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Arno-Linder 1: Papierkrieg

Arno-Linder 1: Papierkrieg

Titel: Arno-Linder 1: Papierkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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nicht. Trotzdem sprach ich sie an. »Wie sind Sie eigentlich hereingekommen?«
    »Die Tür is offn.«
    »Und was wollen Sie von mir?«
    »Na ja, du hast mir ja deine Karte gebm. Wenn was wär.«
    »Haben Sie die Türe hinter sich geschlossen, als Sie reinkamen?«
    »Sicher, meinen S’, wir ham Palatschinken daheim?«
    Ich musste sie verständnislos angestarrt haben, denn erläuternd fügte sie hinzu: »Zum Durchfressen statt Zumachen?«
    »Also die Tür ist zu?«
    »Eh.«
    »Das ist gut. Haben Sie auch abgeschlossen?«
    »Na. Is ja net meine.«
    Um ein Haar hätte ich die Frage gestellt: Tür oder Palatschinken? Aber ich ließ es bleiben. Denn mir war aufgefallen, dass sie Jeans trug, die künstlich gebleicht waren, sodass manche Stellen dunkelblau, andere verwaschen weiß waren. Verhängnisvollerweise entstand so der Eindruck, als ob sie es nicht mehr rechtzeitig auf die Toilette geschafft hätte. Beim Versuch, die Hose in einen ästhetischen Zusammenhang mit ihrem Shirt, den grellen Farben ihres Make-ups und dem herumbaumelnden Modeschmuck zu bringen, gab ich auf.
    Ich atmete tief ein, stand auf, suchte den Schlüssel und schloss die Wohnungstür ab.
    »Bist paranoid oder ist dir sonst nicht gut, dasst a so einen Tick wegen deiner Tür hast?«
    »Es sind heute schon so viele Leute durch diese Tür gekommen, und wenn die Welt untergeht: Heute lass ich niemand mehr rein.« Mit diesen Worten hatte ich mich zurück in meinen Sessel gequält.
    »Also, warum sind Sie hier?«
    »Lass des Siezen sein, sag du.«
    »Ok. Warum bist du da?«
    »Wegen deiner Karte und dem, was du gsagt hast.«
    »Ihr habt also irgendwelche Probleme?«
    »Na, eigentlich ned, oder doch, vielleicht eh …« Dem war ich momentan nicht gewachsen. »Tief durchschnaufen, alles der Reihe nach. Aber zuerst muss ich mir einen Tee machen. Willst du auch was?«
    Beim Wort Tee war sie förmlich zusammengezuckt.
    »Ja, hast ein Bier für mich?«
    »Nein.«
    »Was hast denn sonst zum Trinken da?«
    »Tee, Kaffee, Wasser.«
    »Nein, ich mein Wein oder so?«
    »Hm, einen Schnaps kannst haben. Absinth oder Whisky.«
    »Dann nix.«
    Mittlerweile hatte ich Wasser aufgesetzt, die Kanne ausgewaschen, das Sieb gesäubert und aus meiner Büchse neuen Tee hineingegeben. Drei mal zwei Finger voll. Das frische Teeblatt des Senchas war dunkelgrün und duftete leicht nach Heu. Wenn man es zwischen den Fingern rieb, entstand der Eindruck einer subtilen Öligkeit. Heißen Tee, literweise, das war jetzt genau das Richtige für mich.
    »Sag, bist krank, dass’d Tee trinkst?«
    »Ja, leicht verkühlt. Aber ich trinke auch sonst Tee, wenn ich gesund bin.«
    So wie sie mich anblickte, war mir klar, dass sie einen gesunden Teetrinker für eine contradictio in adjecto hielt. Wer Tee trank, musste krank sein, so oder so.
    »Ah.« Eine langgezogene Silbe nur. Daraufhin ein kurzes Zögern, dem die Feststellung »Schaust eh oarg aosch aus« folgte. Da fiel aber sogar ihr auf, dass das eine Spur zu viel sein könnte. Also relativierte sie mit: »So als a Kranker, mein ich.«
    »Schon gut.« Inzwischen kochte das Wasser, ich goss ein und nahm die Kanne, um zurück zu meinem Sessel zu gehen. Sie folgte mir. Als ich mich von den Strapazen so weit erholt hatte, dass ich wieder die Augen öffnen konnte, saß das Mädchen mit untergeschlagenen Beinen auf meiner Couch und rauchte eine Marlboro. Das Packerl lag vor ihr auf dem Tisch. »Is eh oke, wenn ich tschik?«
    »Sicher, aber ich hab auch einen Aschenbecher, du musst nicht auf den Tisch aschen.«
    »Ich hab glaubt, weil da eh schon so viele Stummel rumliegen, is des bei dir so.«
    Ich stellte den Aschenbecher auf den Tisch. »Das war nur der Besuch vor dir, unangenehme Menschen. Aber egal, warum bist du da, und sag jetzt nicht wieder, wegen meiner Karte.«
    Sie starrte in den Aschenbecher. Meine Frage hatte sie anscheinend überhört.
    »Drum.« Sie hielt einen Jointstummel hoch. »Darum hast nichts zum Trinken da, du bist ein Kiffer.«
    Sie strahlte über das ganze Gesicht, das hinter der dicken Schminke versteckt erschreckend jung und naiv wirkte. »Hast was da zum Puffn?«
    »Sicher.«
    »Darf ich, wenn ich schon nix zum Trinken krieg?«
    »Sag mir erst, warum du da bist, dann schaun wir weiter, aber ich weiß keinen Grund, der dagegen spricht.«
    Vielleicht würde sie ja unter THC ein wenig klarer und direkter. Aber wahrscheinlich würde, wie gewöhnlich, alles nur noch viel schlimmer.
    »Weil der Berti mich gschlagen hat.«
    Zu dem

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