herzen geliebt und verzehrte sich noch heute nach Vipsania Agrippina. Auf Befehl des Augustus hatte er ihr den Scheidebrief schicken müssen, um die Tochter des Princeps zu heiraten. Julia war eine hochmütige Frau, die ihn nicht liebte und ihm in Rom mit wechselnden Liebhabern Hörner aufsetzte. Scheidung und Heirat hatten nur den einen Grund, ihn fester an die Familie des Herrschers zu binden. Tiberius hasste die Politik. Nach der erzwungenen Scheidung hatte er Vipsania nicht wiedergesehen. Seine Schwägerin Antonia aber war ebenso warmherzig wie die Frau, die er hatte verstoßen müssen, das fühlte er, und es verunsicherte ihn. Solche Gedanken ziemten sich nicht gegenüber einer Witwe, die ihren toten Mann auf seiner letzten Reise begleitete.
    Mit einer anmutigen Bewegung schlang sich Antonia die Stola um die Schultern. Tiberius räusperte sich, um seiner Verlegenheit Herr zu werden. »Ich will, dass du diesen kleinen Cherusker in deinem Haus erziehst.«
    Antonia fuhr auf. »Stoß deinem Neffen doch selbst den Dolch ins Herz, wenn du ihn schon zu den Manen schicken willst!«
    Ihre Erregung verunsicherte ihn nicht. Er hatte damit gerechnet. Deshalb fuhr er unbeeindruckt fort: »Es ist viel verlangt. Aber bedenke: Drusus, nicht Tiberius verlangt es von dir.«
    »Aber warum?« In den Augen der jungen Frau sah er die Erschütterung, die der Wut folgte. Nur zu gern hätte er sie umarmt. Seine Hände zuckten, doch er hielt sich im letzten Moment zurück und ballte sie zur Faust. »Julius ist ein begabter Junge, mit tausend Talenten reich beschenkt, das Ebenbild seines Vaters. Aber der junge Cherusker steht ihm in nichts nach. Auch wenn er von Geburt ein Barbar ist, so ist er in seiner Wesensart ein Römer. Julius wird eines Tages Rom beherrschen, jener aber in seinen Diensten Germanien.«
    Antonia sah ihn prüfend an. Tiberius verstellte sich nicht, er sagte, was er dachte. »Drusus starb, um Germanien zur Ehre Roms zu einer Provinz unseres Vaterlandes zu machen. Zwar stehen unsere Siegeszeichen überall in ihrem Land, aber wir werden dieses Land nur durch Männer germanischen Blutes beherrschen, denn es ist ein männliches Land, und nur Männer können Männer regieren. Und der Knabe wird ein Mann werden. Sorgen wir beizeiten dafür, dass er die römische Lebensart lieben lernt, machen wir aus ihm einen germanischen Römer. Nur so binden wir die Germania magna dauerhaft an uns und nur dann ist mein Bruder, dein Mann, nicht umsonst gestorben. Bedenke, dass du eine Römerin bist, Antonia, dann erkennst du auch deine Pflicht.«
    Sie schlug die Augen nieder, dachte eine Weile nach, dann sah sie ihn mit einem wehmütigen Lächeln an. »Aus dir spricht wirklich Drusus.«

    Spät in der Nacht noch kümmerte sich die chaldäische Sklavin, nachdem sie Julius in den Schlaf gesungen hatte, auf Anweisung ihrer Herrin um die Wunden des germanischen Jungen. Obwohl Germir und der Chatte alles, was in ihren Kräften stand, unternommen hatten, um die Wunden zu säubern und zu verbinden, wäre es ohne die fachkundige Hilfe der Chaldäerin wohl nicht ohne Entzündungen oder gar eine Blutvergiftung abgegangen. Ergimer ließ es dankbar geschehen und schlief völlig erschöpft ein, während die Sklavin seine Wunden versorgte.
    Die kleine Flotte hatte bereits wieder Fahrt aufgenommen, und die Sonne erklomm allmählich den Mittagspunkt, als der Junge von einem Legionär aus dem Tiefschlaf gerissen wurde. Der Chatte übersetzte, dass beide Cherusker sofort vor Tiberius zu erscheinen hätten. Ergimer begriff in seiner Schlaftrunkenheit zunächst nicht, was man von ihm wollte, auch fühlte er sich kraftlos. Doch sein Bruder zog ihn unerbittlich mit sich, was der Junge willenlos geschehen ließ. »Sie werden dich bestrafen!«, sagte Germir, dessen unsteter Blick wachsende Panik verriet.
    »Aber das ist nicht gerecht, ich habe doch nicht angefangen!«, verteidigte sich Ergimer.
    »Wenn es gerecht zuginge, wären wir auch nicht hier. Warum hast du dich bloß auf die Prügelei eingelassen?«
    »Sollte ich mich etwa auspeitschen lassen?«, fragte Ergimer empört und blieb abrupt stehen. Mit einem Mal war er hellwach. An seinem linken Auge blühte ein Veilchen in schillernden Farben, und der Biss am Oberarm, in den der kleine Römer tief seine Zähne geschlagen hatte, brannte wie

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