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Arminius

Arminius

Titel: Arminius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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dem Ansturm der Gefolgsleute nicht mehr lange würden standhalten können. Er beschloss daher, einen kräftigen Streich gegen die Knie des Königs auszuführen, den dieser abwehren würde, um dann als Nächstes auf Marbods Kopf zu zielen. Der Markomanne war ein erfahrener Kämpfer und nicht so leicht mit einer Finte zu überlisten, doch Arminius musste alles auf eine Karte setzen. Wenn dieser Angriff misslang, würde er kaum die Gelegenheit zu einem zweiten haben, dann hätte die Überzahl der Krieger des Königs sie überwunden. Wie erhofft parierte Marbod diesen Streich und sah den nächsten Hieb nicht voraus. Blitzschnell änderte Arminius die Stoßrichtung und schlug das Schwert des Gegners nach unten, sodass es zu Boden fiel. Im gleichen Moment spürte Marbod die Spitze des gegnerischen Schwertes in seiner Halsmulde.
    »Lasst die Schwerter fallen!«, brüllte Arminius auf Germanisch. Die Gefolgsleute gehorchten ihm. »Hochverehrter Maroboduus, würdest du die Freundlichkeit besitzen, mit Julius Claudius Nero Germanicus, den du der Einfachheit halber Germanicus nennen darfst, zu verhandeln, oder soll ich dich zu den Manen schicken?«
    »Verhandeln wir, Germanicus«, presste der bedrängte König hervor.
    »Schick deine Leute hinaus«, forderte Germanicus, noch etwas außer Atem vom Kampf.
    »Geht, lasst uns allein.«
    Marbods Gefolgsleute verließen den Saal, während sich der König mit den drei Gesandten an den Tisch setzte. Sie verhandelten bis zum Mittag des nächsten Tages. Dreimal servierten die Mägde Speisen und Getränke, dann stand der Vertrag. Und wahrlich, er kam die Römer recht teuer zu stehen, denn sie mussten Marbods Reich nicht nur anerkennen und seine Grenzen respektieren, sondern auch garantieren, dass die Albis die Grenze der Provinz Germania bildete. Jenseits des Flusses aber sollte sich Marbods Einflussgebiet erstrecken, das die Stammesgebiete der Semnonen, der Langobarden, der Rugier und Sachsen umfasste und von der Gabelung der Albis bis ans Mare Suebicum reichte.
    In gewisser Weise bewunderte Arminius den König, wie er Stück für Stück sein germanisches Reich erweiterte. Vor wenigen Tagen noch hätte niemand mehr ein paar Kupfermünzen für ihn gegeben, nun aber stand er als Sieger dar. Der Aufstand gegen die Römer in Pannonia hatte Marbod nicht nur den Hals gerettet, er hatte ihm zudem den Kopf vergoldet. Gestern noch hatte es so ausgesehen, als ob ihn zwei mächtige römische Heerzüge vernichten konnten, nun baten die Römer um Frieden und kamen mit Geschenken.
    Zum Abschied hielt der König Arminius zurück, während Germanicus und Velleius bereits ihre Pferde bestiegen.
    »Ich weiß nicht, aus welchem Stamm du kommst, Germane, aber auch der wird mir eines Tages zu Füßen liegen. Ich habe heute ein gutes Geschäft gemacht. Aber es hätte, wenn du nicht gewesen wärest, um ein Vielfaches besser ausfallen können. Sieh also zu, dass du mir nicht ein zweites Mal unter die Augen kommst, denn dann wirst du sterben. Und achte darauf, dass ich niemals erfahre, aus welcher Sippe du stammst. Ich würde sie ausrotten bis auf das kleinste Kind, das in eurem Schweinestall plärrt.«
    Marbods Augen funkelten vor Hass. Er hatte halblaut, aber mit einem wölfischem Grollen in der Stimme gesprochen. Und er war kein Mann der leeren Drohungen. Vor dem geistigen Auge des Arminius erschienen Marbods Krieger als Männer mit scharfen Schwertern und ohne Gesichter, die mit Brandfackeln das Gehöft seiner Eltern überfielen, die Männer erschlugen, die Frauen vergewaltigten und dabei unablässig brüllten: Ergimer hat euch das angetan. Er schlug die Augen nieder aus Sorge, der König könnte seinen Geburtsnamen in seinen Augen lesen.
    »Komm endlich!«, rief Germanicus ungeduldig. »Oder veranstaltet ihr da noch ein Familienfest?«
    »Aber sicher doch! Wir sind uns so verwandt wie Feuer und Wasser, das erst Ruhe findet, wenn es das Feuer gelöscht hat«, antwortete Arminius. Dann machte er einen Schritt auf Marbod zu. Er spürte die rücksichtlose Gewalt des Mannes und die Heimtücke des gelernten Politikers.
    »Warum, Marbod, hast du in Rom nur das Schlechte gelernt, wo es dort doch auch so viel Gutes gibt?«
    Jetzt, da er dem Markomannen beim Abschied gegenüberstand, empfand Arminius seltsamerweise Furcht. Er durfte sich nicht von den Netzen der Angst, die der König auswarf, fangen lassen. So kalt, wie er unter Aufbietung seiner gesamten Selbstbeherrschung vermochte, sagte er: »Such nicht nach mir,

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