Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Arno-Linder 1: Papierkrieg

Arno-Linder 1: Papierkrieg

Titel: Arno-Linder 1: Papierkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
Vom Netzwerk:
paar langen Schritten war ich neben ihr. Im ersten Moment bemerkte sie mich überhaupt nicht. Als sie mich entdeckte, war sie einen Augenblick lang unschlüssig, doch dann lächelte sie und blieb stehen. Der Wind blies ihr die schwarzen Locken ins Gesicht. Sie versuchte, sie hinters Ohr zurückzuschieben, aber im nächsten Moment befreite sie ein heftiger Luftzug wieder und sie flatterten frei und wild. Laura zog sich die Kopfhörer aus dem Ohr, neigte ihren Kopf, lächelte und fragte: »Sie?«
    »Ja, ich.«
    »Und, worum geht’s? Brauchen Sie wieder ein Taxi? Wie Sie sehen, bin ich leider zu Fuß unterwegs. Diesmal kann ich Sie unmöglich mitnehmen. Und auch wenn ich einen Wagen hätte«, Laura machte eine kurze Pause und kräuselte die Lippen leicht, »würde ich Sie, glaube ich, stehen lassen.«
    »Kann ich Ihnen auch nicht verdenken. Vielleicht lassen Sie mich alles wieder gut machen, …«
    »Ja?«
    »… indem ich Sie zum Essen einlade?«
    Laura blickte mich unschlüssig an, kaute ein bisschen auf ihrer wunderbaren Unterlippe. »Nur, wenn Sie mich nicht wieder sitzen lassen.«
    »Sicher nicht.«
    »Gut, wohin wollen wir gehen?«
    »Am Luegerplatz gibt’s ein kleines Restaurant. Heißt Schimansky. Dort ist es ganz nett.«
    »Kriegen wir dort jetzt überhaupt noch einen Platz, so auf die Schnelle?«
    »Ich hab angerufen, die hätten noch einen Tisch für uns.«
    »Sie sind sich Ihrer Sache aber ziemlich sicher, ich weiß nicht, ob mir das gefällt.«
    Sie beendete den Satz mit dem leisesten Hauch eines Lachens, das irgendwo, weit hinter dem Gesagten, den Horizont ihrer Sprache erhellte.
    »Ich bin mir nur sicher, dass ich gerne mit Ihnen essen gehen würde, alles andere liegt bei Ihnen.«
    Sie zog sich auch den anderen Stöpsel aus dem Ohr und verstaute die Kabel irgendwo in den Innentaschen ihres Mantels. Das Smaragdgrün harmonierte wunderbar mit dem Schwarz ihrer Haare. An einem Sonnentag wäre es vermutlich zu auffallend gewesen, aber im windigen Regen, wo alles Grau in Grau schien, war der Effekt einfach umwerfend.
    »Na gut: Gehen wir essen.«
    Also gingen wir. Ein paar Minuten später waren wir über die Dominikanerbastei in die Biberstraße gelangt. Ich öffnete die Tür und schob den schweren, dunkelgrünen Vorhang, der die Winterkälte draußen hält, zur Seite. Wir traten ein.
    Das Schimansky ist sehr klein, es gibt nur ein Zimmer, das vielleicht Platz für fünf oder sechs Tische bietet. In der Mitte des Raumes, sofort nachdem man eintritt, führt eine Treppe hinunter zu den Küchen und Sanitärräumen. Die Tischdecken sind weiß und dick, die Servietten stehen sauber gefaltet auf den Untertellern, es riecht ganz leicht nach Kerzenwachs und gutem Essen. Die Wände sind getäfelt, die Sessel bequem, und man fühlt sich sofort wohl. Die Küche ist auf eine aufregende Art solide. Kein modischer Schnickschnack, keine Kinkerlitzchen, aber mit viel Liebe und Können zubereitet.
    Ich half Laura aus dem Mantel, nahm ihr den seidenen Schal ab, der mit persischen Mustern bemalt war, und ließ alles auf einen Haken gleiten. Meinen hängte ich daneben. Eine Bedienung führte uns zu unserem Tisch, es war der links hinten. Laura saß mit dem Rücken zum Raum, ich wie die alten Revolverhelden mit dem Rücken im Eck. Das Mädchen reichte uns die Karten und verließ den Tisch.
    »Ich hoffe, Sie sind keine Veganerin. Sonst sind wir im falschen Restaurant.«
    »Keineswegs. Würden Sie mich bitte einen Augenblick entschuldigen?« Ich tat der Höflichkeit genüge und Laura ging die Treppe hinunter. Kaum, dass sie verschwunden war, läutete mein Handy. Ich nahm ab, es war Eugen. »Wie schaut’s aus, Lust auf ein Debakel?«
    »Wann?«
    »So gegen elf.«
    »Elf ist gut.«
    »Bis dann.«
    Wir legten auf. Gott sei Dank hatte das Laura nicht mitgekriegt. Heute lief wirklich alles glänzend. Ich schaltete den Klingelton aus, und eine Minute später war Laura wieder da. Ihre Haare waren nun geordnet und trocken.
    »Schade, zerzuselt haben Sie mir besser gefallen.«
    »Schade, allein hätte ich besser gegessen«, antwortete sie keck.
    Die Bedienung kam und nahm unsere Bestellungen auf. Laura nahm sich vom schaumig gerührten Topfen und schmierte sich gekonnt ein Brötchen. Vollkorn mit Sesam. Die Frau hatte Geschmack. Ich tat es ihr gleich, das Brot war noch weich und duftete nach Korn und Hefe. Es war ein Genuss.
    »Wie haben Sie mich eigentlich gefunden?«
    »Fred.«
    »Sie kennen die Bender-Partie?«
    »Ich hab einmal für

Weitere Kostenlose Bücher