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Arminius

Arminius

Titel: Arminius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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Marbod! Die Spitze meines Schwertes hat dich schon einmal gefunden, sie wird dich auch ein zweiter Mal finden, und sie wird dann nicht so höflich sein und verharren, alter Mann!«
    Im Davonreiten streiften ihre Blicke noch einmal die Verteidigungsanlagen, die Marbod in aller Eile hatte errichten lassen und die für die römischen Legionen kein ernsthaftes Hindernis dargestellt hätten. Das machte ihnen noch einmal bewusst, dass ihnen der Sieg im Feldzug gegen die Markomannen sicher gewesen wäre. Dass sie diesen wegen des Aufstandes im Rücken aufgeben mussten, hatte die Verhandlungen mit Marbod doppelt bitter gemacht. Wie kann das Schicksal nur so einen Widerling begünstigen, fragte sich Arminius.
    Germanicus, der rechts neben ihm ritt und seine Gedanken erraten hatte – wenn ihn nicht ähnliche quälten –, versuchte, den Freund zu trösten: »Mag er auch heute triumphieren, umso tiefer wird morgen sein Sturz sein. Das Schicksal ist ein knausernder Geldverleiher, es verschenkt seine Münze nicht!«
    Arminius gab keine Antwort. Er gestand es sich nur ungern ein, aber das Gespräch mit Marbod beschäftigte ihn immer noch, weil der Markomanne wie er selbst seine Jugend in Rom verbracht hatte. Waren sie einander ähnlich, verschieden nur, weil er, Arminius, jünger war? Hätte er nur gewusst, was ihn so verunsicherte!
    Sicher trug auch die Kunde von Elda, die ihm Germanicus überbracht hatte, zu seiner Verwirrung bei. Ohne Vorwarnung war in der Zeit, die ein Satz benötigte, sich sinnvoll zu runden, eine Wunde, die er für geheilt erachtet hatte, wieder aufgebrochen und blutete. Er beneidete Germanicus darum, Elda gesehen und sogar mit ihr gesprochen zu haben. Tief innerlich verübelte er es ihm auch ein klein wenig. Wieder durchzog ein Schmerz seinen Körper bei dem Gedanken an Elda. Sehnsucht, der Schmerz hieß Sehnsucht.
    Nachdem sie schweigend, jeder in seine Gedanken versunken, den Wegposten der Markomannen passiert hatten, zügelten sie ihre Pferde.
    »Zeit, Abschied zu nehmen«, sagte Germanicus. »Du, Velleius, reitest zum Rhenus, zu Saturninus, du Arminius zu Tiberius nach Siscia und ich nach Rom, um die Nachricht vom Friedensschluss mit Maroboduus zu überbringen.«
    »Was macht es aus, wenn ich Saturninus die Nachricht bringe und dann zu Tiberius eile?«, hörte sich Arminius sagen. Aber schon, als er die Bitte vorbrachte, wusste er selbst, das sie vergeblich war.
    »Der Imperator erwartet dich«, erwiderte Germanicus. »Er hat unsere Aufgaben selbst festgelegt. Finde dich drein wie ein echter Römer. Nur Barbaren folgen ihrem Herzen in die andere Richtung, wenn der Verstand oder die Pflicht in die entgegengesetzte Richtung zeigt.«
    Du hast gut reden, dachte Arminius wütend, du hast sie gesehen, mit ihr gesprochen. Und ich? Velleius führte sein Pferd dicht an Arminius Seite, während Germanicus’ Pferd von vorn seinen Kopf zwischen die Hälse der anderen beiden Reittiere steckte.
    »Kopf hoch, mein Freund. Was immer du dort willst, die Zeit würde ohnehin nicht reichen, um deine Wünsche zu erfüllen. Du müsstest fast vom Pferd aus noch Meldung erstatten und dich sogleich nach Pannonia wenden«, sagte Velleius tröstend.
    »Ach, verdammt, Arminius, du kommst schon noch zurück ins Cheruskerland, zu Elda. Jetzt ist keine Zeit, an die Liebe zu denken, Mars regiert, nicht Amor«, fügte Germanicus hinzu.
    Wie wahr, dachte Arminius bitter. So lange er lebte, herrschte bereits der Kriegsgott, und wahrscheinlich würde er immer noch regieren, wenn er dereinst zu den Ahnen ging. Musste er denn so lange warten, bis er Elda wiedersah? Mit einem gezwungen Lachen wischte er die trüben Gedanken beiseite. Jetzt hieß es erst einmal, Abschied von den Gefährten zu nehmen.
    »Wir sehen uns bald wieder«, sagte er zu ihnen.
    »Ja, in Pannonien. Und dann werden wir die Schufte zusammenhauen, die uns den Sieg gegen Maroboduus gestohlen haben«, erwiderte Germanicus grimmig.
    »Ruhm und Ehre«, rief Velleius.
    »Ruhm und Ehre«, antworteten die beiden anderen, dann umarmten sich alle drei, indem sie sich im Sattel zueinander reckten, und ritten eilig los. Sie wussten nicht, was ihnen die Zukunft bringen würde, aber sie glaubten, dass die Ereignisse der letzten Stunden sie für immer vereint hatten. Gefährten fürs Leben, mit diesem Gefühl nahmen sie Abschied voneinander.

    Arminius ritt durch den Tag und durch die Nacht und wieder durch den Tag und wieder durch die Nacht. Das Wetter zeigte sich von seiner

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