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Arminius

Arminius

Titel: Arminius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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brauchte.«
    »Und einen Hintern, der jetzt zäh wie Leder sein dürfte«, warf der Narbengesichtige lachend ein. »Was hat dich so angetrieben, mein Junge?«
    »Ich wollte nicht zu spät kommen, Imperator, wenn du Maroboduus schlägst!«, sagte Arminius lächelnd.
    »Ich auch nicht«, ertönte eine Stimme vom Zelteingang her, die Arminius – bei Jupiter! – kannte und die ihm die liebste auf der Welt war. Kein Zweifel, hinter ihm stand Germanicus.
    Mit gespielter Verzweiflung sah Arminius abwechselnd zu Tiberius und dann zu dem Neuankömmling: »Kaum gibt es einen Finkennapf Ruhm zu gewinnen, ist er auch schon da, um ihn mir streitig zu machen.«
    »Nur die Ruhe, es ist genug Ruhm für alle da. Maroboduus sitzt wie eine Spinne in seinem Nest an der Gabelung der Albis. Eine riesige Burg soll es sein. Er hat vierzigtausend Krieger versammelt. Germanicus, du kommst von Gajus Sentius Saturninus. Wie steht es mit seinen Vorbereitungen?«
    Germanicus nahm den Helm unter den Arm und schritt zu Tiberius, stieß dabei mit todernster Miene Arminius im Vorbeigehen scherzhaft in die Seite und baute sich vor dem Imperator auf.
    »Die Truppen sind versammelt. Er wird morgen früh losmarschieren. Er lässt dir ausrichten, du sollst nicht bummeln, sonst ist er vor dir in Marobudum und wird den Markomannen allein schlagen!«
    »Hoho, er wäre kein guter Feldherr, wenn er nicht seine Truppen wie seine Worte ins Gefecht zu schicken verstünde. Das ist der Plan, meine Herren: Wir werden mit unseren Legionen morgen früh aufbrechen und vom Süden her Bohemia aufrollen, während Saturninus vom Westen, von Mogontiacum aus losschlägt. Zwei starke Heereskeile werden getrennt marschieren, sie werden einen eisernen Ring um den Hals des Maroboduus legen, um ihn dann gemeinsam zuzuziehen.«
    »Ruhm und Ehre!«, riefen die Offiziere.
    »Ja, Ruhm und Ehre. Wenn der einzige germanische König fällt, der mächtig genug ist, Rom gefährlich zu werden, dann liegt uns ganz Germanien diesseits und jenseits der Albis zu Füßen«, sagte Tiberius. Nachdenklich schaute er Arminius an und strich ihm kurz über die Wange. »Kämpfe gut, mein Junge, es wird auch dein Land sein!« Er wies auf ihn und fuhr fort: »Hier steht der künftige König des Cheruskerlandes. Mit den anderen Fürsten wirst du Rom dienen. Aber sag mir, mein Junge, was ist Rom?«
    »Unser Wille, unsere Disziplin und unser Verstand.«
    »Nerv von unsren Nerven, Sehnen von unsren Sehnen, Fleisch von unserm Fleisch, das ist Rom. Die Stadt lebt von unserem Blut!«
    »Salve!«, riefen die Offiziere.
    »Erfrischt und säubert euch, wir sehen uns in einer Stunde im Speisezelt«, sagte Tiberius. Die beiden jungen Männer salutierten, dann legten sie sich die Arme um die Schultern, stießen sich noch einmal versteckt in die Seite und traten Arm in Arm nach draußen.
    Tiberius sah ihnen mit unbewegtem Gesicht nach. Nur wer den Feldherrn sehr gut kannte, bemerkte den Stolz in seinen Augen. Seine menschgewordene Vision von Rom hatte gerade übermütig sein Zelt verlassen.

    Der trunkene Atem der Offiziere machte die Luft im Speisezelt allmählich warm und dunstig. In all dem Lärmen und Zuprosten ließ Tiberius seine Blicke schweifen. Für ihn war es diese Mischung aus Alkohol, überwundener Todesgefahr, erlebten Abenteuern und überbordender Großsprecherei, die nur mühsam die Trauer in der Seele zu verdecken vermochte, die ein Gelage der Offiziere vor einem großen Feldzug zu einem einzigartigen Erlebnis machte.
    Es war beglückend und ekelhaft zugleich, weil es sich ständig an der Zumutung stieß, ein Mann zu sein. Als Mann musste man die Führung übernehmen, man hatte sich zu schlagen, in den Krieg zu ziehen, zu töten und sich töten zu lassen, und sich notfalls, wenn man aus politischen oder finanziellen Gründen verleumdet worden war, das Leben zu nehmen, um seine Familie zu retten. Es ging dabei nicht um körperliche Regungen wie Essen, Trinken, Schlafen, Vögeln oder Ausscheiden, es ging einzig darum, den täglichen Überlebenskampf zu meistern.
    Das Leben war eine animalische Angelegenheit, und der Krieg spiegelte diese Tatsachen nur offen und deutlich und nicht versteckt und hinterrücks wie die Politik. Tiberius fand den Krieg ehrlicher, weil man den Speer durch die Luft fliegen sah, der dem eigenen Leben ein Ende setzen sollte. Das machte den Reiz dieser Gelage aus – alle wussten, dass sie am nächsten Tag in der Schlacht zusammenstehen mussten, vielleicht erwartete sie auch der

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