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Arminius

Arminius

Titel: Arminius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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der Villa eines Senators in Aquileia, schlief zwei Stunden, wusch sich und schwang sich auf ein frisches Pferd. So erreichte Arminius in nur zwei Tagen das Militärlager des Tiberius im Norden der römischen Provinz Pannonia unweit der Grenze zum Noricum. Drei Legionen und ein paar Reiterverbände lagerten hier und warteten nur auf das Kommando des Feldherrn zum Aufbruch.
    Als er vom Pferd sprang, spürte Arminius zwar jeden Muskel, aber die Freude und die Neugier auf ein Wiedersehen mit Tiberius nach all den Jahren trieb ihn weiter. Der Feldherr hatte sich zehn Jahre zuvor aus der Politik zurückgezogen und seither im freiwilligen Exil auf der Insel Rhodos gelebt. Den Grund dafür sahen einige im Verdruss über seine Gemahlin Julia, andere in der Zurücksetzung des Tiberius durch Augustus, der seine Enkel Gaius Caesar und Lucius Caesar zu seinen Nachfolgern erkor. Aber niemand wusste letztendlich genau, was den melancholischen Mann ins Exil getrieben hatte.
    Doch die Zeit hatte für ihn gearbeitet. Seine Ehe war inzwischen geschieden und die untreue Frau auf eine kleine Mittelmeerinsel verbannt worden. Die beiden Enkel des Kaisers waren überraschend jung an den Folgen von Verletzung und Krankheit verstorben. Danach war Tiberius von Augustus adoptiert und damit offiziell vor aller Welt zu seinem Nachfolger bestimmt worden. Eine einzige Bedingung hatte ihm Augustus gestellt: Tiberius musste seinerseits seinen Neffen Germanicus an Sohnes statt annehmen.
    Als Arminius das Zelt des Imperators betreten wollte, hielt ihn ein Prätorianer auf. »Wer bist du?«
    »Julius Caesar Arminius.«
    Der Prätorianer salutierte, und Arminius betrat das große, mannshohe Zelt. Auf einem Sessel saß Tiberius. Mehrere Offiziere umstanden ihn, und er unterhielt sich gerade mit einem Reitertribun. Arminius erschrak bei seinem Anblick. Die Augen des Mannes, der ihm einst seinen römischen Namen gegeben hatte, blickten womöglich noch freudloser als früher, sein Gesicht war mit Ausschlag und mit Narben von verheilten Pusteln übersät, untilgbare Spuren der um sich greifenden gefürchteten Mundlepra. Als er kurz aufblickte, gewahrte er Arminius und überlegte einen Moment, bevor sich sein finsterer Gesichtsausdruck aufhellte. »Ist das nicht … bist du nicht?«
    »Julius Caesar Arminius, Imperator!«
    Tiberius sprang auf. Er mochte jetzt an die fünfzig Jahr zählen, wirkte aber immer noch jugendlich. Nur ein kleiner schwarzer Strich am linken Ohr verriet, dass er sich die Haare färbte. Der Feldherr strahlte freudig, als er Arminius fest in den Blick nahm, und unterdrückte spürbar die Regung, ihn zu umarmen. Dann wandte er sich dem Mann zu, mit dem er gesprochen hatte.
    »Komm, Velleius, komm her, und werde Zeuge meiner Freude!« Der Angesprochene folgte lächelnd der Aufforderung seines Vorgesetzten, und Tiberius legte ihm seine rechte Hand auf die Schulter. »Das, mein lieber Velleius, ist der Junge, den ich vor über zehn Jahren aus Germanien mit nach Rom gebracht habe. Ich wusste, dass er eine Zierde unserer Armee werden würde.«
    Arminius hob abwehrend die Hände, doch der Feldherr drückte sie, keinen Widerspruch duldend, nach unten.
    »Und das, mein lieber Junge, ist mein bester Reitertribun und Freund Velleius Paterculus. Halte dich an ihn, wenn du noch etwas lernen willst. Ich glaube, mein lieber Freund, wir können dem jungen Mann ein Kommando überlassen?«
    »Die germanischen Reiter benötigen einen klugen und kühnen Anführer!«, sagte Velleius Paterculus lächelnd.
    »So soll es sein«, sagte Tiberius und setzte hinzu: »Das Wiedersehen muss gefeiert werden.« Er blickte sich im Kreis seiner Offiziere um und erntete zustimmendes Nicken.
    »Hat nicht Bacchus Indien erobert? So wird Biberius auch die Markomannen besiegen«, rief ein Tribun, dem eine Narbe quer übers Gesicht lief, mit rauer Stimme. Alle amüsierten sich über den derben Spaß, den Namen Tiberius – Sohn des Flusses Tiber – zu Biberius – Trinker – zu verballhornen. Am lautesten aber lachte der Imperator selbst über den Scherz, der auf seine Kosten ging.
    »Seien wir heute groß im Trinken, morgen werden wir groß sein im Kämpfen«, sagte er, nachdem sich das Gelächter gelegt hatte. Dann wandte er sich wieder Arminius zu.
    »Da auf dem Tisch liegt die Nachricht aus Rom, die dich ankündigt. Sie ist erst vor einer Stunde hier eingetroffen. Wie schnell du geritten sein musst! Respekt.«
    »So schnell, Imperator, dass es drei Pferde

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